~ K A P I T E L 8 ~

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Jungkook POV

Leise viel meine Wohnungstür hinter mir ins Schloss.

Die Stille, die mich augenblicklich empfing, stand im starken Kontrast zu meinen Gedanken, die aufgewühlt durcheinander schrien.

Ich hatte Taehyung geküsst.

Ich war damit, meine Wette zu gewinnen, ein großes Stückchen näher gekommen, doch ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich mein Vorhaben nur deswegen weiter verfolgen würde.

Meine Hand wanderte zu meiner Brust, unter der mein Herz immer noch viel zu schnell schlug. Ich hatte tatsächlich Herzrasen, wegen diesem schüchternen Jungen. Das Gefühl, welches durch meine Adern gerauscht war, als sich unsere Lippen berührt hatten, hatte ich noch nie zuvor verspürt.

In der Vergangenheit hatte ich so einige One-Night-Stands gehabt, die mit ihren Küssen Erregung in mir ausgelöst hatten, aber ich hatte nie die Empfindung verspürt, die ich heute bei Taehyung verspürt hatte.

Herzrasen und Schmetterlinge im Bauch waren neu für mich und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Ich hatte nie etwas von Händchen halten, romantischen Dates oder gar Beziehungen gehalten. Doch genau das, war das, wofür Taehyung stand. Er war schüchtern und somit schnell in Verlegenheit zu bringen, er hatte mich nicht einmal ansehen können ohne rot zu werden. Er war mit der Situation vorhin maßlos überfordert gewesen und es hatte ihn eine riesige Überwindung gekostet, mir zu gestehen, dass er noch absolut unerfahren war.

Taehyung war Jungfrau.

In der Regel stand ich auf selbstbewusste Typen, die wussten, was sie wollten. Die mit meiner dominanten Art klar kamen und es gerne hart mochten.

Dieser Kunstschüler passte so gar nicht zu mir.

Und dennoch...

...löste er etwas in mir aus, dass ich nicht ignorieren konnte.

In Taehyungs Nähe zu sein, löste zusätzlich eine Ruhe in mir aus, die ich sonst nur beim Motorad fahren verspürte. Wenn sich dann mal unsere Blicke begegneten, löste er ein Gefühl der Zufriedenheit und Geborgenheit in mir aus. Ich fühlte mich in seiner Nähe wohl, hatte ihn irgendwie gerne um mich.

Auch etwas, was neu für mich war.

Normalerweise hatte ich die Typen immer nicht schnell genug wieder los werden können. Meist hatte ich mir nicht einmal ihre Namen gemerkt.

Bei Taehyung kam der alte Jungkook zum Vorschein, der, der ich gewesen war, bevor das Drama mit meinem Dad seinen Lauf genommen hatte.

Frustriert strich ich mir einmal durch die Haare.

"Was machst du nur mit mir Taehyung?"









Als ich am nächsten Tag das Schulgebäude betrat, war auf dem Schulflur schon eine Menge Trubel.

Es hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet, aus der laute Rufe zu hören waren.

Die Stimme dieses Jihoos drang an mein Ohr.

Anscheinend hatte er wieder einen Schüler gefunden, den er terrorisieren konnte.

Was ein widerlicher Typ.

Ich war zwar auch ein Arsch, aber Jihoo hatte eine Stufe von Arschloch sein erreicht, auf die ich mich nicht begeben wollte. Davon abgesehen stand ich momentan eh unter Beobachtung und war gezwungen, den Ball flach zu halten.

Deswegen wollte ich dem Geschehen eigentlich auch keine große Beachtung schenken, als ich allerdings im Augenwinkel einen dunklen Haarschopf erblickte, der mir nur all zu bekannt war, stockte ich.

Mångata - The reflection of the moon on the water Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt