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Gemma war eine Lustige.
Sie hatte ihn noch kurz gefragt, ob er sich da später mit seinem Freund traf, was er verneinte. War jetzt auch schon egal. Konnte sie ruhig wissen. Ein klein wenig war er überrascht, dass es ihr völlig gleich zu sein schien, dass er auf Männer stand.
Nicht jeder reagierte so.
Louis ging eigentlich recht locker mit seiner Sexualität um, allerdings war das keine Information, die er Fremden normalerweise sofort preisgab.
Nicht, weil es ihm unangenehm war. Es ging einfach niemand was an und spielte in seinen Augen keine Rolle. Es gab aber Menschen, die da anders drüber dachten. Schon mehrmals hatte er Personen falsch eingeschätzt und sich abschätzige Kommentare anhören müssen.Aber Gemma war locker. Die schien ihn noch immer sympathisch zu finden, zumindest quatschte sie den ganzen Weg ununterbrochen weiter mit Louis.
Hätte bloß mal ein Mann so viel Interesse an ihm, wie diese quirlige, aufgeweckte junge Frau.
Er seufzte leise, bevor er sich zu einem leichten Grinsen zwang. Schlechte Laune gehörte hier heute nicht hin. Heute wollte er Spaß haben. Vor seinem inneren Auge sah er Niall auf seine Schulter klopfen.Jetzt grinste er wirklich. Auch, weil Gemma gute Stimmung machte.
Die unterhielt nicht nur ihn, sondern auch seine Geschwister prächtig. Versprach ihnen sogar, dass sie später mal auf Kiwi reiten durften, sofern Louis dem zustimmte. Damit war sie jetzt schon der Held des Abends und Louis irgendwie auch.
„Aber erzählt es nicht weiter, sonst wollen alle!", flüsterte die junge Frau den Kleinen verschwörerisch zu.
Ihm ging das Herz auf, als er in die leuchtenden Kinderaugen blickte. Eine größere Freude konnte man ihnen kaum machen. Wie sollte er ihnen diesen Wunsch abschlagen? Zumindest diesen Teil konnte er wohl als vollen Erfolg verbuchen und das war das wichtigste.
Er war sich allerdings nicht sicher, wie Sankt Martin das fand. Gemma hatte das einfach so angeboten und entschieden, ohne den zu fragen.
Der Lockenkopf hatte die ganze Zeit über geschwiegen, dabei hätte er diese angenehme Stimme so gerne nochmal gehört.
Aber vielleicht war das seine Art? Es gab ja Menschen, die einfach ruhiger waren? Das genaue Gegenteil von Gemma. Aber war das nicht so? Gegensätze zogen sich an?
Möglicherweise hatte der aber auch was gegen Louis? Seit seine Schwester ihn unabsichtlich geoutet hatte, spürte er dessen Blicke im Rücken.
Waren die abwertend?
Zu gerne würde er sich umdrehen. Es herausfinden. Aber eine unsichtbare Kraft hielt ihn davon ab. Irgendwas tief in ihm wollte es nicht wissen. Wollte nicht, dass Sankt Martin ihn jetzt anders sah.
Eigentlich völlig absurd. Welche Rolle spielte es, ob es eine Person mehr oder weniger auf dieser Welt gab, die ihn nicht mochte? Er würde den nie wieder sehen.
Er sollte sich nicht so komisch kribbelig fühlen, wenn er an den Reiter neben sich dachte. Dessen Gesicht er nicht mal kannte und der eine Freundin hatte, die gerade Ernest zum Lachen brachte.
Louis versuchte sich auf das nächste Laternenlied zu konzentrieren. Vielleicht kannte er ja davon den Text? Unterbewusst lauschte er dem gleichmäßigen Takt der klappernden Hufeisen auf dem Asphalt. Ein beruhigendes Geräusch. Passte zur Stimmung, dem Laub und den bunten Laternen.
Irgendwie ging von dem Pferd eine angenehme Wärme aus, sodass er das Gefühl hatte nicht mehr ganz so sehr zu frieren.Viel schneller als erwartet erreichten sie den Platz mit dem bereits lichterloh brennenden Martinsfeuer. Der charakteristische Geruch von Lagerfeuer, Fressbuden, Süßigkeiten und Glühwein lag in der Luft. Es knackte und immer wieder flogen große Funken und brennende Ascheteilchen durch den Nachthimmel. Der Platz war gut gefüllt, die Stimmung unter den Leuten gut. Den Kindern wurden die von den Eltern gebackenen Martinsgänse ausgeteilt. Louis bekam auch eine. Die steckte er in der Papiertüte in seine Manteltasche. Würde er nachher essen.
Er erwischte sich, wie er sogar ganz freiwillig mit den Kleinen nach vorne ging, um sich das kurze Schauspiel zwischen Sankt Martin und dem Bettler anzusehen. Vermutlich würden seine Geschwister diese Geschichte die nächsten Tage daheim nachspielen. Wie gut, dass er da wieder in der Uni sein würde. Er beneidete seine Eltern nicht. Ob er damals auch so war? Er erinnerte sich zumindest vage an ein Holzschwert.
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Sankt Martin
FanfictionLouis ist dreiundzwanzig, studiert und ist ein hoffnungsloser Romantiker. Die große Liebe hat er bisher nicht gefunden. Stattdessen genießt er sein Studentenleben in vollen zügen. Zumindest, bis er mitte November ein verlängertes Wochenende daheim...