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Es gab definitiv noch mehr Dinge, die er einfach vergessen oder verdrängt hatte, wenn es um Martinsumzüge ging.
Erstens: da waren sehr viele Eltern, die alle eine Meinung hatten. Und eine davon war, dass es unverantwortlich war, den Sohn mit vier Kleinkindern alleine loszuschicken. War denen eigentlich klar, dass er längst Volljährig war?Zweitens: man musste Lieder singen und die im besten Falle auswendig können. Konnte er natürlich nicht. Woher auch. Die Art, wie ihm eine übereifrige Mutter ein selbst gedrucktes Liederheftchen in die Hand drückte, sagte alles.
Und drittens: vier Kinder zu hüten, welche alle die unterschiedlichsten Bedürfnisse hatten, war tatsächlich verdammt anstrengend. Keine Ahnung, wie seine Mutter das sonst machte. Die musste Superkräfte haben.
Eine weitere Sache, welche ihm erst jetzt bewusst wurde, war, dass er auch so LED - Lichter in die Laternen hätte machen sollen. Echtes Feuer übte eine große Faszination auf die zwei Kleinen aus. Louis hatte alle Hände voll zu tun, sie davon abzuhalten ihre Laternen nicht abzufackeln. Er würde ja sagen, dass die das nicht mit Absicht taten, aber bei Ernest war er sich nicht so sicher. Der schien gerade seine pyromanische Seite entdeckt zu haben.
Definitive LEDs beim nächsten Mal. Die hatte er weder gekannt, noch wäre er selbst draufgekommen. Wie auch, zum letzten Mal hatte er als Kind mit seinen Eltern Laternen gemacht. Für sein Nichtwissen erntete er erneut tadelnde Blicke.
Als Letztes hätte damit rechnen müssen, dass Daisy und Phoebe zum Martinspferd wollten. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Genau jetzt!
So schnell konnte Doris nicht laufen, weshalb die nun weinte, was ihm noch mehr kritische Blicke einbrachte.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt war er überfordert.
Louis hatte größten Respekt vor allen Eltern, die das täglich machten.
Nach dieser Stunde Kinderhüten brauchte er Urlaub.
Oder halt jemand, der ihm ordentlich das nicht mehr vorhandene Hirn raus vögelte.Kurzerhand hob er die beiden Kleinsten hoch und folgte Phoebe und Daisy zur Wiese. Hier hatten sich schon einige Eltern mit ihren Kindern gesammelt, um eine junge Frau auf einem schwarzen Pferd zu beobachten.
Sie ritt im Kreis. Wozu sie das machte, erschloss sich ihm nicht.
„Nicht zu nah hingehen!", mahnte er die beiden Älteren, während er Doris und Ernest absetzte. Vorsichtshalber behielt er die an der Hand.„Ooooh schau mal Lou! Das Pferd ist sooo schön! Ich will auch ein Pferd!"
„Neeein! Ich will eines!"
Wild kreischende Schwestern waren was Schönes.
Er rollte mit den Augen.
Was fanden die an diesen Tieren? Die waren groß, unheimlich und konnten treten.
„Können wir fragen, ob wir es streicheln dürfen? Bitte Louis!"
Er seufzte.
„Nachher, okay? Zuerst muss es auf dem Umzug mitlaufen und arbeiten."
„Warum muss es arbeiten?"
„Weil ... das ist sein Job. Jeder hat einen. Mama, Papa ... Ich auch bald. Um Geld zu verdienen."
„Es muss Geld verdienen?"
Daisy sah ihn mit großen Augen an.
„Ja, für sein Essen du Dummi!", erklärte Phoebe stolz.
Wo sie recht hatte ...
Louis musste lachen.
„Aber danach können wir fragen?"
„Danach können wir fragen. Vorausgesetzt, ihr benehmt euch!"
Hoffentlich vergaßen die bis dahin, dass er das gesagt hatte.„Ohh!!"
Doris zupfte erneut aufgeregt an seiner Hand.
„Da kommt Sankt Martin!"
„Darf ich auch irgendwann mal Sankt Martin sein???"
Konnte man von Kindergeschrei taub werden?
„Nein! Ich will Sankt Martin sein!"
„Phoebs, Daisy, wenn ihr weiter streitet wird niemand Sankt Martin. Außerdem könnt ihr gar nicht reiten!", warf er ein.
Die kosteten ihn noch den letzten Nerv.
Immerhin Ernest war zufrieden und beobachtete schweigend seine leuchtende Laterne. Vielleicht überlegte der aber auch einfach, wann er sie am besten in den Matsch werfen konnte.
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Sankt Martin
FanfictionLouis ist dreiundzwanzig, studiert und ist ein hoffnungsloser Romantiker. Die große Liebe hat er bisher nicht gefunden. Stattdessen genießt er sein Studentenleben in vollen zügen. Zumindest, bis er mitte November ein verlängertes Wochenende daheim...