Vorerst kein entkommen

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Nachdem Fips nun einige Male versucht hatte durch die Gitterstäbe durch, den Schlüssel in das Schloss zu stecken und kläglich gescheitert war. Trat ich von der Tür weg und ließ mich auf den Boden sinken.
"Hey nicht aufgeben" hörte ich Fips muntere Stimme.
"Ich gebe nicht auf... ich sehe nur keinen Erfolg in dem was du tust" murmelte ich und legte erschöpft meinen Kopf gegen die Wand. Allmählich wurde ich müde, es war ziemlich viel passiert in den letzten Stunden.

Fips ließ sich von meiner Resignation nicht beeindrucken. „Du hast keinen Glauben in die Hasentechnologie, Cassy, das ist das Problem,“ erklärte er mit einer Spur Überheblichkeit in der Stimme, während er wieder einmal versuchte, den goldenen Schlüssel durch die Gitterstäbe zu manövrieren. Es klirrte laut, als der Schlüssel erneut zu Boden fiel. 

„Hasentechnologie?“ murmelte ich und rieb mir die Schläfen. „Das ist ein stinknormaler Schlüssel, Fips.“ 

„Ha! Zeigt, was du weißt!“ rief er, während er sich hektisch auf den Boden seiner Zelle warf und nach dem Schlüssel tastete. „Dieser Schlüssel ist magisch. Und wenn ich ihn nur in dieses verdammte Schloss bekomme...“ 

„...dann, was? Öffnet er automatisch alle Türen, inklusive der in deinem Verstand?“ fragte ich sarkastisch und starrte an die steinerne Decke. 

„Sehr witzig,“ grummelte Fips. „Aber ja, genau das wird passieren. Vielleicht nicht der Teil mit meinem Verstand, der ist einwandfrei.“ 

Ich schloss die Augen und versuchte, die Ereignisse des Tages zu verarbeiten. Die Zeitreise, das Mittelalter, die peinlichen Gespräche auf dem Markt, die unfreiwillige Begegnung mit den Rittern. Und jetzt das. Ein Hasenartiger, der sich für einen Superhelden hielt, war unser einziger Ausweg. Das war so lächerlich, dass ich fast lachen musste. 

„Hey! Ich hab's!“ rief Fips plötzlich triumphierend. 

Ich öffnete ein Auge. „Du hast den Schlüssel durchs Gitter bekommen?“ 

„Nein,“ gab er zu, „aber ich hab eine Idee, wie du das machen kannst!“ 

Ich starrte ihn einen Moment lang an, bevor ich den Kopf wieder gegen die Wand lehnte. „Fips, ich bin nicht mal in derselben Zelle wie du. Wie soll ich—“ 

„Deine Schuhe!“ unterbrach er mich. „Du ziehst sie aus und schnippst den Schlüssel zu dir rüber. Dann steckst *du* ihn ins Schloss deiner Zelle, kommst raus, öffnest meine, und tadaa! Wir sind frei!“ 

Ich hob den Kopf und starrte ihn an. „Das ist dein Plan? Schuhe werfen?“ 

„Wenn du eine bessere Idee hast, bin ich ganz Ohr,“ sagte er und ließ seine langen Ohren wackeln. 

Ich seufzte tief, zog einen Schuh aus und warf ihn halbherzig in seine Richtung. Natürlich traf ich nicht mal ansatzweise. 

„Das war ja erbärmlich,“ lachte Fips. 

„Dann mach's doch selbst!“ fauchte ich. 

„Okay, okay, ich zeig dir, wie man das macht,“ sagte er und sammelte meinen Schuh auf. „Aber sag später nicht, ich hätte keinen Sportsgeist.“ 

Das konnte ja noch ewig so weitergehen.

Natürlich klappte auch diese Idee nicht und Fips ließ sich irgend wann auch zu Boden sinken.
"Vielleicht ist es an der Zeit sich auszuruhen" seufzte er. Ich erwiderte nichts dazu. Es nützte nichts noch weiter Salz in die Wunde zu streuen. Ändern tat es nichts an dieser Situation.
"Hast du Familie?" fragte Fips irgend wann.
"Nur meine Eltern" antwortete ich.
"Eltern" murmelte Fips. "Wie sind die so?"

Ich zögerte. Fips’ Frage kam so unerwartet, dass ich erst überlegen musste, wie ich antworten sollte. Seine Ohren zuckten leicht, während er auf meine Antwort wartete. 

Achtsman jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt