Part 1

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Hallo ihr Lieben!
Ich habe hier eine kleine Kurzgeschichte für die kalten Herbsttage für euch. Mal wieder eine cozy-fluffige Larry Geschichte :)
Ich freue mich, wenn sie euch gefällt. Lasst mir gerne Feedback, Kommentare und ein Sternchen da :D
Diesmal werden es kürzere Kapitel (um die 1000 Wörter). 


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„Shit, ich muss auflegen! Ich berichte dir die Tage, okay? Drück mir die Daumen! Bye Nialler!"

Schnell legte er das Handy beiseite und eilte um den Tisch zu seinem weinenden Bruder. „Ffff ...", fluchte er lautlos, als er dessen Finger überprüfe. Er pustete ein paar Mal über die kleinen Händchen, nachdem er sichergestellt hatte, dass nichts Ernsthaftes passiert war. „Man Phoebs, du kannst doch deinem Bruder nicht die Heißklebepistole geben. Kann man euch nicht eine Minute aus den Augen lassen?", murrte er. Es war unfair, seiner kleinen Schwester die Schuld zu geben, das wusste er selbst, aber er hatte sich gerade wirklich erschrocken. Genauso wie sein kleiner Bruder, der sich glücklicherweise recht schnell wieder fing und seine Rotznase gerade in den Ärmel schmierte.Das hätte auch anders ausgehen können. Louis hätte sich nicht ablenken lassen dürfen. Er schüttelte den Kopf.

„Ich muss selber basteln. Mama hat gesagt, dass du für Ernest und Doris verantwortlich bist!"
Seine kleine Schwester fuchtelte tadelnd mit dem Finger.
„Kleine Klugscheißerin ...", dachte er, während er mit den Augen rollte, aber sie hatte ja recht. Ob die in der Grundschule auch so war?
„Machst du dir auch eine Laterne, Lou?", wollte Daisy wissen.
Sah lustig aus, wie sie mit herausgestreckter Zungenspitze hoch konzentriert versuchte, mit der Schere Formen aus dem bunten Papier zu schneiden.
„Vielleicht. Aber jetzt muss ich erstmal die Eulen von euch fertigbekommen. Schau mal, hier sind noch mehr Ausschnitte aus Transparentpapier."
„Aber das ist grün! Lou ich brauche mehr pink!!"
"Warte, ich schneid' noch welches – Doris!"
Schnell schnappte er der dreijährigen den Klebestift aus der Hand, bevor sie sich den im Gesicht verteilte.
Himmel, warum hatte er sich breitschlagen lassen, das mit seinen Geschwistern zu machen?

Er war nicht der beste Bastler und das hier war der reinste Flohzirkus. Die vier unter Kontrolle zu haben war gar nicht so einfach. Zumindest nicht, wenn sie nur den Sonntag hatten, um unter Zeitdruck mindestens vier Laternen zu machen. Fünf, wenn es nach seinen Geschwistern ging. Nach einer Vorlage hatte er erstmal Googlen müssen, war aber zum Glück schnell fündig geworden. Jetzt bekam jeder eine Eule.

Lottie war krank, seine Mutter musste arbeiten und sein Vater war für die süßen Martinsgänse für die Kinder zuständig. Jeder brachte etwas zum Martinsumzug mit, das war Tradition im Kindergarten und in seinem Stadtteil. Da seine eigenen Backkünste noch schlechter waren, als seine Bastelkünste und seine Mutter eine mittelschwere Panikattacke bekommen hatte, als er tatsächlich abwog, was das kleinere Übel war, hatte er seinem Vater die Küche überlassen. Beim Basteln konnte er zumindest niemand vergiften oder die Familienehre gefährden. Seine Mutter war eine hervorragende Bäckerin, das würde peinlich werden, wenn er dort mit versalzenen oder verkokelten Martinsgänsen ankam.
Da hütete er lieber seine Geschwister. Nur hatte er einfach vergessen, wie anstrengend, fordernd und laut die Vier sein konnten.

Seit er mit dem Studium begonnen hatte, war er nicht mehr so oft zu Hause in Doncaster. Im Moment waren keine Semesterferien, aber erstens hatte er nichts gegen ein langes Wochenende daheim und zweitens verpasste er nicht allzu viel. Wenn er ehrlich war, ging er sowieso nur zu den Pflichtvorlesungen. Reichte auch so. Die meisten Professoren lasen die Vorträge nur ab, was todlangweilig war. Außerdem standen ihnen die Präsentationen eins zu eins im Studienportal zum Download zur Verfügung. War also völlig egal, ob er anwesend war, oder nicht.

