Kapitel 8

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Kapitel 8

Pov Finn Blackwood

Ein paar Tage vergingen, und trotz der Unsicherheit zwischen uns spürte ich eine leise Hoffnung, die sich in mir regte. Soren hatte angefangen, etwas offener zu sein, wenn wir uns in der Schule trafen. Unsere Gespräche waren noch vorsichtig, aber ich konnte sehen, dass er sich bemühte, eine Brücke zu schlagen. Es war ein kleiner Fortschritt, aber es fühlte sich an, als würde ich langsam wieder Licht in das Dunkel bringen, das zwischen uns geherrscht hatte.

An einem Nachmittag, als die Sonne durch die Wolken brach, schlug ich vor, dass wir einen Spaziergang am Fluss machen. Es war einer unserer Lieblingsorte, und ich hoffte, dass die vertraute Umgebung uns helfen würde, uns zu öffnen. Soren zögerte kurz, dann stimmte er zu.

Während wir gingen, beobachtete ich, wie das Licht auf dem Wasser tanzte. Es war beruhigend und erinnerte mich daran, dass es trotz all der Schwierigkeiten immer noch Schönheit um uns herum gab. Soren schritt neben mir, die Hände weiterhin tief in die Taschen seiner Jacke vergraben. Er schien in Gedanken versunken, und ich fragte mich, was in ihm vorging.

„Soren, ich möchte, dass du weißt, dass ich bereit bin, zuzuhören, wenn du reden möchtest“, sagte ich schließlich, um die Stille zu brechen. „Ich bin hier für dich, egal was passiert.“

Er sah mich an, und für einen Moment schien er mit seinen Gedanken zu kämpfen. Dann nickte er, als ob er eine Entscheidung getroffen hätte. „Es ist nur… es ist schwer für mich, über all das zu sprechen. Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe, Dinge, die mich ängstigen.“

„Was genau ängstigt dich? Ist es das, was zwischen uns passiert ist?“ Ich versuchte, vorsichtig zu sein, aber ich wollte, dass er weiß, dass ich bereit war, die Dinge offen zu besprechen.

Soren hielt an und drehte sich zu mir um. „Ich habe Angst davor, wer ich bin und wer ich sein könnte. Ich… ich habe immer gedacht, dass ich stark sein muss. Seit dem Tod meiner Mutter musste ich stark sein. Ich habe nicht die Zeit oder den Raum, um Gefühle zuzulassen, die mir vielleicht nicht gefallen. Und das macht mir Angst.“

Seine Ehrlichkeit traf mich wie ein Schlag. Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, die Wucht der Trauer und die Angst, die er so lange unterdrückt hatte. „Du musst nicht immer stark sein, Soren“, sagte ich sanft. „Stark zu sein bedeutet nicht, alles alleine zu tragen. Es bedeutet auch, sich zu erlauben, schwach zu sein und Hilfe zu akzeptieren.“

„Aber wenn ich schwach bin, fühle ich mich wie ein Versager“, murmelte er, und ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen. „Ich kann nicht einfach meine Verletzlichkeit zeigen. Was, wenn ich damit alles, was ich aufgebaut habe, gefährde?“

„Es ist keine Schwäche, deine Gefühle zu zeigen“, erwiderte ich eindringlich. „Im Gegenteil, es erfordert Mut. Und ich bin sicher, dass du stärker bist, als du denkst. Du musst dich nicht dafür schämen, dass du Gefühle hast. Ich bin hier, um dich zu unterstützen, Soren. Egal, was du fühlst oder was du durchmachst.“

Sein Blick glitt zu Boden, und ich konnte sehen, wie er sich bemüht, seine Emotionen zu kontrollieren. Nach einem langen Moment der Stille seufzte er tief. „Ich möchte das wirklich, Finn. Ich möchte das, was zwischen uns ist, nicht zerstören. Aber ich weiß nicht, wie ich es handhaben soll. Ich habe so viel Angst davor, zu versagen.“

„Wir werden das gemeinsam herausfinden“, sagte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. „Egal, wie lange es dauert, wir sind in diesem Prozess zusammen. Lass uns einfach Schritt für Schritt gehen.“

