Ein gut gemeinter Überfall

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(Ort: Kurts Zuhause, Hundertwasser-Viertel 77, Tausendwasser, Hauptstadt des Regentals)


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Kurt Kurzwind konnte nicht verhindern, dass Babanusch mitsamt ihrer unbekannten Freunde in seine Hütte spazierte. Um Platz zu machen, band er seine Drachen zurück in ihre Siegel, was Schmatzer mit einem enttäuschten Grummeln quittierte. Pete versuchte noch kurz, vor dem Ring zu fliehen, doch ein paar Augenblicke später lagen die Taschenuhr, der Schlüssel und die drei Ringe still auf dem Tisch.

„Immer ihren eigenen Kopf, wa?", brummte ein alter Mann mit exotischen Augenbrauen und drückte zur Begrüßung seine Schulter. „Ich bin der Janosch. Janosch Jubelei. Baba hat mir viel von dir erzählt." Sein gewaltiger Schnurrbart bog sich nach oben, wenn er lächelte. „Ich bin Schriftrollen-Sammler auf dem Schwimmenden Markt." „Ach", antwortete Kurt lahm und nickte, bevor der nächste Besucher sich vorstellte. Ein athletischer Mann mit kaffeebrauner Haut, kaum älter als Kurt. „Hey Kurt, ich hab gehört, du kannst ein paar Freunde gebrauchen", sagte er in einem Tonfall, als würden sie sich schon ewig kennen und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich hab' den Laden neben Baba, Findus' Feinste Köstlichkeiten. Kannst' jederzeit vorbeikommen." Kurt war überfordert. „Ach, okay, ja."

Schon betatschte ihn die Nächste. „Ach mein lieber Kurt, ich freu' mich dich kennenzulernen!", strahlte die üppige Frau und ihre turmhohe Haarpracht wackelte freudig hin und her, als sie ihn an sich drückte. „Wenn es um die Liebe geht, da kenn' ich mich aus, oh ja! Ich bin ja so eine Romantikerin, das glaubst du gar nicht!" Sie lachte und ihr ganzer Körper lachte mit. „Du darfst mich Tante Plum nennen und wenn deine Sättel mal kaputt sind, dann kannst du dir einen kostenlos bei mir abholen, ja?" Kurt nickte. Seine Nase kitzelte von Tante Plums Parfüm. „Oh, ähm...danke." 

Kaum hatte sie sich abgedreht, strahlte ihm das nächste Gesicht entgegen. Oder nein, es waren zwei Gesichter! Kurt versuchte, sich seinen Schreck nicht anmerken zu lassen. Noch nie war ihm ein Zwillingsmensch begegnet. „Mein Name ist Luzero", stellte sich der linke Kopf vor. Seine Stimme war geschmeidig und seine Artikulation äußerst präzise. „Und mein Name ist Azul. Danke, dass du uns in dein Heim eingelassen hast." Auch der rechte Kopf wirkte mit seiner ordentlichen Frisur und geraden Haltung geradezu adelig. Kurt nickte, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Er bekam Kopfweh und am liebsten wollte er aus der Tür stürzen und fliehen. Er hörte nicht mehr, was Luzero sagte, weil er entsetzt feststellte, dass da noch zwei Menschen in der Reihe standen!

Die vielen Körper um ihn herum, schienen immer näherzurücken und die Luft in seiner kleinen Hütte immer dünner zu werden. All diese offenen, lächelnden Gesichter kamen ihm wie Fratzen aus einer verkehrten Welt vor. Ihre Worte hallten viel zu laut in seinen Ohren und mit jedem Atemzug überwältigte es Kurt mehr und mehr, bis er irgendwann die Augen zukniff, die Hände auf die Ohren drückte und komplett versteinert dastand. Danach bekam er kaum noch etwas mit. Jemand redete mit ihm, Hände berührten ihn, doch er wollte nur, dass sie alle verschwanden. Geht einfach, geht! schrie er so laut er konnte, aber sein Mund bewegte sich nicht. Irgendwann, nach einer quälenden Ewigkeit kehrte Stille ein. Er war wieder allein.

 Er war wieder allein

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