Vorsichtig klebte er die von Doris ausgewählten farbigen Papierstücke in die Augen ihrer Eule. Louis würde die vier morgen auch auf dem Laternenumzug begleiten und danach noch mit ihnen zum Martinsfeuer gehen. Dort würde sein Vater übernehmen.
Hoffentlich pünktlich, denn er hatte sich spontan auf Grindr mit einem Typen verabredet. Als er seinem besten Kumpel Niall Bilder geschickt hatte, wollte der natürlich direkt mehr wissen und hatte angerufen. War eigentlich nicht so seine Art, über Apps zu suchen. Im allgemeinen Stand er nicht so auf One-Night-Stands. Wenn man Niall fragen würde, war er einfach hoffnungslos romantisch. Man nehme die kitschigsten Liebes-Schnulzen, füge noch ein bisschen mehr Herzchen hinzu et voilà, das war das, was Louis wollte – und natürlich nie bekommen würde.

So viel Realitätssinn hatte er dann doch, auch wenn manche ihn für naiv hielten, aber träumen dufte man wohl noch. Seine Wirklichkeit sah natürlich anders aus. Da gab es keine rosa-roten Herzchen und niemand, der ihm die Welt zu Füßen legte. Die meisten wollten nur unverbindlichen Sex. Festlegen und exklusiv sein? Fehlanzeige. Beziehungen? Schon dreimal nicht. Am besten das Ganze nicht labeln, wenn man mehr als einmal zusammen kam. Nicht darüber reden. Er hatte das Gefühl, dass jeder nur darauf wartete, dass im nächsten Moment jemand besseres um die Ecke kam. Unverbindlichkeit war das neue „in". 


Dafür war er sich zu schade. Er hatte andere Ansprüche. Vielleicht waren sie utopisch – vielleicht auch nicht.
Nach diversen erfolglosen Date-Versuchen ließ er es bleiben. Da ging er lieber mit Niall saufen und auf Partys. Machte zwar auch Kopfschmerzen, aber zumindest blieb das Herz heil. Körperliche Bedürfnisse hatte er trotzdem. Klar, er war dreiundzwanzig, wer konnte es ihm da schon übel nehmen, dass er sich ausprobieren wollte? Nicht alles ließ sich mit Filmen, der Hand oder Spielzeug regeln. Ab und an wollte er sich begehrt fühlen. Wollte die Wärme eines anderen Körpers an sich spüren, auch wenn es nur wenige Minuten waren. Er brauchte das. Eine kurze Umarmung. Ein liebes Wort. Ein wenig Bestätigung, dass es nicht nur an ihm lag.

Louis seufzte. Dieser braunhaarige Typ in der App sah ganz okay aus. Groß, trainiert. Optisch ansprechend. Zwar nicht hundertprozentig sein Typ, aber damit konnte er arbeiten. Er hatte sich sowieso sehr über das Match gewundert. Er fiel nicht oft in das Beuteschema solcher Leute. Dazu war er zu klein und zu ... na ja ... kurvig? Er hasste seine Oberschenkel und seinen Po. Zu oft war er deshalb schon gehänselt worden, aber ändern konnte er es nicht. Er spielte schon mehrfach die Woche Fußball und würde sich ganz sicher nicht als unsportlich bezeichnen, aber die Proportionen lagen wohl in der Familie.

Umso überraschte war er, als die App ihm ein Match anzeigte und der Typ ihn sogar anschrieb. Aber wieso nicht? Mit viel Glück konnte er sich ein wenig umgarnen lassen und Druck abbauen. Hatte er mal wieder nötig. Konnte natürlich auch sein, dass da jemand auftauchte, der ganz anders aussah. Hatte er alles schon erlebt und würde ihn nicht wundern. Aber na ja, ein bisschen freuen wollte er sich trotzdem darauf.

Er war lange nicht auf dem Martinsumzug gewesen, aber so ganz alleine machte es keinen Spaß. Mit alleine meinte er ohne seine Kumpels. Die studierten alle außerhalb oder hatten eine Lehre begonnen und waren ebenfalls weggezogen. Er selbst hatte die letzten Jahre kaum Zeit gehabt. Dabei war das immer ein kleines Event in seinem Stadtteil in Doncaster. Es war wie eine Art Herbstfest. Zuerst ging man zusammen mit den Kindern auf einen Laternenumzug. Irgendwer spielte Sankt Martin und den Bettler. Am Ende trafen sich alle an einem großen Martinsfeuer. Es gab einige Essensbuden und natürlich den obligatorischen Glühwein und Punsch. Als Jugendlicher war er dort immer mit seinen Klassenkameraden gewesen. Er konnte sich noch allzu gut an seinen ersten Rausch erinnern. Den Alkohol hatten sie damals mitgebracht und heimlich getrunken. Zur Strafe hatte er danach die Toiletten auf dem Weihnachtsmarkt putzen müssen.

Ob sich wohl viel verändert hatte? Louis würde es morgen herausfinden. Vorausgesetzt, sie kamen endlich mit den Laternen voran.


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Und? Lust drauf? :P


Ideen, was Louis auf dem Umzug erwartet?

Morgen geht's weiter :)

Sankt MartinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt