Wütend stampfte ich Sasuke hinterher, mein Blick starr auf seinen Rücken gerichtet. Ich hatte das erstbeste Kleidungsstück vom Boden gefischt – ein schwarzes T-Shirt und eine graue Hose. Großartig. Jetzt sah ich aus wie ein trauriger, depressiver Loser. Schon der Gedanke, dass mich jemand in diesem Zustand sah, ließ mir das Blut in den Adern kochen. Ich widerte mich selbst an.
Als wir die breite, dunkle Treppe hinuntergingen, klapperten meine Schritte laut auf dem Boden, während Sasuke sich fast lautlos bewegte. Wie ein Schatten. Wir bogen nach links und marschierten Richtung Esszimmer. Vor uns erstreckte sich eine große, zweiflügelige Tür, die bereits offenstand, als ob sie mich ins Unbekannte locken wollte.
Was sich mir darbot, war etwas völlig Unerwartetes.
Das Esszimmer war... prachtvoll. Eine ganze Wand bestand aus Glas, und das trübe Licht des regnerischen Abends fiel sanft in den Raum, ließ die Tropfen wie kleine Juwelen auf der Scheibe glitzern. Die Bäume draußen schimmerten grün und nass, der Garten sah aus, als würde er in einem sanften Nebel verschwinden. Doch das war nicht das, was meine Aufmerksamkeit am meisten fesselte.
Es waren die Blumen.
Überall standen Pflanzen, Vasen, Töpfe – in allen Ecken und auf den Schränken. Große, kunstvoll geschnitzte Schränke aus dunklem Holz, die fast bis zur Decke reichten, trugen herrliche Blumenarrangements. Bunte Blumen in allen Farben, die ich mir vorstellen konnte, schmückten den Raum. Da waren purpurrote Rosen, deren Blütenblätter wie Samt wirkten, weiße Lilien mit einer so intensiven Reinheit, dass sie fast strahlten, und zarte Orchideen in Rosa, Gelb und Violett, deren Blüten wie aus Porzellan geformt schienen.
In Töpfen entlang der Wände wuchsen Pflanzen, deren Blätter tiefgrün und glänzend waren, einige hatten sogar lange Ranken, die sich wie lebendige Schlangen über die Regale zogen. Große Farnen breiteten sich an den Ecken des Raumes aus und schufen fast den Eindruck, man befände sich in einem tropischen Gewächshaus. Und der Duft... Der Duft der Blumen erfüllte den Raum auf eine Weise, die mich vollkommen einhüllte – süß, frisch, und lebendig. Es war fast überwältigend.
Über dem riesigen Esstisch, der bestimmt zwanzig Leute hätte beherbergen können, hingen silberne Dekorationen von der Decke herab – Monde und Sterne, die elementare Symbole der Uchihas.
Die Leuchter selbst waren in Form von Blumen gestaltet, ihre zarten Glasblätter schimmerten im Kerzenschein, und sie tauchten den gesamten Raum in ein weiches, warmes Licht. Es war ein seltsamer Kontrast zur Kühle des restlichen Hauses, und doch passte alles auf eine merkwürdige Art und Weise zusammen.
Die Blumenarrangements hatten etwas Verspieltes und Fröhliches an sich, fast so, als wären sie hier nicht nur zur Zierde, sondern um die Monotonie und die düstere Atmosphäre der Uchiha-Welt zu durchbrechen. Und es war eindeutig: Nur Mikoto konnte hinter dieser lebensfrohen Pracht stecken. Wer sonst hätte in diesem Haus voller kühler Distanz solch eine liebevolle Hingabe für Schönheit und Farbe aufgebracht??
Ich staunte. Trotz meiner Abscheu gegenüber den Uchihas und meiner Wut über mein lächerliches Outfit konnte ich nicht anders, als beeindruckt zu sein. Die Blumen – sie waren mehr als nur Dekoration. Sie wirkten wie ein Trost, ein Hauch von Leben in einem Ort, der ansonsten gefühllos und starr war. Fast konnte ich den Gedanken nicht unterdrücken, dass diese Blumen irgendwie auch für mich bestimmt waren, um mir zu zeigen, dass nicht alles hier so kalt und abweisend war, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Beeindruckend, oder??" fragte Sasuke plötzlich, seine Stimme kühl, doch da schwang eine Spur von Sanftheit mit. Ich sah ihn an, wie er bereits zum Tisch vorgegangen war und sich gesetzt hatte, als wäre das hier alles völlig normal für ihn. Was es wohl auch war.
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Wings of Exile
FanfictionNaruto, der Kronprinz des Himmels, steht vor der größten Prüfung seines Lebens. Zu Unrecht beschuldigt, seinen jüngeren Bruder den Freund verführen zu wollen, wird er von seinem eigenen Vater, dem mächtigen Himmelskönig, zur Strafe auf die Erde verb...