Soren sah mich an, und ich spürte, wie sich ein Hauch von Erleichterung in seinen Augen zeigte. „Das bedeutet mir viel“, flüsterte er. „Es ist einfach… Ich habe nie jemanden gefunden, mit dem ich so offen reden konnte. Ich habe immer das Gefühl, dass ich niemandem zur Last fallen möchte.“

„Du bist mir keine Last, Soren“, antwortete ich. „Jeder hat das Recht, sich auszudrücken und Hilfe zu suchen. Und du bist nicht allein – nicht mehr. Ich will für dich da sein, und ich werde das auch sein.“

Nach einer Weile setzte Soren sich auf eine Bank, und ich folgte ihm. Wir schwiegen für einen Moment, während das Wasser sanft plätscherte. Schließlich brach er das Schweigen. „Ich erinnere mich an die Momente, in denen wir zusammen waren. Es war einfach… leicht. Ich fühlte mich wohl bei dir, und ich wollte nicht, dass das alles vorbei ist.“

„Das wird es auch nicht“, sagte ich und lächelte ihn an. „Wir können das wieder aufbauen, wenn du bereit bist. Und ich werde hier sein, um dich zu unterstützen. Egal, wie lange es dauert.“

Ein schwaches Lächeln erschien auf Sorens Gesicht, und ich spürte einen kleinen Lichtstrahl der Hoffnung. Wir saßen dort, umgeben von der natürlichen Schönheit um uns herum, und ich wusste, dass wir den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht hatten.

Die Tage vergingen, und Soren und ich begannen, uns wieder regelmäßig zu treffen. Es war nicht immer einfach; manchmal brauchte er Zeit, um über seine Gedanken und Gefühle zu sprechen. Aber ich wusste, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Es gab Momente der Stille, aber sie waren nicht mehr unangenehm. Stattdessen wurden sie zu einem Raum des Verständnisses und der Geduld.

In den Wochen, die folgten, teilten wir unsere Gedanken, Ängste und Hoffnungen. Ich lernte mehr über Sorens Vergangenheit, über seine Familie und den Druck, dem er ausgesetzt war. Er erzählte mir von seinen Träumen und den Ängsten, die ihn daran hinderten, sie zu verfolgen. Und ich spürte, wie er sich langsam öffnete.

Eines Abends, während wir am Fluss saßen und die untergehende Sonne beobachteten, spürte ich, dass der Moment gekommen war, um eine tiefere Verbindung herzustellen. „Soren“, begann ich zögerlich, „ich weiß, dass es viel gibt, worüber wir gesprochen haben, aber ich möchte dir auch sagen, dass ich… ich fühle mich zu dir hingezogen. Mehr als nur als Freund.“

Er sah mich überrascht an, aber ich konnte das Licht in seinen Augen sehen, das ein Stück Hoffnung widerspiegelte. „Ich fühle mich auch zu dir hingezogen, Finn“, gestand er leise. „Aber ich habe Angst. Ich habe Angst, dass ich nicht genug bin oder dass ich dir wehtun könnte.“

„Es gibt kein ‘nicht genug‘“, erwiderte ich sanft. „Wir sind alle auf unsere Weise unvollkommen. Aber das macht uns menschlich. Ich möchte, dass du weißt, dass ich hier bin, um dich zu unterstützen, egal was passiert. Lass uns gemeinsam die Unsicherheiten erkunden.“

Sein Blick fiel auf den Boden, und ich konnte sehen, dass er nachdachte. „Ich… ich möchte es versuchen, Finn. Aber es wird nicht einfach sein.“

„Das ist in Ordnung“, sagte ich und griff nach seiner Hand. „Wir müssen nicht alles sofort klären. Lass uns einfach offen und ehrlich miteinander sein. Gemeinsam können wir alles schaffen.“

Soren nickte, und ich spürte, wie er sich etwas entspannte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Okay. Lass uns das tun.“

In diesem Moment fühlte es sich an, als wäre die Last der letzten Wochen ein Stück weit von unseren Schultern gefallen. Wir hatten einen neuen Weg eingeschlagen, und obwohl er steinig sein würde, wusste ich, dass wir ihn gemeinsam gehen konnten.

Und während die Sonne langsam unterging und die Sterne zu leuchten begannen, spürte ich, dass die Dinge sich zum Besseren wandeln würden. Ich hatte einen Freund, der bereit war, sich zu öffnen, und ich war entschlossen, ihn auf diesem Weg zu begleiten, Schritt für Schritt.

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