Mit gleichgültigem Blick sah die Frau an der Essensausgabe mich an, während sie mit einer überdimensionalen Kelle einen Haufen Porridge auf mein Tablett klatschte. Angewidert von der klebrigen Masse versuchte ich, keine Miene zu verziehen.
Meine Mundwinkel verzogen sich minimal vor Ekel, als die Frau mir noch weitere undefinierbare Speisen in die dafür vorgesehenen Einbuchtungen des Blechtabletts plumpsen ließ. Ich schluckte und verließ die lange Theke, die sich an der gesamten Wand erstreckte.Die Kantine, in der ich mich befand, war hell erleuchtet und erfüllt von den angeregten Gesprächen der Soldaten. Sie war im einer riesigen Höhle erbaut worden, sodass es keine Decke oder Wände gab - nur nackten, kalten Fels. Der Boden hingegen war mit weißen Kacheln bedeckt, auf denen Unmengen an Tischen und Stühlen in ordentlichen Reihen angeordnet waren.
Überall saßen Soldaten - junge sowie alte, und frühstückten ausgelassen. Sie trugen alle bereits ihre graubraunen Uniformen, die sich nur darin unterschieden, dass an einigen davon silberne Orden hingen und an anderen nicht.Sobald ich die Schlange aus Menschen an der Essensausgabe verlassen hatte, spähte ich in die Menge. Wie sollte ich in diesem Getümmel einen freien Platz finden?
Und als hätte er meine stumme Frage gehört, streckte plötzlich ein Typ mit dunkelblonden Locken, der etwas entfernt von mir saß, den Arm in die Höhe und winkte mich zu ihm.
"Hey, Lyanna, setz dich doch zu uns!"
Kurz war ich verwirrt, bis ich den Mann als Malakai identifizierte. Außer ihm saßen an dem Tisch auch die anderen Teammitglieder. Sogar Alexia. Sie musste die anderen wohl an der Essensausgabe oder so getroffen haben.
Vorsichtig schlängelte ich mich zwischen den Tischen hindurch und stellte mein Tablett neben Malakais. Dann schob ich den Stuhl zurück und setzte mich.Malakai lächelte mich an.
"Wie war die Nacht?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Nicht anders als sonst auch - höchstens ein bisschen ruhiger"
Er nickte zustimmend und ich blickte skeptisch auf mein Frühstück hinunter.
Ein trockenes Brötchen, etwas Obst, Wurst, je eine Portion Rührei und Porridge. Es sah nicht besonders appetitanregend aus.
"Keine Sorge", sagte Alexia an mich gewandt.
"Es sieht schlimmer aus, als es ist"
Ich schmunzelte leicht.
"Stimmt", kommentierte Cade vom anderen Ende des Tischs aus, wo er gerade versuchte, ein Gespräch mit Evelyn in Gang zu bringen.Vorsichtig, als wären die Lebensmittel ätzend, tunkte ich den Löffel in den Klecks aus Porridge und führte ihn zum Mund.
Gegen meine Erwartung musste ich nicht direkt würgen, als ich die klebrige Masse hinunterschluckte. Sie war sogar überraschenderweise einigermaßen genießbar. Es war vielleicht nicht das Beste, das ich je zu mir genommen hatte, aber es war in Ordnung und machte satt. Und das, was ich früher gegessen hatte, war definitiv nicht besonders oft genießbarer gewesen, als das hier.
Dreimal am Tag eine richtige Mahlzeit zu bekommen, war mehr, als ich in meiner Heimat erwarten konnte. Von daher beschwerte ich mich nicht weiter über das abstoßende Aussehen des Essens, und widmete mich dem noch dampfenden Rührei.Die Atmosphäre an unserem Tisch war angenehm, obwohl Malakai, Alexia und Cade streng genommen die einzigen waren, die Konversation betrieben.
Ray ließ sich ab und zu dazu herab, einige Worte beizusteuern, während Evelyn stumm blieb. Allerdings schien sie dem Gespräch aufmerksam zu folgen.
Ich selbst sprach auch hin und wieder, doch so früh morgens war ich noch nie sehr zum Reden veranlagt gewesen.Nach einiger Zeit wandte sich das Gespräch von den belanglosen Themen zu unserer aktuellen Situation.
"Wem seid ihr zugeteilt worden?", fragte Cade in die Runde.
Nach dem Wettkampf waren wir direkt einzeln von Palastwachen zu unseren Zimmern geführt worden, weshalb wir keine Zeit für eine kurze Besprechung gehabt hatten.
"L und ich wurden dem Prinzen unterstellt", machte Ray den Anfang.
Ich funkelte ihn gereizt an, da er schon wieder diesen nervigen Spitznamen benutzte. Er zwinkerte mir bloß zu.
Dieser Kerl kostete mich noch den letzten Nerv!
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Shattered Night
FantasyIm Jahr 2150 geht ein verheerender Meteoritenschauer auf der einen Seite der Erde nieder. Städte werden dem Erdboden gleichgemacht. Menschenleben werden zu Hunderttausenden beendet. Doch das ist nicht das Schlimmste. Durch die starken Erschütterung...