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L E V A N A»Also«, hob Vater mit seiner tiefen, alles durchdringenden Stimme an und fuhr sich durch das schulterlange, graue Haar. Er ließ seinen grünen Blick bedacht über die versammelte Tafelrunde schweifen und musterte jeden Einzelnen von uns haargenau. »Wie ist es euch in unserer Abwesenheit ergangen?«
Esmeray reagierte als Erste. Sie ließ sich nie lange bitten, wenn es darum ging, im Mittelpunkt zu stehen.
»Bestens, Vater. Ich habe mich hier wie versprochen um alles gekümmert. Es gab keinerlei Komplikationen.« Ihre Augen glitzerten zufrieden, aber da war noch etwas – eine schwelende, verborgene Neugier. »Ich möchte euch nicht mit alltäglichem Kram langweilen«, fügte sie hinzu und wandte sich dann mit fast schon berechnender Sanftheit Mutter zu. »Erzählt lieber, wie eure Reise war.«
Ihr Vorschlag war kein Ausdruck von Interesse, sondern eine sorgfältig getarnte Suche nach Informationen. Es ging ihr nicht um die Reise. Sie wollte nur eines: hören, was es über ihren perfekten Märchenprinz zu berichten gab.
Mutter stellte Blickkontakt mit Vater her und strich sich einige schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie wartete stumm und überließ ihm die Aufgabe, ihr zu antworten und zu entscheiden, wie viel preisgegeben werden sollte.
Wie üblich...
Links neben mir spürte ich auf einmal den warmen Druck von Jasmins Hand, die meine Faust unter dem Tisch fand und sie öffnete, um sie mit ihrer eigenen zu verschränken und mich zu beruhigen.
Es war nicht das erste Mal, dass ich mich inmitten meiner eigenen Familie wie eine Fremde fühlte, und es war leider auch nicht das erste Mal, dass sie dies bemerkte und versuchte, meine Stimmung anzuheben.
»Levana hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen«, wechselte sie das Thema, damit sie mir ein Lob meiner Eltern besorgen konnte. »Wir haben einige unserer Besitztümer den Bewohnern von Sundara ausgehändigt, um ihnen zu helfen.«
Vater rümpfte die Nase, als läge ein fauliger Geruch in der Luft. Er würdigte sie keines Blickes; nicht einmal ein einziges Wort verließ seine Lippen, das unsere Tat gewürdigt hätte. Stattdessen drehte er sich abrupt zu meiner Mentorin um. »Artemis«, begann er, »hat Levana etwa nichts Besseres zu tun? Ich dachte, sie müsse trainieren. Ihr Kampftraining sollte doch von größerer Bedeutung sein als... solch mildtätige Gaben an das gemeine Volk.«
Esmeray ließ ein spöttisches Glucksen hören. Sie verbarg ihr Lachen hinter der zierlichen Hand, die sie vor ihren Mund hielt. »Es ist wahrlich unerfreulich, dass Levana ihre Zeit so vergeudet«, stimmte sie zu.
Artemis Miene blieb allerdings ernst. »Die Spendenaktion war ein Akt der Verantwortung«, stellte sie klar. »Abgesehen davon trainiert Levana regelmäßig und intensiv. Sie macht große Fortschritte und wird mit jedem Tag besser.«
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𝐀𝐑𝐃𝐄𝐍𝐓𝐈𝐀
Fantasy»Wenn Sterne ihr Licht verlieren, und Flüsse aus Blut sich zieren, wird die Welt in den Schatten vergehen, und nichts wird jemals wieder auferstehen.« 𝐏𝐑𝐈𝐍𝐙𝐄𝐒𝐒𝐈𝐍 𝐋𝐄𝐕𝐀𝐍𝐀 von Aurelion steht vor einer schweren Bürde: Krieg und Hunger b...