Der Ausflug in die Natur

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Der nächste Morgen war klar und frisch, als Lisa in die Küche trat, um Frühstück zuzubereiten. David saß am Tisch und starrte gedankenverloren auf sein Müsli. Der Raum war erfüllt von den vertrauten Geräuschen: das leise Klirren von Geschirr, das Zischen des Wasserkochers und das sanfte Summen des Kühlschranks. Trotz der gemütlichen Atmosphäre fühlte sich David innerlich unruhig. Er schloss kurz die Augen und dachte über die letzten Tage nach. Wie oft hatte er darüber nachgedacht, wie schön es wäre, sich von den Erwartungen des Erwachsenseins zu befreien? Doch gleichzeitig nagte die Sorge in ihm, was andere denken würden.

Gerade als er über seine Gedanken nachdachte, kam Lisa fröhlich auf ihn zu, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. „Guten Morgen, Schatz! Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug? Ich dachte, wir könnten zum Park gehen und ein bisschen frische Luft schnappen."

David schluckte und ließ den Löffel sinken. „Äh, heute? Im Park?" Der Gedanke schreckte ihn ein wenig ab. Was, wenn ihn jemand sah, der ihn kannte? Er war schließlich 17 und nicht mehr in dem Alter, in dem man einfach mit anderen Kindern im Park spielen konnte.

„Ja! Das Wetter ist perfekt dafür. Wir könnten ein bisschen spazieren gehen und die Natur erkunden. Was hältst du davon?"

David zögerte, das Herz schlug schneller in seiner Brust. „Ich weiß nicht... was, wenn mich jemand sieht?"

Lisa setzte sich ihm gegenüber und lächelte sanft. „Es gibt keine anderen Leute, die dich hier kennen, David. Und selbst wenn, wir haben Spaß zusammen. Du kannst die Matschklamotten anziehen, die du so magst. Ich finde, sie stehen dir gut!"

Der Gedanke, in die Matschklamotten zu schlüpfen, reizte ihn. Erinnerungen an vergangene Spiele in der Pfütze überfluteten ihn, und er fühlte sich ein wenig wie ein kleiner Junge. Der Gedanke daran gab ihm ein gutes Gefühl, aber die Angst vor dem Urteil der anderen blieb.

„Na gut", murmelte er schließlich, während er ins Zimmer schlenderte. Die Matschjacke und die Hose hingen an seinem Kleiderschrank und schienen ihn zu rufen. Zögernd zog er die Hose an und befestigte die Fußschlaufen an seinen Gummistiefeln, bevor er die Matschjacke überstreifte. Es war ein vertrautes Gefühl, das ihn umhüllte, und er genoss es, in die robuste, bunte Kleidung zu schlüpfen, die ihn so oft zu unbeschwerten Abenteuern begleitet hatte.

Als er sich im Spiegel ansah, sah er nicht den 17-jährigen David, sondern einen Jungen, der einfach Spaß haben wollte. Die Farben der Matschklamotten strahlten förmlich und ließen ihn für einen kurzen Moment die Welt um sich herum vergessen.

„Ich bin bereit!", rief er schließlich, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte.

„Wow, schau dich an! Du siehst toll aus!", sagte Lisa, die bereits ihre eigene Jacke und einen Rucksack gepackt hatte. „Oh, und hier, das gehört dir!" Sie reichte ihm ein Halstuch mit Dinosaurier-Motiven.

David lächelte überrascht. „Wo hast du das her?"

„Das habe ich in der Fundgrube in der Betreuung gefunden. Ich dachte, es wäre perfekt für dich!"

„Das ist echt cool!", antwortete David und band sich das Halstuch um den Hals. Es fühlte sich gut an, etwas so Kindliches zu tragen, und er fühlte sich sofort wohler in seiner Haut.

„Lass uns gehen!", rief Lisa, während sie ihn an der Hand nahm und zum Auto führte.

Die Fahrt zum Park war kurz, aber David fühlte sich nervöser, je näher sie kamen. Als sie parkten und er ausstieg, spürte er das frische Gras unter seinen Füßen und den kühlen Wind in seinem Gesicht. Der Park war voller Kinder, die umherliefen, lachten und spielten. David beobachtete sie aus der Ferne, fühlte sich aber gleichzeitig von ihrer Unbeschwertheit angezogen.

„Komm, lass uns etwas erkunden!", rief Lisa, während sie ihn an der Hand nahm und zum Spielplatz führte.

Dort angekommen, sah David einen großen Sandkasten und eine Rutsche. Ein paar Kinder sprangen fröhlich in die Pfützen, und der Klang ihres Lachens erfüllte die Luft. David zögerte, hielt aber dann an, als Lisa ein paar Schritte weiter ging. „Siehst du, wie viel Spaß sie haben?"

David fühlte, wie ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch aufkam. Er wollte mitspielen, aber ein Teil von ihm hielt ihn zurück. „Mama, ich weiß nicht..."

„Komm schon, David! Du hast die Klamotten dafür an. Lass uns zusammen spielen!"

Nach einigem Zögern setzte er schließlich einen Fuß in die Pfütze und spürte das kalte Wasser um seine Socken. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und bald schon sprang er fröhlich mit den anderen Kindern. Lisa sah ihm lächelnd zu und war glücklich, ihn so unbeschwert zu sehen.

Nachdem sie eine Weile gespielt hatten, rief Lisa: „Schatz, ich habe ein paar Snacks eingepackt! Lass uns eine kleine Pause machen und etwas essen."

Sie setzten sich auf eine Bank, und Lisa holte die Snacks aus dem Rucksack. Es gab frisches Obst, Kekse und selbstgemachte Sandwiches. Während sie aßen, bemerkte Lisa, dass eine andere Mutter mit ihrer Tochter in der Nähe Platz genommen hatte. Die kleine Tochter, vielleicht sechs Jahre alt, sah David neugierig an, während er am Sandkasten spielte.

Die Mutter wandte sich an Lisa. „Entschuldigung, aber ist das Ihr Sohn? Ich finde es toll, wie unbeschwert er spielt. Man sieht nur noch selten Teenager, die so etwas genießen."

Lisa lächelte und erwiderte: „Ja, das ist mein David. Er hat beschlossen, heute einfach mal Kind zu sein und die Matschklamotten zu tragen. Es macht ihm viel Spaß."

„Das kann ich mir vorstellen", antwortete die andere Mutter, während sie ihrer Tochter half, einige Kastanien zu sammeln. „Meine Mia spielt auch gerne in der Natur. Manchmal vergisst man, wie wichtig es ist, einfach draußen zu sein."

„Genau!", sagte Lisa. „Ich finde, dass Kinder oft viel zu schnell erwachsen werden. Manchmal ist es schön, wenn sie sich wieder wie Kinder fühlen dürfen."

David, während er noch damit beschäftigt war, die Kastanien zu sammeln, dachte darüber nach, wie viel Freude es ihm bereitete, einfach nur Kind zu sein – auch wenn er sich manchmal schuldig fühlte, weil er nicht dem Bild entsprach, das andere von ihm erwarteten. Er schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich auf die leuchtend braunen Kastanien in seinen Händen. Sie hatten eine so glatte Oberfläche und schimmerten im Sonnenlicht.

Die andere Mutter, Anna, sagte zu Lisa: „Wissen Sie, ich finde es klasse, dass David so viel Spaß hat. Viele Jungs in seinem Alter sind schon viel zu cool, um sich so zu kleiden."

„Ja, das dachte ich auch zuerst. Aber ich finde es großartig, dass er sich diese Freiheit nimmt. Es zeigt, dass er noch immer den Spaß an den kleinen Dingen im Leben findet."

David, der nun einige Kastanien in seinen Händen hielt, betrachtete sie und dachte daran, was seine Mutter gesagt hatte. Es war wahr: Es gab nichts Besseres, als im Freien zu spielen, ohne sich um das Urteil anderer zu sorgen. Die Mütter redeten weiter, und David lauschte nicht direkt zu, doch er konnte hören, wie sie sich über die Wichtigkeit des Spielens in der Natur unterhielten.

Nach einer Weile packten die Mütter ihre Sachen zusammen. David hatte viel erlebt und war erfüllt von der Freude des Tages.

Auf der Rückfahrt sprach Lisa über die Erlebnisse im Park. „Wie fandest du es, wieder im Sand zu spielen und Kastanien zu sammeln?", fragte sie, während sie die Straßen entlang fuhren.

David lächelte breit. „Es war großartig, Mama! Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht."

„Das freut mich zu hören! Ich denke, wir sollten das öfter machen."

Als sie zu Hause ankamen, half Lisa David, die Matschklamotten auszuziehen. „Siehst du? Gar nicht so schlimm, oder?"

„Nee, ich hatte wirklich viel Spaß. Aber ich glaube, ich brauche etwas zum Aufräumen. Es sieht aus, als würde hier ein kleiner Junge wohnen!"

Lisa lachte. „Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe!"


Ideen oder Vorschläge? Ich freue mich auf eure Kommentare! Vielen Dank fürs Lesen!

Davids AbenteuerreiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt