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Louis schlängelte sich durch die Menschentrauben.
„Sorry ...", murmelte er, als er aus Versehen eine junge Frau anrempelte, weil er einem Kind ausgewichen war.
Phoebe, Daisy, Doris und Ernest hatte er eben auf dem Parkplatz seinem Vater übergeben. Die vier waren völlig fertig von den letzten beiden Stunden, aber sehr zufrieden. Vermutlich würden die auf der kurzen Heimfahrt einschlafen. Louis war auch ganz happy mit sich. Alle Laternen waren heil geblieben, sie hatten nichts verloren und keiner hatte ernsthaft geweint.Dafür, dass er da heute etwas unbedarft ran gegangen war, hatte es überraschend gut funktioniert. Das schrie doch nach einem Fleißsternchen. Oder eine andere Belohnung. Er fand, die hatte er sich redlich verdient. Mit einem dreckigen Grinsen zog er sein iPhone aus der Jeans. Yoshi_90 wollte ihm den Treffpunkt schicken.
Irgendwie hatte er aufs Martinsfeuer gehofft, da war es schön warm, aber sein Date hatte stattdessen einen der Glühweinstände ausgesucht. Musste er sich halt warm trinken. Bisschen Alkohol schadete nicht. Etwas nervös war er schon, dass musste er zugeben. Wenn er sich bisher über die App verabredet hatte, dann meist in Clubs und da war Niall als Wingman und Retter in der Not an seiner Seite gewesen.
„Fock!", fluchte er.
Die Glühweintasse war viel zu heiß, um sich daran die Finger zu wärmen. Trinken ging auch noch nicht. Hastig stellte er sie auf dem kleinen Stehtisch ab. Die Martinsgans aus Quark-Öl-Teig legte er daneben. Ein Wunder, dass die das bis jetzt heil überstanden hatte. Er könnte sie jetzt essen, war vielleicht besser als auf fast leeren Magen Alkohol zu trinken, aber er könnte sie auch mit seinem Date teilen.
War eh unhöflich, jetzt alleine was zu essen, oder?Achtsam scannte er seine Umgebung, tippte nervös mit der linken Fußspitze auf den Boden. Er hasste es. Zu warten wie bestellt und nicht abgeholt. Da kam er sich ganz seltsam vor. Niemand war hier alleine. Die meisten Leute standen paarweise oder ihn größeren Grüppchen zusammen.
Überall standen Laternen herum. Manche Familien hatten sich extrem Mühe gegeben. Die waren deutlich begabter beim Basteln als er. Aber er fand seine Eulen auch toll. Die hatten sie immerhin zusammen gemacht und nicht er alleine. Klar saß da nicht alles perfekt. Aber wer wollte schon perfekt, wenn er authentisch und echt haben konnte?Louis seufzte. Die Minuten verstrichen und er stand hier noch immer alleine. Wieder sah er aufs Handy. Mittlerweile hatte er eine Nachricht erhalten, dass Yoshi_90 sich etwas verspäten würde. Vorsichtig nippte er an seinem Glühwein.
Zwei Stände weiter hatte er Gemma und Harry im Gewusel entdeckt.
Wie süß die miteinander umgingen. Die beiden unterhielten sich. Schäkerten herum. Die Brünette schien ihn überreden zu wollen, ihre Bratwurstsemmel zu probieren, was ihr Freund ablehnte. Grinsend wuschelte die ihm dann durch die Locken. Fand der wohl nur mäßig gut, den der verzog sein Gesicht und machte eine wirklich süße Schnute, bevor er seine Haare mit der Hand wieder aufschüttelte.Er hätte auch gerne jemand, dem er durch die Haare streichen konnte. Oder dem er Essen klauen konnte, während man zusammen lachte und Spaß hatte. Harry war bestimmt schön warm, überlegte Louis, als der Gemma den Arm um legte. Unterbewusst rieb er sich die Oberarme und verschränkte dann Arme um seinen Körper. Es war nicht nur die physische Kälte, die ihn zum Frösteln brachte.
Wie erstarrt hielt er inne. Harry beobachtete ihn. Fock. Wie lange sah der ihn schon an? Oder hatte er die ganze Zeit gestarrt? Louis war so in Gedanken gewesen, dass er es nicht wusste.
Dieses Ziehen in seinem Brustkorb war schon vorher nicht schön, aber jetzt wurde es schlimmer.
Normalerweise tat es nicht so weh, Pärchen zu sehen. Wieso dann heute?Tief durchatmend zwang er sich, den beiden lächelnd zuzunicken, bevor er peinlich berührt seine Glühweintasse fixierte.
Die mussten ihn für einen fürchterlichen Creep halten ...
Unsicher knibbelte er die letzten Klebereste von seinen Fingern. Die hätte er mal besser waschen sollen ...Mittlerweile war sein Glühwein trinkbar, fast schon kalt. Jetzt schmeckte der einfach nur noch eklig süß. Unschlüssig kaute er auf der Innenseite seiner Backe, als er erneut aufs Handy schaute. Er hatte Yoshi – falls das dessen richtiger Name war – ein Bild von sich vor dem Glühweinstand geschickt. Hier war zwar einiges los, aber der sollte ihn so eigentlich recht einfach lokalisieren können.
Immer wieder schielte er zum Feuer rüber. Da würde er sich gerne ein wenig aufwärmen, aber wenn er jetzt wegging? Wie sollten sie sich dann finden? Wollte er überhaupt noch gefunden werden?„Buh!"
Louis schreckte zusammen, als ihn jemand von hinten in die Seite pikste.
„Du bist aber in Gedanken! Sorry, Louis!"
Gemma grinste und stellte ihre leeren Tassen auf seinem Tisch ab.
„Na, Kiddis erfolgreich abgegeben? Wieso stehst du denn hier so alleine rum? Dachte, du triffst dich mit jemandem?"„Ja, theoretisch ..." Louis sah wieder aufs Handy. „... vor fünfundvierzig Minuten", stellte er resigniert fest.
Ein bisschen konnte man ja zu spät kommen, aber über eine halbe Stunde und ohne sich erneut zu melden?
„Schätze ich bin versetzt worden ..."
„Oh."
„Nicht so schlimm. Das war eh 'ne dumme Idee ... Deshalb lass' ich eigentlich die Finger von Dating-Apps."Er lachte aufgesetzt. Versuchte es cool klingen zu lassen. Nicht zu zeigen, dass ihn das mehr traf, als er sich selbst eingestehen wollte. Natürlich hatte er sich aus diesem Treffen nicht die große Liebe erhofft. Dass es hier rein um Sex gegangen war, war von vornherein klar, aber wenigstens den hätte er gern gehabt. Nein, falsch. Wenigstens jemand, der es mit der Anfrage ernst meinte. Ihm hätte klar sein müssen, dass ein Player-Typ wie dieser Yoshi ihn verarschen würde. Wie blöd war er eigentlich gewesen, sich Hoffnungen zu machen?
„Ich versteh' dich total. Ist wirklich nicht so einfach."
Louis zuckte unbeholfen mit den Schultern.
„Nein, vor allem, wenn man auf dasselbe Geschlecht steht und was Festes will..."
„Richtig. Weißt du, ich kenn' da auch jemand, der bisher einfach kein Glück hatte ..."
„Oh? Zufällig männlich, nett und halbwegs in meinem Alter?"
Louis lachte.
„Sonst noch Wünsche?"
„Hm ja... Größer als ich, braune Haare, ein gutes Herz, bodenständig, süß, romantisch ..."
Er hätte ja am liebsten eine Harry-Kopie, aber das konnte er schlecht sagen.
„Ich mag deinen Galgenhumor. Aber ja, würde passen ..."
Gemma wackelte mit den Augenbrauen.
„Na dann! Immer her damit!"
„Ich schau' mal, was sich machen lässt!"Jetzt grinste er ehrlich. Gemma war wirklich sehr sympathisch. Die wusste einfach, wie sie die Stimmung heben konnte.
„Und was macht ihr noch so?", versuchte er das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
„Uhm, nicht mehr viel. Kiwi zurück bringen. Ist zwar nicht weit, aber bis dann alles verräumt ist und der Hänger für morgen wieder frisch ist, dauert es doch."
Louis musste sie fragend angesehen haben, denn die Brünette sprach direkt weiter.
„Das ist nicht der einzige Umzug, auf dem wir dabei sind. Wir machen mehrere in Doncaster und Umgebung mit. Sind schon seit ein paar Tagen jeden Spätnachmittag unterwegs. Morgen Abend ist aber der Letzte. Gibt immer weniger Leute, die sich als Sankt Martin mit Pferd zur Verfügung stellen. Harry macht das gerne, auch wenn es stressig ist. Schätze er mag die Atmosphäre."Gemma deutete auf die vielen bunten Lichter und das Feuer.
Louis wusste, was sie meinte. Das Martinsfest war ähnlich wie Christkindlesmarkt zu Weihnachten. Es war einfach eine ganz besondere Stimmung. Die Laternen, Gerüche und das alles drumherum, das alles war irgendwie magisch. Louis liebte das an der dunklen Jahreszeit. Die Einsamkeit weniger, aber die konnte er mit seinem besten Kumpel in Alkohol ertränken.
Vielleicht sollte er sich einfach noch einen Glühwein holen und an diesen Tag einen Haken machen, überlegte er.„Öhm, ich... Ich würde euch gerne auf einen Punsch oder Glühwein einladen. Als Dankeschön, dass wir auf Kiwi reiten durften. Das ist nicht selbstverständlich. Du hast keine Ahnung, was ihr meinen Schwestern für eine riesige Freude damit gemacht habt!"
Gemma strahlte ihn an.
„Gern Geschehen, Louis. Ich kann Harry gleich mal fragen, ob er noch Lust hat. Ich will aber dein Date nicht stören, falls er noch kommt. Bist du morgen noch hier? Darf ich?"
Sie deutete auf das Handy auf dem Tisch.
„Ich geb' dir meine Nummer, dann könnten wir uns nach dem Umzug morgen treffen, mit mehr Zeit?"Mit einem breiten Grinsen tippte die junge Frau ihre Nummer in seine Kontakte.
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Was denkt ihr? Taucht das Date noch auf?

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Sankt Martin
FanfictionLouis ist dreiundzwanzig, studiert und ist ein hoffnungsloser Romantiker. Die große Liebe hat er bisher nicht gefunden. Stattdessen genießt er sein Studentenleben in vollen zügen. Zumindest, bis er mitte November ein verlängertes Wochenende daheim...