4. - Zwischen Tür und Angel

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"Alles klar", lauteten Marks letzte Worte am Telefon, "Dann hab einen schönen Abend, ich bringe dir die Mädchen morgen Vormittag vorbei". Ich nickte, wünschte ihm ebenfalls einen schönen Abend und legte auf. Inzwischen hatte ich es doch schon etwas eilig. 

Kurz vor Acht. Perfekt. Ich drückte die Tür zu meiner Wohnung ins Schloss und eilte die Treppen nach unten ins Freie, wo mich augenblicklich ein eisiger Wind umschloss. 

Zum Glück wartete ich nur wenige Minuten auf Andi, der mich mit seinem VW Polo abholte. Mein langjähriger Freund hatte eine tiefe Beziehung zu diesem Auto, welches er nun seit über 10 Jahren fuhr. Von der Tatsache, dass sonst nur gerade Volljährige dieses Modell fuhren, ließ er sich keinesfalls beirren. Er liebte seinen Wagen und außerdem "tat er es ja auch noch"

Gemeinsam sammelten wir Björn und dessen Freundin Anne ein, die uns an diesem Abend einladen wollten. Insgeheim hegte ich schon eine leise Vermutung, weshalb, doch diese wollte ich vorerst für mich behalten. 

Wir nahmen also Platz in einem kleinen Restaurant, in dem wir schon öfter gemeinsam gewesen waren. Während Andi und Björn sich noch über ihr letztes gemeinsames Fußballspiel in der Herrenmannschaft unterhielten, grinste ich Anne, die sich zunächst nur ein Wasser bestellt hatte, an und wartete ein wenig ungeduldig darauf, dass sie mit der Sprache heraus rückte. 

Auch sie grinste, Björn hingegen schien doch einigermaßen überrascht, als er gerade tief Luft holte, um eine weitere Hasstirade auf den Schiedsrichter loszulassen. Anne umbrach ihn mit einem simplen Satz, der sowohl ihren Freund als auch Andi erstaunt die Luft anhalten ließ. 

"Wir sind schwanger", verkündete sie schlicht und grinste mich breit an, woraufhin ich nur nickte und sie kurz darauf fest in den Arm nahm. 

„Hab ich's mir doch gedacht", murmelte ich leise und spürte, wie Anne, die ich gerade noch fest an mich drückte, kicherte. „Ich weiß, man hat's dir angesehen". 

Auch Andi gratulierte dem Paar, bevor er sich wieder neben mir auf seinen Stuhl fallen ließ und sich durch die mittlerweile ergrauten Haare strich. 

"Und woher zum Teufel wusstest du das jetzt schon?", fragte er mich entgeistert und schüttelte den Kopf. 

"Weibliche Intuition", ließ ich ihn wissen und streichelte sanft über seinen Arm. Erneut schüttelte er verständnislos seinen Kopf. 

„So etwas gibt es nicht", seufzte er und sah zu Björn, der ihm bestätigend zunickte.

„Der Meinung bin ich auch".

„Also erzählt mal", unterbrach ich das Geplänkel der beiden Männer nun, „Wie weit bist du? Und gibt es schon Namens-Ideen?".

Anne nickte freudig und stieß ihrem Freund in die Seite.

„Äh ja", sagte dieser dann, „Geschlecht lassen wir uns nicht sagen, deswegen auch möglichst neutrale Namen". Anne nickte erneut. „Zweites Trimester", verkündete er dann, „Und Luca oder Mika sind aktuell unsere Favoriten".

„Das finde ich beides schön", sagte ich und stieß Björn nun ebenfalls in die Seite, „Auch wenn ich noch nicht weiß, wie die arme Anne es mit dir als Vater dazu aushalten soll".

„He, was soll das denn heißen", entgegnete er dann empört und rieb sich den Arm, „Kann ja nicht jeder einen Marki an der Seite haben". In dem Moment, in dem er das aussprach, erstarb das Grinsen sowohl auf Andis, als auch auf Annes Gesicht augenblicklich.

„Ach Fuck, Sara, sorry", sagte Björn im nächsten Moment, „So war das jetzt nicht gemeint". Er machte ein entschuldigendes Gesicht.

Ich sah kurz in die Gesichter meiner Freunde, die sich noch unsicher zu sein schienen, ob sie die Situation lustig oder Sterbens-unangenehm finden sollten. Die Tatsache, dass Mark und ich uns hatten scheiden lassen, war in diesem Teil meiner Freundesgruppe mehr oder weniger gut angekommen.

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