Funzeltastische Umärmelung

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(Ort: Sammlung sonderbarer Schriftrollen, Tintengasse 9, Schwimmender Markt)


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Die nächste Landung vollführte Schmatzer vor Janoschs Sammlung sonderbarer Schriftrollen. Die Tintengasse war bereits früh am Morgen voller eifrig umher eilender Menschen, die vor der Arbeit noch Material besorgen wollten. Kurt musste sich durch den Strom von Hunden, Katzen, Drachen und Menschen schlängeln, um zu dem unscheinbaren Laden zu gelangen, der ihm mit seinem schiefen Dach und bis zum Rand gefüllten Schaufenstern gleich sympathisch war.



Weil die Tür aussah, als könnte sie bei dem sanftesten Flügelschlag aus den Angeln fallen, drückte er sie mit den Fingerspitzen auf, das Bündel geschnürter Schriftrollen unter dem Arm. „Janosch?", rief er in die Regale hinein, die den Laden zu einem undurchsichtigen Labyrinth machten. „Ich komme!", ertönte die warme Stimme des Sammlers aus den Tiefen und einen kurzen Augenblick später, bekam er seine nächste Umarmung. „Ah, lass dich drücken, Kurt! Eine richtige Umärmelung tut doch gut, wa?", lachte er und sein gewaltiger Schnurrbart bog sich verschmitzt. Kurt kratzte sich verlegen im Nacken. „Ehrlich gesagt muss mich noch daran gewöhnen." Janosch nickte verständnisvoll und klopfte ihm auf die Schulter. „Noch ungewohnt, wa? Jaja, das wird leider immer seltener. Traurig, traurig ist das, wa."


Sein Blick viel auf das Bündel Schriftrollen. „Ach wie funzeltastisch! Du hast sie dabei!" Er nahm sie in die Hand und beäugte sie mit den Augen eines Kindes, das Geburtstag hatte, bevor er sie mit einem gequälten Lächeln zurück in Kurts Arme drückte. „So schwer es mir auch fällt, sie auszuleihen, aber ich habe von deiner brisanten Unternehmung gehört! Eine ganz besondere Madame, wa?" 

Diese verdammte Röte stieg ihm wieder ins Gesicht. „Ja, das kann man so sagen", sagte er und sah fragend auf die Schriftrollen. Janosch strich theatralisch über das Pergament. „Das, lieber Kurt, ist eine unglaubliche Rarität. Es sind Skizzen des überaus berühmten Mumpitz Leonardo DaVicni. Er ist ein Genie und Erfinder und du willst gar nicht wissen, was ich angestellt habe, um diese Originale aufzutreiben, wa!" Der alte Mann lächelte so stolz, dass Kurt schon wieder mitlächeln musste. Seine Freude war einfach ansteckend. „Ich habe gehört, dass deine Madame meine Begeisterung für Mumpitz-Firlefanz teilt. Sag ihr, dass sie gut auf sie Acht geben soll und wenn sie die Schriftrollen fertig studiert hat, soll sie mir die Schätzchen heile zurückbringen, wa?"


Kurt wurde ganz mulmig zumute bei der Vorstellung, so eine Kostbarkeit mit sich herumzufliegen, doch Janosch holte ihn mit einem wuchtigen Schlag auf die Schulter zurück aus seinen Sorgen. „Aber sag ihr, das Geschenk gibt es nur im Austausch für ein Date, wa?", scherzte er und lachte so laut über seinen eigenen Witz, dass die Schriftrollen in den Regalen mitwackelten. Mit hochroten Wangen konnte Kurt sich nicht dagegen wehren, mitzulachen, obwohl langsam die Panik in ihm aufstieg. So viel unerwartete Hilfe. So wertvolle Geschenke. Aber alle Geschenke der Welt konnten nichts daran ändern, dass er bei dem bloßen Gedanken an Madame Mondschein die Flucht antreten wollte.


Und wenn er scheiterte, würde er jetzt nicht nur sich selbst enttäuschen, sondern auch seine neu gewonnenen Freunde.

Und wenn er scheiterte, würde er jetzt nicht nur sich selbst enttäuschen, sondern auch seine neu gewonnenen Freunde

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