„Beginnen wir mit der Frage, wie ich hierhergekommen bin,“ sagte Fips und sah mich ernst an. „Wie gesagt, ich bin in das Buch gestürzt. Es scheint eine Art Portal zu sein, aber keine Ahnung, von wem oder was es erschaffen wurde. Reiner Zufall. Aber ehrlich gesagt bin ich so froh, da weg zu sein.“
„Von den … Osterinseln?“ fragte ich langsam, obwohl mir die Frage selbst in diesem Kontext absolut absurd vorkam.
Er nickte und zog die Schultern hoch. „Ganz genau. Die Inseln waren wie eine … Entsorgung, weißt du? Dorthin haben mich diese vermummten Typen gebracht, die Masken. Sie wollten mich aus dem Weg haben, weil ich ihnen auf die Schliche gekommen war. Sie versuchen, Eos zu befreien. Und deswegen muss ich so schnell wie möglich zu meinen Brüdern.“
Ich nickte, obwohl ich das Gefühl hatte, die Hälfte von dem, was er sagte, nur halb zu verstehen. Alles klang gleichzeitig so wahnsinnig und so überzeugend, dass ich unsicher war, ob ich gerade träumte oder wirklich hier mit einem Wesen sprach, das behauptete, der Osterhase zu sein.
„Okay, nehmen wir mal an, du sagst die Wahrheit,“ begann ich langsam und versuchte, das Ganze logisch zu ordnen, „dann lasse ich dich hier raus, und du gehst zum Weihnachtsmann, um zu verhindern, dass dein anderer Bruder befreit wird?“
„Ganz genau!“ Fips nickte enthusiastisch und seine Ohren wippten mit. Doch dann hielt er inne und sah mich verschmitzt an. „Aber warte – du könntest mir doch Gesellschaft leisten, Cassy! Ich war so lang allein, und der Weg zu Klaus ist … naja, langweilig, sagen wir mal. Ich hasse das Mittelalter,“ stöhnte er und verdrehte die Augen.
„Was?“ entfuhr es mir, während ich immer verwirrter wurde.
Er seufzte tief und winkte ab. „Klaus versteckt sich im Mittelalter. Jeder von uns Wächtern tut das, weißt du? Irgendwo in einer bestimmten Zeitzone verschwinden. Naja, außer mir natürlich.“
„Zeitzone?“ Ich runzelte die Stirn und musste mir ein Grinsen verkneifen. „Ich denke, wenn überhaupt, meinst du ‚Epoche‘.“
Fips warf mir einen entgeisterten Blick zu, dann legte er dramatisch eine Hand aufs Herz. „Cassy, niemand mag Klugscheißer.“
„Du bleibst also dabei, dass das alles wahr ist, was du sagst?“ fragte ich mit zusammengekniffenen Augen und verschränkten Armen. Irgendwo in mir hoffte ich wohl, dass er gleich loslachen und alles als Scherz auflösen würde.
Doch Fips nickte nur mit ernstem Blick. „Natürlich ist das wahr. Sag mal, wie sollte ich mir das alles ausdenken? Hasenohren und Zeitzonen und meine Brüder? Klingt das, als wäre es die Fantasie eines normalen Menschen?“
Ich schnaubte und hob herausfordernd das Kinn. „Beweise es.“
Er grinste verschmitzt, wie ein Kind, das auf einen Streich besonders stolz ist. „Beweise? Kein Problem.“ Er sah sich um, als würde er nach etwas suchen, und plötzlich hob er seine Hände vor sein Gesicht, konzentrierte sich und …
Innerhalb eines Augenblicks begann er, leise, funkelnde Lichtstrahlen aus seiner rechten Hand zu zaubern. Sie schimmerten wie kleine Goldflocken in der Luft und bildeten ein strahlendes Muster zwischen uns. Mein Herz setzte einen Moment aus, und ich blinzelte ungläubig, konnte nicht anders, als meine Hand auszustrecken, um nach den glitzernden Flocken zu greifen.
„Zufrieden?“ fragte Fips triumphierend und ließ das Leuchten wieder erlöschen.
„Das war …“, stammelte ich, unfähig, die passenden Worte zu finden. „Das war echte Magie.“
Er zwinkerte mir zu. „Tja, das ist sozusagen unser Familienerbe. Die Magie der Wächter. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, Cassy, die kann selbst das klügste Buch nicht erklären.“
Ich spürte, wie mein Herz noch schneller schlug. „Also gut,“ murmelte ich leise, „vielleicht glaube ich dir ein kleines bisschen. Aber das bedeutet nicht, dass ich jetzt gleich in irgendeine verrückte Mission stürze und dir quer durch die Zeit folge.“
Er hob gespielt unschuldig die Hände. „Ich hab’s dir angeboten, Cassy. Aber ich weiß, du wirst mir am Ende helfen. Das tun die Menschen irgendwie immer.“
„Ich habe doch noch gar nicht gesagt, dass ich mitkomme,“ sagte ich und hob eine Augenbraue.
„Nicht?“ Fips’ Ohren senkten sich leicht, und er sah mich fast enttäuscht an. „Aber … ich habe doch extra schon deinen Urlaubsantrag geschrieben.“ Er hielt aus dem Nichts einen Zettel hoch, auf dem tatsächlich „Urlaubsantrag“ in krakeliger Handschrift stand.
„Und auch schon bewilligt,“ fügte er triumphierend hinzu und hielt in der anderen Hand einen weiteren Zettel in die Luft, auf dem mit derselben krakeligen Schrift das Wort „Genehmigt!“ prangte.
Ich konnte nicht anders, als laut loszulachen. „Ach ja? Und wer genau hat das bewilligt?“
Fips grinste verschmitzt, zuckte mit den Schultern und sagte: „Na, ich natürlich. Bin schließlich der Osterhase. Das ist Teil meines Jobs.“
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Achtsman jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanficKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...