-Zehn-

86 7 6
                                    

Etwas später ging ich zurück ins Hotel und informierte Minty nochmal genau über alles, was passiert war. Anschließend ging ich in mein Zimmer und grübelte, wo sich Dark aufhalten könnte und außerdem, was mit Oskar passiert war, es konnte doch nicht sein, dass er einfach verschwunden war, es sei denn, er hätte ihn umgebracht.
Es vergingen mehrere Tage und ich machte mir immer mehr Sorgen, zwar wusste ich, dass meinem Vater jetzt nichts passieren konnte, aber er war allein, genauso, wie ich mich im Moment fühlte.

Währenddessen, irgendwo anders...

~???~
Jetzt war die ganze Aktion mit den Bohnen schon wieder komplett nach hinten losgegangen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte niemals von diesem ganzen Drama erfahren, jede Sekunde könnten diese Masken wieder hinter mir stehen und mich versuchen zu töten. Rezo meinte außerdem ich soll diese Wächter suchen, ICH. Warum kann das nicht einfach mal wer anders machen? Immer muss die Welt gerettet werden, warum denn aber genau von mir? Naja, jedenfalls machte ich mit Joon gerade auf den Weg zu einem dieser Wächter, den mir ein Magischer Kompass, auf meinem Rücken anzeigte, verrückt, ich weiß. Doch das Blut dieser tausenden Catalanischen Mauereidechsen, die im Darm eines eingefrorenen Mammuts leben, verbrachte wirklich Wunder. Erstmal mussten wir jedoch aus dem Wald herauskommen, indem wir uns, dank Rezo, befanden.
„Alter, denkst du wirklich, die Sache mit diesen Wächtern, die uns Rezo erzählt, ist wirklich wahr?", fragte Joon.
„Mich wundert gar nichts mehr", murmelte ich.
Da sah ich plötzlich einen, mir allzu gut bekannten Gärtner, der im Wald einen Baum beschnitt. Ich sagte doch, mich wundert gar nichts mehr.
„Hallo Oskar!", rief ich ihm zu.
Er nickte mir mit einem Freundlichen Lächeln zu. Mann, vielleicht sollte ich ihn mal für mich einstellen, er war ja offenbar so begeistert von seinem Job, dass er ihn sogar im Wald ausführte.
„Das ist alles? Nur ein Hallo? Er schneidet einen Baum... in einem Wald!", rief Joon.
Ich zuckte die Schultern.

~Julia~
Nach bereits vier Wochen war ich komplett zerstört. Ohne meinen Vater war alles einfach nicht das Selbe. Ich vermisste ihn und fragte mich, wie es ihm wohl ging. Irgendwann, an einem Donnerstag, entschloss ich mich endlich mal wieder rauszugehen, denn ich hockte schon seit über zwei Wochen nur zuhause und versuchte durch Experimente den Aufenthaltsort von Dark herauszufinden, was sich als schwerer herausstellte, als angenommen. Ich war eben nicht die Zahnfee und hatte keine besonderen Fähigkeiten, mit denen ich diese Tränke hätte benutzen können.
Ich war gerade in den angrenzenden Wald hinein gelaufen und schon nach fünf Minuten, sah ich jemanden.
„Mann Ju! Wir irren jetzt schon eine Stunde hier in diesem Wald herum!"
„Ohne Rezo werden wir es nie wieder hier herausschaffen"
Ich traute meinen Augen nicht, das war der berühmte YouTuber Julien Bam und sein Freund Joon. Was machten die denn in Aachen? Ich meine, ok, ihre Adresse, oder ihre Heimatstadt war nicht bekannt, könnte also auch sein, dass hier wohnten. Ich eilte auf die beiden zu und fing erstmal an zu stottern.
„Ich- ich"
Ach komm schon.
„Sorry, aber ich habe zufällig gehört, dass ihr euch verlaufen habt. Soll ich euch zeigen, wie ihr hier raus kommt? Ich wohne hier in der Nähe und kenne den Wald daher relativ gut"
„Endlich!", rief Joon.
„Das, das wäre wirklich nett von dir", sagte Julien und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Er hat mir mir geredet! Ich war mir sicher, dass viele andere Leute auf der Welt sterben würden, um gerade in meiner Situation zu sein.
„Wenn du uns jetzt noch sagen könntest, wo wir diese verdammten Wächter finden, dann wärst du unser Lebensretter", sagte Joon.
Ich stutzte. Hatte er gerade Wächter gesagt? Meinte der DIE Wächter? Woher wussten die beiden davon? Ich sah, wie Julien ihm einen kritischen Blick zuwarf.
„Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen. Ich habe nämlich keine Ahnung, was du da gerade gesagt hast", sagte ich lachend.
Ich führte die beiden aus dem Wald heraus und war irgendwie super aufgeregt, klar, man trifft ja nicht jeden Tag einen Influencer.
„So, Bitteschön!", sagte ich zufrieden.
„Danke, du bist unsere Rettung. Wie heißt du eigentlich?", fragte Julien.
„Ähm Julia"
Wow, er hatte mich nach meinem Namen gefragt!
„War schön dich kennenzulernen"
„Ebenso"

~Julien~
Ich weiß nicht, ob es nur mir etwas merkwürdig vorkam, dass sie sich hier so gut auskannte. Immerhin hatte ich noch nie ein Haus hier in der Umgebung gesehen, weder in echt, noch auf Google Maps. Aber mich wunderte ja gar nichts mehr, stimmts? Auf jeden Fall war ich froh endlich aus diesem Wald raus zu sein. Ich teile meinen Gedanken über Julia jedoch vorerst nicht mit Joon, weil es ja sein könnte, dass ich einfach mal wieder zu viel da rein Interpretierte. Jetzt hieß es, sich auf den Weg zu diesen Wächtern zu machen, jedoch nicht mehr heute, es dämmerte schon.
„Diese Julia war echt nett, aber mal ehrlich, wo wohnt sie bitte, dass sie diesen Wald gefühlt auswendig kennt?", fragte Joon.
„Absolut keinen blassen Schimmer..."
An diesem Abend trennten sich unsere Wege vorerst wieder. Ich ging in meine Wohnung zurück und grübelte, über die heutigen Ereignisse. Was würde wohl aus Rezo werden, nachdem er den perfekten Klon von sich hatte? Würden Joon und ich diese Wächter wirklich finden?

~Julia~
Nachdem ich die beiden sicher aus dem Wald gebracht hatte und mich versicherte, dass niemand anderes hier war, machte ich mich erneut auf den Weg dahin, von wo Julien und Joon gekommen waren, irgendwas war da faul. Ich verfolgte so gut es ging, die Spuren von abgeknickten Zweigen, oder Fußabdrücken, bis ich schließlich vor einem Gebäude stand, indem sich vermutlich Rezo aufhielt. Ich ging geradewegs auf das Gebäude zu, da hielt ich inne und schaute nach rechts, an meinem Zielort vorbei. Da lag etwas im Gebüsch... Es war schon relativ dunkel, ich schätzte es auf ca. achtzehn Uhr und da wir Herbst hatten, konnte ich in höchstens zwanzig Minuten gar nichts mehr erkennen. Ich ging auf das Gebüsch zu und schob ein paar Äste zur Seite, da erkannte ich einen Körper, einen Menschen mit blauen Haaren...
„Oh Gott...", flüsterte ich, „Bitte sei nicht tot Rezo"
Eigentlich war es klar, dass ich mich irrte und das nur ein letzter Hoffnungsschimmer war, doch ich wollte es mir nicht eingestehen, soeben eine Leiche gefunden zu haben.
Ich checkte seine Atmung, nichts.
Ich überprüfte, ob ich ihn wecken konnte, keine Reaktion.
Ich fasste an seinen Hals, doch kein Puls war vorhanden.
Er war tot.
Ich glitt schwer atmend auf meine Knie und mir rollten Tränen über die Augen. Ich war kurz davor mich einfach auf den kalten Waldboden zu legen, da meldeten sich die letzten paar Gehirnzellen in meinem Kopf, dass dies vermutlich auch meinen Tod bedeuten würde. Ich rief im Hotel an.
„Minty?", schluchzte ich in mein Handy.
„Julia? Was ist los? Wo bist du, es ist doch schon dunkel!", fragte sie mich.
„Im angrenzenden Wald, ich- ich- hier, hier ist eine Leiche", weinte ich, „Kannst du bitte irgendwie mein Handy orten und mich hier raus holen? Falls es dir hilft, ich bin bei einem Labor mitten im Wald"
„Bin sofort da"
Und sie legte auf. Dann hieß es jetzt wohl warten. Ich hätte eigentlich von der Leiche von Rezo weggehen müssen, doch ich konnte mich nicht losreißen, er wäre ganz alleine und auch wenn er tot war, würde es mich traurig machen, ihn hier zurückzulassen.
Ich zog mich mehr in das Gebüsch zurück, falls jemand kam und weinte so still wie möglich vor mich hin. Plötzlich hörte ich Schritte und zuckte zusammen.
„Julia? Ich bin's, wo bist du?", flüsterte die Stimme von Minty.
Ich schob mich langsam aus meinem Versteck heraus und rannte auf sie zu, um sie in eine Umarmung zu schließen.
„Danke", flüsterte ich.
„Wo ist die Leiche?"
Ich deutete auf den Busch und schob die Zweige zur Seite, womit der Blick auf Rezo freigegeben wurde. Man könnte auch einfach meinen er würde schlafen, aber wenn man genau hinsah, erkannte man ein Loch in seinem Laborkittel.
„Was machen wir mit ihm? Wir können Rezo doch nicht einfach hier lassen. Wir müssen ihn beerdigen und... und", stotterte ich.
„Wir rufen die Polizei, so wie es jeder normale tun würde", antwortete Minty.
Ich atmete tief durch und wählte die Nummer der Polizei.
„Guten Tag", sagte ich schnell, „Mein Name ist Julia... Willeke. Ich habe eine Leiche gefunden"
„Wo befinden sie sich?"
„Im äußersten Wald von Aachen, ich hab leider keine genaue Adresse, aber ich befinde mich an einem Gebäude, relativ zentral. Sie müssen auf dem Weg hierher auf eine kleine Brücke stoßen und sonst einfach dem Weg folgen"
„In Ordnung, wir sind so bald wie möglich da"
Und er legte auf.
Und dann warteten wir, mindestens eine Dreiviertelstunde, bis ich Schritte vernahm. Ich blickte auf und sah, wie mindestens fünf Gestalten auf uns zu kamen.
„Julia Willecke?", fragte eine Männerstimme.
„Ja"
„Mein Name ist Kommissar Lange. Sie haben die Leiche gemeldet?"
„Ja"
„Wo befindet sich die Leiche?"
„Dort im Gebüsch"
„Haben sie sie berührt?"
„Ja, ich habe geschaut ob er noch einen Puls hat, ich habe ihn an seinen Hals gefasst"
„In Ordnung. Meine Kollegin wird sie nun auf die Wache begleiten"
„Kann meine Tante mitkommen?", fragte ich vorsichtig.
Er antwortete: „Das dürfte in Ordnung gehen"
Ich atmete erleichtert auf. Zum Glück hatte sich Minty normale Klamotten angezogen und lief nicht in ihrer Hotel Uniform herum. Sie trug einen schwarz weiß gestreiften Pullover und eine hellblaue Jeans, mit schwarzen Lederstiefeln.
Sie nahm mich in den Arm und wir gingen zusammen mit der Polizistin mit.

Die Tochter der Zahnfee | Eine Julien Bam Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt