𝐽𝑢𝑛

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𝑫𝒊𝒆 𝒁𝒘𝒂𝒏𝒈𝒔𝒉𝒆𝒊𝒓𝒂𝒕 

Y/n saß in ihrem Zimmer, die Hände um eine Tasse heißen Tee gelegt. Draußen regnete es leicht, die Tropfen liefen langsam die Fensterscheiben hinunter. Sie starrte in den grauen Himmel, als wäre dort eine Antwort auf die Frage zu finden, die ihr Leben gerade auf den Kopf stellte. Ihre Eltern hatten ihr mitgeteilt, dass sie in wenigen Wochen heiraten würde. Eine arrangierte Ehe  etwas, das sie nie für möglich gehalten hatte, vor allem in der heutigen Zeit. Doch in ihrer Familie, die Traditionen hochhielt, war es eine unausweichliche Pflicht.


Der Mann, den sie heiraten sollte, hieß Wen Junhui auch Jun genannt. Sie kannte ihn nur flüchtig, hatten ihn vielleicht ein oder zwei Mal bei Veranstaltungen ihrer Familien gesehen. Er war attraktiv, das musste sie zugeben hochgewachsen, mit dunklem Haar und einem kühlen Blick. Aber es war eben dieser Blick, der sie verunsicherte. Jun's Augen schienen immer distanziert, als wäre er nicht wirklich anwesend oder interessiert an den Menschen um ihn herum. Er wirkte verschlossen, fast unnahbar.

„Eine gute Partie", hatten ihre Eltern gesagt. 

Jun stammte aus einer wohlhabenden Familie und sein Vater besaß ein erfolgreiches Unternehmen. Er war der perfekte Kandidat, zumindest aus traditioneller Sicht. Aber für Y/n fühlte es sich an wie ein kalter Handel ihre Freiheit im Austausch für die Erwartungen ihrer Familie.

Als der Tag der Hochzeit näher rückte, versuchte Y/n, ihre Gefühle zu ordnen. Sie wusste, dass es keinen Ausweg gab, ohne ihre Familie zu enttäuschen, und so stellte sie sich auf das Kommende ein eine Ehe mit einem Mann, den sie kaum kannte und der ihr keinerlei Emotionen entgegenbrachte.
Der Tag der Hochzeit kam und ging in einer verschwommenen Erinnerung. Die Feier war groß, ihre Familie glücklich, doch Y/n fühlte sich innerlich leer. In den ersten Wochen nach der Hochzeit fiel es ihr schwer, sich an das neue Leben zu gewöhnen. Das Haus, in das sie mit Jun zog, war modern und elegant, doch es war auch kalt. Genau wie ihr Ehemann.Jun sprach wenig mit ihr. Er war höflich, aber distanziert, als ob er sie bewusst auf Abstand halten wollte. Sein Alltag war von Arbeit geprägt, lange Stunden im Büro und oft späte Rückkehr am Abend. Wenn er nach Hause kam, war er erschöpft und verschwand schnell in seinem Arbeitszimmer, wo er sich weiter seinen Geschäften widmete. Gespräche zwischen ihnen blieben oberflächlich über das Wetter, die Arbeit, das Nötigste. Y/n fühlte sich einsam, trotz der Tatsache, dass sie nie wirklich allein war.

Es war nicht so, dass Jun ihr gegenüber gemein war. Aber die Kälte in seinem Verhalten schnitt tiefer als jeder harsche Ton es jemals könnte. Y/n fragte sich oft, ob es immer so bleiben würde. Ob sie für den Rest ihres Lebens neben einem Mann existieren müsste, der nicht im Geringsten Interesse an ihr zeigte. Doch sie wusste nicht, wie sie diese Mauer durchbrechen konnte.

Eines Abends, als Jun wieder einmal spät nach Hause kam, überraschte er Y/n. Sie saß im Wohnzimmer und las ein Buch, als er plötzlich neben ihr Platz nahm etwas, das er seit ihrer Hochzeit noch nie getan hatte. Für einen Moment herrschte Stille, nur das sanfte Rascheln der Buchseiten und das leise Ticken der Uhr im Hintergrund waren zu hören.

„Ich habe heute nachgedacht", begann er schließlich. Seine Stimme war ruhig, aber ungewohnt nachdenklich. „Über uns. Über diese Ehe."

Y/n legte ihr Buch zur Seite und sah ihn an, überrascht von seiner Eröffnung. 


„Und?", fragte sie vorsichtig.

Er fuhr sich durch das Haar, als würde ihm das alles schwerfallen. 

„Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist. Diese arrangierte Ehe. Du hast das nicht gewollt. Ich habe das nicht gewollt."


𝐒𝐄𝐕𝐄𝐍𝐓𝐄𝐄𝐍 𝐅𝐅𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt