Kapitel 5: Ein neuer Schritt
David saß am Frühstückstisch und kaute gedankenverloren auf seinem Toast. Lisa, die ihm ein besonders liebevolles Frühstück zubereitet hatte, lächelte ihn aufmunternd an. „Wie wäre es, wenn du heute mit mir in die Betreuung kommst? Es ist nur eine Notbetreuung, und wir sind am Stadtrand. Es sind nur vier kleine Kinder da. Du könntest deine Matschklamotten anziehen und dich ein bisschen draußen austoben."
David schluckte nervös und sah seine Mutter fragend an. „Aber Mama, ich bin doch viel zu groß für so etwas. Was, wenn mich jemand sieht?"
Lisa lächelte beruhigend. „Keiner wird dich sehen. Wir sind am Stadtrand, und die Matschklamotten verdecken dich ziemlich gut. Außerdem sind die anderen Kinder jünger."
David zögerte, doch eine leise Aufregung regte sich in ihm. Vielleicht wäre es doch eine gute Gelegenheit, seine Matschklamotten auch draußen zu tragen. Kurz bevor sie das Haus verließen, fing es an zu regnen, und Lisa bat ihn, sich direkt die Matschkleidung anzuziehen. David war sich unsicher. Was wäre, wenn ein Nachbar ihn sehen würde? Doch Lisa beruhigte ihn und half ihm beim Anziehen.
Als sie bei der Betreuung ankamen, waren sie die ersten. Lisa schloss das Gebäude auf und begann, alles für den Tag vorzubereiten. Kurz darauf öffnete sich die Tür und eine Frau trat ein. „Oh, hallo Sandra!", sagte Lisa überrascht. „Ich wusste nicht, dass du heute da bist."
Sandra, die Leiterin der Betreuung, lächelte. „Ich musste noch ein paar Dinge aus dem Büro holen." Als sie David bemerkte, runzelte sie kurz die Stirn. „Den süßen Jungen kenne ich ja noch gar nicht."
David lief knallrot an und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Lisa stellte ihn vor. „Das ist mein Sohn, David."
„Oh", sagte Sandra neugierig. „Ich wusste nicht, dass du einen Sohn hast. Er ist doch schon 17, oder?"
Lisa lachte sanft. „Ja, mein kleiner David wollte heute mal wieder mehr Zeit mit seiner Mama verbringen."
„Na, das finde ich ja toll!", sagte Sandra. „Und die Matschklamotten stehen ihm gut!" Sie lachte und fügte hinzu: „Aber mal ehrlich, ist David nicht ein bisschen zu alt dafür? Die meisten Jungs in seinem Alter tragen doch eher coole Klamotten, oder?"
Lisa zögerte kurz, bevor sie antwortete: „Es hat vor einigen Monaten angefangen. David hat sich oft nach den einfachen, unbeschwerten Zeiten gesehnt, als er jünger war. Eines Tages hat er sich heimlich neue Matschklamotten bestellt. Als ich sie entdeckt habe, hat er mir erzählt, dass sie ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit geben."
Sandra nickte verständnisvoll. „Das kann ich verstehen. Gerade in turbulenten Zeiten suchen wir alle nach einem Anker. Und wenn das für ihn die Matschklamotten sind, dann ist das doch vollkommen in Ordnung." Sie lächelte David an. „Mach dir keine Sorgen, du bist hier willkommen, so wie du bist."
David fühlte sich ein wenig erleichtert.
„Mach ich gleich", versprach Lisa, bevor sie sich verabschiedete, um alles für den Tag vorzubereiten. Sandra hielt sie jedoch kurz auf. „Alles gut, ich mach das. Kümmere du dich um die anderen Aufgaben."
Sandra wandte sich nun an David. „Komm mal mit ins Büro, wir müssen noch ein paar Formalitäten erledigen." David folgte ihr ins Büro, wo sie ihm erklärte: „Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen und das Formular ausfüllen. Dann machen wir noch ein Profilbild und schon bist du für den Tag angemeldet."
David setzte sich etwas nervös auf den Stuhl gegenüber von Sandra.
„Also, wann hast du Geburtstag und wo wurdest du geboren?", fragte Sandra freundlich.
„12.05.2007, in Hamburg", antwortete David.
„Super. Die Adresse und deinen vollständigen Namen habe ich ja schon von deiner Mutter. Bist du auf irgendetwas allergisch oder gibt es gesundheitliche Besonderheiten?"
David verneinte das.
„Gut, dann fehlt nur noch das Profilbild. Stell dich bitte an die weiße Wand und zieh mal deine Matschjacke aus. Die Hose kannst du gerne anlassen."
David folgte ihren Anweisungen. Es klickte, und Sandra lächelte zufrieden. „Das war's schon. Du kannst jetzt zu deiner Mutter zurückgehen. Ich schließe das Büro ab und bin dann auch gleich wieder weg. Dir einen schönen Tag im Matsch, David!"
David bedankte sich und verließ das Büro, um wieder zu Lisa zu stoßen.
Kurz darauf treffen die ersten Eltern mit ihren Kindern ein, und der Tag beginnt. David, der anfangs so unsicher war, merkt, wie seine Nervosität allmählich nachlässt. Die kleinen Kinder schauen neugierig zu ihm auf, einige wagen es sogar, ihn zum Spielen aufzufordern.
Einer der Jungs fragt frech: „Spielst du mit uns draußen"
David zögert kurz, doch als er die fröhlichen Gesichter der Kinder sieht, kann er nicht widerstehen. Schon bald springen sie gemeinsam in den Pfützen, und David lacht mit den Kindern.
Plötzlich rutscht er jedoch auf dem nassen Boden aus und fällt. Ein stechender Schmerz durchfährt seine Hand, und die Kinder laufen besorgt zu ihm hinüber. Lisa eilt herbei und kniet sich neben ihn.
„Alles in Ordnung, David?", fragt sie besorgt und sieht sich seine Hand an.
„Es tut ein bisschen weh", murmelt David und hält seine Hand vorsichtig.
„Es sieht nicht so schlimm aus, aber ich werde dir nachher etwas besorgen, um deine Hand zu schützen", sagt Lisa beruhigend. „Ich habe da schon eine Idee."
Nach dem Unfall führt Lisa ihn zurück ins Gebäude, wo es bald Zeit für das Mittagessen ist. Die warme Gemüsesuppe und das Brot helfen David, sich zu entspannen, und der Schmerz in seiner Hand lässt langsam nach.
Als die Eltern nach und nach ihre Kinder abholen, fällt David auf, dass eine Mutter ihm freundlich zulächelt. „Das ist wirklich toll, dass du mit den Kindern spielst und so viel Spaß hast. Du bist ein großartiges Vorbild."
David wird wieder rot, aber dieses Mal fühlt er sich stolz. „Danke", murmelt er schüchtern.
Auf dem Heimweg spricht Lisa mit David über den kommenden Mittwoch. „Weißt du, morgen gibt es leider keinen Ausflug, aber am Mittwoch habe ich frei. Wir könnten dann einen kleinen Ausflug machen. Was meinst du?"
David nickt begeistert. „Das wäre echt toll, Mama. Ich freue mich schon darauf."
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Davids Abenteuerreise
AcakDavid kämpft mit dem Wunsch nach Kindheit und Geborgenheit. Als seine Mutter Lisa das Geheimnis entdeckt, steht sie vor der Herausforderung, ihren Sohn zu verstehen und ihn auf seinem Weg zu unterstützen. Ein emotionales Gespräch entfaltet sich, da...