06 | deception

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༻✧༺A R D E N T I S

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A R D E N T I S

Tief in mir loderte der Zorn.

Und das schlimme war, dass es kein rasches Aufflammen, sondern ein dunkles, mit jeder Sekunde wachsendes Feuer war, welches heiß durch meinen Körper strömte. Es fraß sich in meinen Verstand und verschlang gnadenlos jede andere Empfindung. Der eisige Winter, der Moskau besonders nachts fest im Griff hatte, konnte es nicht ersticken, und auch der heftige Wind, der über meinen Balkon peitschte, vermochte es nicht zu dämpfen.

Denn dort unten, im trüben Licht der Straßenlaternen, huschte die schwache Gestalt der Nokari, die ich noch vor wenigen Minuten in meinen Händen gehalten hatte. Diese erbärmliche Kreatur war mir wie ein Aal entglitten und suchte nun Schutz in den Armen ihrer Begleiterin — jener Frau, die mir bei unserem letzten Aufeinandertreffen lächerlicherweise mit Polizisten und Soldaten gedroht hatte.

Wenn nicht so viele Menschen auf den Straßen wären, würde ich sie jetzt beide von hier oben aus erschießen.

Meine Finger krallten sich ins Geländer. Mein Blick blieb unverwandt auf die Silhouette meiner schluchzenden und wimmernden Feindin gerichtet. Die Art, wie sie an ihrer Freundin hing, erinnerte mich an ein armseliges, verwundetes Tier, das sich an seinen letzten Strohhalm der Rettung klammert.

Das alles war nur ein Schauspiel, in welcher sie völlig unberechtigt die Rolle des Opfers eingenommen hatte. Diese peinliche Fassade der Schwäche war nichts als eine glatte, sorgfältig inszenierte Lüge. Schließlich hatte ich ihre wahren Fähigkeiten gesehen, hatte beobachtet, wie sie die drei Drogendealer herzlos in der Gasse niedergestreckt hatte.

Mir hätte sie ebenfalls fast die Kehle aufgeschlitzt...

Unruhig drehte ich die Zigarette, die ich angezündet hatte, in meiner Hand. Ich beobachtete, wie der Rauch in feinen Spiralen aufstieg und in der kühlen Luft zerfaserte. Das Knistern des glimmenden Tabaks klang in meinen Ohren wider, und ich spürte die Hitze des Glutendes, das gegen meine Finger pulsierte.

Meine Augen blieben auf der Szene vor mir geheftet. Die Begleiterin meiner Feindin sprach aufmunternde Worte, die ich von hier oben nicht verstehen konnte, aber ich merkte, wie ihre Lippen sich sanft bewegten. Ihre Stimme musste wie das Flüstern einer Mutter klingen, die ihr verängstigtes Kind tröstet.

Besorgt zog sie sich ihre lilafarbene Winterjacke aus und legte sie um die Schultern meiner Feindin, wobei ihre Hände über ihre Oberarme streichelten und versuchten, ihr die Wärme zu schenken, die sie nicht verdiente.

Von mir aus kann sie gerne erfrieren.

Für einen Moment dachte ich, den Satz versehentlich laut ausgesprochen zu haben, da meine Feindin plötzlich den Kopf hob, sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und die Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog.

𝐀𝐑𝐃𝐄𝐍𝐓𝐈𝐀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt