Der Regen trommelte unablässig auf das Laubdach und verwandelte den Garten der Betreuung in ein Meer aus glänzenden Pfützen. Dunkle Wolken hingen tief über dem Gelände, und eine frische, feuchte Brise füllte die Luft. Davids Mutter, Lisa, schien die Wettervorhersage gekannt zu haben und war bestens vorbereitet. Vor dem Betreuungsgebäude zog sie David vorsichtig die Matschlatzhose über, die mit einem sanften Rascheln über seine Beine glitt. Die dunkle, tiefblaue Farbe passte zu seiner Jacke und verlieh ihm beinahe etwas Spielerisches. Geduldig half Lisa ihm dabei, die Fußschlaufen der Hose über seine Gummistiefel zu ziehen und zu befestigen, damit sie nicht verrutschten.
„Hier, das hält dich trocken", sagte sie lächelnd und hielt ihm ein kleines Halstuch mit Dinosauriermotiven hin. David verdrehte leicht die Augen. Ein Halstuch? Er fühlte sich etwas unwohl – das war doch eigentlich etwas für Kinder, die viel jünger waren als er. Doch Lisa schien zu spüren, was in ihm vorging. „Oder möchtest du das andere?", fragte sie und hielt ein schwarzes Tuch mit feurigen Flammenmustern daneben.
David zögerte. Die Entscheidung fiel ihm schwer, denn tief in ihm schlummerte der Widerwille, überhaupt ein Halstuch zu tragen. Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich vor der Wahl zu drücken, aber seine Mutter schmunzelte und sagte mit einem Hauch von Nachdruck: „David, heute gehst du nicht ohne Tuch raus. Es ist kalt, und wir wollen ja nicht, dass du frierst."
Schließlich griff David nach dem Tuch mit den Flammen. Es war weniger kindlich und gab ihm das Gefühl, wenigstens eine gewisse Kontrolle zu behalten. Lisa legte das Halstuch sanft um seinen Hals und setzte ihm dann eine Mütze auf den Kopf. Sie war in einem kräftigen Rot gehalten, mit einer Bommel an der Spitze, die bei jeder Bewegung leicht wippte. David schluckte, als er sein Spiegelbild im Fenster betrachtete. Die Kombination der Kleidung verlieh ihm das Aussehen eines Kindes, das bereit war, den Tag voller Abenteuer zu beginnen. Obwohl ihm die Sache unangenehm war, spürte er tief in sich eine gewisse Wärme, als seine Mutter ihn anlächelte und ihm mit einem leichten Klopfen auf die Schulter Mut zusprach.
Draußen im Regen angekommen, zogen die Kinder fröhlich ihre Bahnen durch den Garten. Sie kreischten vor Freude, sprangen in Pfützen und ließen sich von den kühlen Regentropfen berieseln. Ein kleiner Junge namens Finn, etwa sechs Jahre alt, entdeckte David und winkte ihm freudig zu. „David, komm her! Schau mal, wie tief die Pfütze ist!"
David lächelte zögerlich. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, einfach mitzuspielen, und dem leisen Gefühl von Peinlichkeit, das sich in seinem Inneren regte. Doch Finns Lachen war ansteckend, und so wagte er den ersten Schritt in die Pfütze. Das Wasser platschte unter seinen Stiefeln hervor, und der Matsch spritzte an die blauen Hosenbeine. Die Buddelfäustlinge, die seine Mutter ihm übergezogen hatte, fühlten sich seltsam angenehm und schützend an. Es war, als würden sie ihn vor der Kälte bewahren, aber auch ein Stück weit vor der Welt draußen. Während er so das Plätschern des Wassers unter sich spürte, breitete sich eine seltsame Ruhe in ihm aus.
Plötzlich fiel ihm auf, dass die Betreuerin Sandra ein Auge auf ihn hatte. Sie beobachtete ihn mit einem freundlichen Lächeln, das ihn beruhigte und ihm die Sicherheit gab, einfach loszulassen. Er begann, dem kleinen Finn und den anderen Kindern zu folgen, trat von einer Pfütze in die nächste und spürte, wie seine Gedanken von den freudigen Rufen der Kinder überlagert wurden. Der Regen wusch seine Bedenken förmlich von ihm ab, Tropfen für Tropfen, während seine Schritte immer mutiger wurden.
Nach einer Weile schien er völlig in der Situation aufzugehen. David bemerkte kaum, dass seine Mutter und die Betreuerin Sandra sich etwas abseits in ein Gespräch vertieft hatten und ihn dabei beobachteten. Lisa blickte auf David und schien zufrieden, dass er einfach spielte und den Augenblick genoss. Die Betreuerin lächelte ebenfalls und nickte leicht. „Weißt du, es ist schön, ihn so zu sehen. Er wirkt so... frei. Das hat er gebraucht."
Lisa nickte zustimmend. „Ja, das habe ich auch bemerkt. David war in letzter Zeit oft gestresst. Es tut ihm gut, sich einfach mal wieder wie ein Kind fühlen zu dürfen. Vielleicht sollte ich öfter dafür sorgen, dass er solche Momente hat."
Die beiden Frauen schauten eine Weile schweigend zu, wie David mit Finn und den anderen Kindern spielte. Sein Lachen mischte sich mit dem Prasseln des Regens, und für einen Moment wirkte er tatsächlich wie ein Junge, der den Alltag einfach hinter sich lassen konnte. Für David war das eine Art Befreiung. Der Regen, die matschige Erde und die um ihn herum hüpfenden Kinder gaben ihm das Gefühl, dass es in Ordnung war, sich einmal keine Gedanken über Erwartungen oder Verantwortung zu machen.
Irgendwann legte Sandra ihre Hand sanft auf Lisas Schulter und flüsterte lächelnd: „Vielleicht sollte er einfach in dieser Welt bleiben dürfen – zumindest ab und zu. Kinder brauchen solche Zeiten. Und wenn er glücklich ist, dann macht ihr alles genau richtig."
Als das Spielen im Garten schließlich zu Ende ging, bemerkte David, dass seine Matschjacke und -hose mit einer dünnen Schicht Schlamm bedeckt waren. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, und er merkte, wie gut ihm das Spielen im Regen getan hatte. Er sah sich um und bemerkte die schmunzelnden Gesichter seiner Mutter und Sandra nicht – und vielleicht war das auch besser so. Die Heimfahrt im warmen, trockenen Auto ließ ihn schließlich müde und entspannt zurück.
Während die Regentropfen am Autofenster entlangliefen, schloss David die Augen und dachte an die letzten Stunden zurück. Die Wärme, die seine Mutter ihm durch die Kleidung und die Zeit geschenkt hatte, lag wie eine sanfte Umarmung um ihn und ließ ihn mit einem tiefen Gefühl der Geborgenheit einschlafen.
DU LIEST GERADE
Davids Abenteuerreise
RandomDavid kämpft mit dem Wunsch nach Kindheit und Geborgenheit. Als seine Mutter Lisa das Geheimnis entdeckt, steht sie vor der Herausforderung, ihren Sohn zu verstehen und ihn auf seinem Weg zu unterstützen. Ein emotionales Gespräch entfaltet sich, da...