~Sandmann~
Ich blickte gedankenverloren in die immer gleichaussehende und unendliche Wüste, während ich daran dachte, wie es wohl Rhun und Julia erging. Rhun war schon seit über zwei Monaten vermisst und ich verlor langsam alle Hoffnung ihn jemals wieder zu sehen. Ich traute mich gar nicht über Julia nachzudenken, ich hatte ihr ihr gesamtes Leben genommen und das schlimmste war, ich wusste nichts von einem Heilmittel um es ihr ihre Erinnerungen jemals wieder zurückzugeben. Klar, ich hatte Rhun damals befohlen ein Mittel zu kreieren, doch ob er es wirklich getan hatte, wusste ich nicht.
Heute nahm ich mir etwas vor, etwas besonderes, ich würde Abends den Traum von Julia betreten und mit ihr reden, um sie wenigstens nach dieser Zeit wieder zu sehen. Sie war mir so ans Herz gewachsen und Rhun konnte sich wirklich glücklich schätzen sie als Tochter zu haben, vor allem, da es uns niemals bestimmt war Kinder zu bekommen. Zwar war Julia nicht Blutsverwandt mit ihm, dennoch würde sie immer seine Tochter bleiben.
Ich nahm mir eine Phiole und setzte mich in einen Sessel, damit ich nicht im stehen zusammensacken würde und mir eventuell den Kopf anschlage. Mit einem Seufzen kippte ich den Inhalt herunter und wartete, bis ich wieder zu Bewusstsein kam.
Julias Traum war chaotisch, nein, er war sogar angsteinflößend. Er war dunkel, doch voller Gedanken und Erinnerungen von ihr, doch keine davon waren positiv. Alle schmerzten beim anschauen, es waren Erinnerungen vor ihrer Gedächtnislöschung. Es war merkwürdig, dass sie sich noch an alles erinnerte, zumindest hier im Traum. Ihr Unterbewusstsein hatte also gar nichts vergessen, doch sie kam nicht an die Erinnerungen heran, was mich beruhigte. Es war besser so.
Ich sah den Tot von Fips und wie sehr sie dabei getrauert hat, ihren Schmerz, als ich ihr Gedächtnis gelöscht habe und jegliche andere, schreckliche Erfahrungen in ihrem Leben. Langsam wurde mir mulmig zumute, Julia ging diese Prozedur wahrscheinlich jede Nacht durch und quälte sich durch den Schlaf, doch am Morgen wachte sie auf, als wäre nichts davon jemals geschehen, aber dennoch wusste sie, das irgendwas nicht stimmte.
Ich versuchte mit aller Kraft erst einmal ihren Traum schöner und lebendiger zu machen, am Ende stand sie auf einer Wiese, umgeben von Frieden, Ruhe und ein paar hübschen Blumen. Ich hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung, ob sowas richtig war um sie zu beruhigen, ich meine, ich kenne ihr Unterbewusstsein nicht. Etwas später versuchte ich, sie selber auf diese Wiese zu holen.
„Julia?", rief ich.
„Zeke?", hörte ich eine Stimme in der Nähe von mir.
Ich rannte einen Hügel hinauf und kurz nachdem ich anfing zu laufen, erblickte ich sie bereits. Ich rannte noch schneller und blieb kurz vor ihr stehen.
„Du bist es wirklich...", sagte sie fassungslos und ihre Augen fingen an zu glitzern.
Sie wollte mich umarmen, doch in diesen Traum war ich nicht mit ihr zusammen eingetaucht und war somit auch kein Anker zur realen Welt, was grob gesagt bedeutete: keine Berührungen möglich.
„Julia, wie geht es dir?" fragte ich sie besorgt.
„Um ehrlich zu sein, echt beschissen... jede Nacht im Traum, werde ich wieder daran erinnert, dass ich mal ein anderes Leben hatte, doch wenn ich aufwache, ist alles dahin und ich bin wieder nur das komische Mädchen was einen Abschluss hat und doch Zeitungsausträgerin ist. Du... du hast mir das weggenommen... du bist dafür verantwortlich, dass ich leide, immer und immer wieder..."
Dieser letzte Satz war wie ein Dolch, der sich durch mein Herz bohrte. Ich war schuld, ich war schuld und ich konnte es nicht rückgängig machen.
„W-wie geht es meinem Vater?", fragte Julia nun leise.
„Wir... wir wissen es nicht, er ist noch immer nicht auffindbar"
„Oh..."
„Hast du bessere Neuigkeiten?", fragte ich sie.
„Ich habe eine tolle Frau kennengelernt, sie heißt Miami und ist wirklich wunderschön. Ihre Augen sind so schön und strahlend wie Diamanten, ich würde gerne so sein wie sie... aber ich komme vom Thema ab, das ist jetzt egal"
„Nein, ganz im Gegenteil, ich freue mich, dass du dein Leben so lebst"
„Ich bin ja wohl dazu gezwungen..."
„Julia, bitte, ich habe das nur getan um dich zu beschützen. Der Tot eines Wächters hat zu viel angerichtet, es ist zu gefährlich für dich, als das du von dieser ganzen Welt wissen solltest. Dein Vater hätte es auch so gewollt"
„Aber vielleicht hätte ich helfen können, ich kenne meinen Vater besser als jeder andere!"
„Das weiß ich, glaub mir, doch ich will nicht, dass dir etwas passiert"
„Warte, ich kann dir hier helfen!", rief sie plötzlich aus.
Ich fragte verwirrt: „Wie meinst du das?"
„Nun, durch die ganzen gelöschten Erinnerungen hat mein Gehirn anscheinend öfters so komische Ausfälle, aber es ist nicht so wie du denkst, nein, es bedeutet nicht, dass ich für kurze Zeit besonders dumm bin. Es bedeutet, dass mein Gehirn mir Lücken anbietet, die ich unbewusst ausnutze um etwas zu sehen, also so ähnlich wie Visionen, nur das ich eher Rückblicke in die Vergangenheit ansehen kann"
„Und das bedeutet...?"
„Ich habe „gesehen", dass der Mann im Mond befreit wurde. Ich habe gesehen, wie ein Laserstrahl oder so, ich kann diese Träume nicht so ganz deuten, auf jeden Fall hat diese Masken Organisation ihn befreit hat, dann... ist mir noch ein Bild in den Kopf geschossen... es waren die gleichen Leute, die Fips umgebracht haben"
„Warte, stopp, stopp, stopp! DER MANN IM MOND IST FREI?", schrie ich entsetzt.
„Ja..."
Vielleicht war meine Reaktion an dieser Stelle etwas zu heftig. Ich hatte tatsächlich etwas gespürt, was daraufhin hätte deuten können, doch ich hatte es einfach so ignoriert. Stellte sich wahrscheinlich als einen der größten Fehler meines Lebens heraus.
„Woher weißt du davon?"
„Wie gesagt, ich kann im Traum Sachen sehen, die bereits passiert sind, also so lange ist das jetzt noch nicht her, erst vor ein paar Stunden", sagte sie sichtlich genervt, da sie sich wiederholen musste.Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass sie mich anlog, denn sie war dabei gewesen, doch wollte es mir nicht erzählen, da sie wusste, dass ich dachte, dass sie nichts mehr mit dieser ganzen Sache zu tun hat.
„Vielleicht hilft dir das ja weiter, du musst auf jeden Fall mit den anderen gegen den Mann im Mond kämpfen. Finde meinen Vater, von ihm habe ich leider bisher noch nichts gesehen... und dann müsst ihr ihn besiegen"
„Werde ich, glaub mir. Danke Julia! Vielen Dank! Und es tut mir leid, dass ich es nicht rückgängig machen kann", sagte ich.
Bevor ich allerdings den Traum verließ, sorgte ich noch dafür, dass sie in den nächsten Nächten besser träumte. Ich sah zu, wie sie immer mehr verblasste und mir noch ein letztes Lächeln zuwarf, vermutlich für eine ganze Weile...
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Jetzt haben wir einfach schon die 1k Reads geschafft! Ich bin so glücklich und hoffe das neue Kapitel hat euch auch gefallen :)
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Die Tochter der Zahnfee | Eine Julien Bam Fan Fiction
FanficDie Tochter der Zahnfee, eine abgeänderte Form von der Songs aus der Bohne Saga, mit der Theorie, dass Julia Rhuns Tochter ist. Viel Spaß beim Lesen <3 >>Ich rannte auf meinen Vater zu, doch kurz bevor ich ihn erreichte, durchbohrte meinen...