-Neun-

87 5 3
                                    

~Zahnfee~
Ich konnte alles fühlen, jetzt wusste ich, wie es Dark in all den Jahren ergangen war. Ich sah alles, fühle alles, bemerkte alles und doch konnte ich nichts tun. Ich war wie ausgeblendet und nicht existent.
Schon in den ersten paar Minuten, die Dark wieder frei war, stiftete er nur Chaos. Er entriss allen Hotelgästen ihre Zähne und kostete seine Freiheit aus.
Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meinen Rücken, Dark drehte sich um und ich sah, dass Oskar mit einem rotleuchtenden Dolch hinter ihm gestanden hat. Ich sah, wie er den Dolch triumphierend in den Händen hielt und Dark mit einem Leuchten in den Augen anstarrte.
Etwas Blut tropfte von der Spitze des länglichen Gegenstandes herunter, das selbe Blut, was anfing sich über mein Hemd auszubreiten, an der Stelle, wo es benutzt wurde. Der Schmerz zog sich durch meinen Körper hindurch, ich hätte ja niemals ahnen können, wie gefährlich Mondblumen gegenüber allem anderen sein könnten. Es machte mich schwach und ich hasste es.

„Oskar, nein! Was hast du getan?", schrie ich und war überrascht, dass in einem Moment der Schwäche meine Stimme zu hören war.
Dark sink zu Boden und wurde ohnmächtig, doch davor sah ich etwas. Um Oskar herum sammelten sich noch andere Leute, darunter auch eine Person, die ihre Maske abgezogen hatte, ich erkannte ihn, es war David...
Ich hatte damals recht gehabt mit meinem unguten Gefühl, er hätte uns gefährlich werden können. Warum hatte ich nicht einfach sein ganzes Leben ausgelöscht? Er war wahrscheinlich schon damals in dieser Sekte, oder was auch immer das hier war, gewesen.

Zurück in der Schwärze angekommen, wartete ich auf Dark, dass er wieder aufwachte.
„Na sieh einmal an, wer da sofort erstochen wurde, sobald er wieder den Job der Zahnfee übernommen hat. Hat es dir Spaß gemacht? Hm? Hat es dir Spaß gemacht einmal so richtig durchzudrehen? UND LÜG MICH JA NICHT AN! DU HAST ES GENOSSEN, doch tief in dir drin wusstest du, dass es falsch war, wegen allem, was passiert ist, solange du nicht da warst", schrie ich ihn an.
„Bist du jetzt schon einsam? Das war doch nur das Warm Up. Du wirst völlig zerstört sein, wenn ich mit dir fertig bin. Hundert Jahre Gefangenschaft dürften dir sicher gut stehen"
„Das kannst du mir nicht antun"
„Das denkst auch nur du, ich werde mich für alles rächen und das in vielfacher Ausführung"

Eine kurze Zeit später, wachte Dark wieder auf und somit auch ich. Er war angekettet an genau dem Stein, an welchem wir uns zerteilt hatten, hier hatte dieses ganze Schlamassel ihren Ursprung, welch Ironie, dass unsere Reise hier zu enden schien.

~Julia~
Am nächsten Morgen wurde ich von einer aufgeregten Minty geweckt. Sie schüttelte mich wach und rief: „Julia! Julia bitte wach auf, bitte! Ich brauche dich!"
„Minty...? Was... ist hier los?", flüsterte ich müde.
„Steh auf, dann kannst du es selber sehen. Ich kann mir das nicht erklären"
Ich verdrehte genervt die Augen. Warum ließ sie mich nicht einfach schlafen? Es war was weiß ich wie spät, warte... Es war gerade erst am dämmern? Warum weckte sie mich so früh? Ich rappelte mich auf und trottete Minty lustlos hinterher. Was mich allerdings im Foyer erwartete, schockte mich. Überall verteilt lagen die Gäste aus dem Hotel, ihnen wurden allesamt die Zähne ausgerissen und sie hatten Platzwunden am ganzen Körper. Es war ein schauriger Anblick. Ich wusste nicht, ob sie überhaupt noch lebten. Bei ein paar von ihnen konnte ich noch eine Atmung erkennen, doch bei ein paar weiteren war ich mir nicht sicher.
„Julia... dein Vater ist verschwunden", sagte Minty.
„Ist- hat... hat- hat er das gemacht?", fragte ich zitternd.
„Wir wissen es nicht. Aber dieser eine Hotelgast Oskar ist auch verschwunden"
Ich schluckte, was war hier nur passiert?
„Minty, ich muss mal kurz weg. Pass auf, dass hier nichts passiert und, ähm, sorge dich um unsere Gäste, auch wenn sie Verbrecher sind... und auch wenn ein paar von ihnen vielleicht tot sind", meine Stimme
„Aber wohin willst du denn?", fragte sie mich.
„Zum Sandmann"
Minty schnaufte: „Ja...gut, oh Mann, aber pass auf, dass dir nichts passiert. Zahnfee wird mir sonst den Kopf abhacken"
Ich rannte nickend los, und musste natürlich erstmal zwanzig Minuten auf den Bus warten.
Am Haus vom Sandmann angekommen, klingelte ich ein paar Mal, doch niemand öffnete. Ich rief auch mehrere Male herein, dass ich es war, doch wieder keine Antwort. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich knackte das Schloss mit meiner Haarnadel. Drinnen öffnete ich alle Türen, doch in jedem Bereich des Hauses, war es menschenleer. Irgendwann stoß ich auf eine Tür, hinter der es ganz warm war. Ich öffnete sie und dahinter lag eine riesige Wüste, mit einer Betonplattform direkt vor mir. Ich schritt hindurch und zog mir sogleich meine Jacke aus, da es wirklich sehr warm wurde.
„Julia? Was machst du hier?", wurde ich von der Sandfrau empfangen.
„Oh Gott sei dank! Endlich habe ich jemanden gefunden. Aber sag mal, wie kommt eine Wüste in euer Haus?"
„Hat Rhun Zeke irgendwann mal hergezaubert oder so", sagte sie schulterzuckend.
„Genau deswegen bin ich hier. Ich muss mit Zeke reden, irgendwas ist bei uns zuhause passiert"
„Komm mit, er müsste dahinten sein"
Sie führte mich noch tiefer in die Wüste hinein und auf die Betonplattform.
„Julia?"
„Ich brauch deine Hilfe, mein Vater ist weg und im Hotel ist etwas schreckliches passiert"
„Was? Er ist weg? Was ist passiert?"
„Mann, hörst du mir nicht zu? Er ist weg und ich weiß selber nicht wohin. Ich mache mir Sorgen, dass etwas mit ihm, oder eher wegen ihm passiert ist", ich riss mich zusammen, meine Stimme so ruhig zu halten wie es ging, denn ich zitterte bereits leicht vor Angst.
„Ich weiß es doch auch nicht, wir könnten es aber herausfinden. Komm mit", sagte er und schleifte mich zurück ins Haus. Wir gingen geradewegs in eine Art Labor zu. Mann, warum hatten die Wächter alle gruselige Labore?
„Hör mir zu, ich werde gleich diesen Trank hier nehmen und damit deinen Vater in einen Schlaf versetzen, in welchen ich wiederum eintauchen werde. So kann ich, hoffentlich, mit ihm in Kontakt treten.
„Kann ich mitkommen? Bitte!", flehte ich ihn an.
„Ich weiß nicht... ich habe das noch nie einen Menschen selber probieren lassen... es ist unvorhersehbar, was mit dir passieren könnte. Bist du dir sicher?"
Ich nickte und er gab mir seufzend eine Phiole.
„1, 2, 3!", rief der Sandmann und ich schüttete den Inhalt in meinen Mund. Es schmeckte bitter, als würde ich eine Medizin gegen fiese Halsschmerzen nehmen. Ich verzog das Gesicht und fiel kurz darauf in Ohnmacht.

Die Tochter der Zahnfee | Eine Julien Bam Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt