6-Schock, Schmerz und Erinnerungen

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Jihos Sicht

Die Entschlossenheit in meiner Stimme überrascht auch mich selbst. 

Die Hochzeit stürmen...

Es klingt so als wäre ich in einem Märchen, wo ich die Heldin spielen soll. 

Ich atme besorgt aus, um mich darauf vorzubereiten. Sujin tritt einen Schritt näher und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Wir sind bei dir, Jiho. Du hast dein versprechen gehalten, ich werde meins auch halten. Du bist nicht allein." Ihre Stimme ist fest, aber ich kann die Sorge in ihr hören.

„Ja, wir sind bei dir", stimmt Sora zu.

Ich nicke und spüre, wie der Druck in mir wächst, aber gleichzeitig spüre ich auch den Mut, der durch meine Adern fließt. Ich bin bereit, alles zu riskieren, um das zu tun, was richtig ist. Für Suhee. Für Sujin.  Und vielleicht, nur vielleicht, auch für mich selbst.

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Sora, Sujin und Ich verlassen den Kerker und gehen mit schnellen Schritten in Richtung des Palastes. Der Moment, in dem ich vor meiner Familie und vor dem Königreich auftauchen werde, kommt immer näher. 

Aber egal, was passiert, ich werde für die Gerechtigkeit und den Frieden kämpfen 

-für alle, die ich liebe.

Als wir den Palast betreten, halte ich den Atem an. Jeder, in diesem fall das ganze Königreich sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an, als wäre ich ein Geist, als hätte ich die Stille und Ordnung dieser Zeremonie wie ein Wirbelsturm durchbrochen. Aber ich habe nur Augen für die Gestalten vor mir, und als mein Blick nach vorn wandert, bleibt mein Herz für einen Moment stehen.

Dort sitzt Suhee – lebendig, atmend, auf einem Thronartigem sitz. In ein prachtvolles Hochzeitsgewand gekleidet, das ihr wie ein schimmernder Käfig steht. Sie sieht wunderschön aus, doch ihr Blick ist gequält, ihre Augen leer, als hätte sie sich mit einem Schicksal abgefunden, das sie nicht wollte.

Diesmal sieht sie mich – ihre Augen weiten sich, und für einen Moment wirkt sie wie erstarrt. Ihre Lippen beginnen zu zittern, und ihre Hand wandert an ihre Brust, als wolle sie das Pochen ihres Herzens beruhigen. „Jiho...?" flüstert sie, ungläubig und mit einem Hauch von Hoffnung in der Stimme, als könne sie noch nicht glauben, was sie sieht.

„Suhee..." Ich kann kaum sprechen, die Worte kommen als ersticktes Flüstern über meine Lippen. Die Sehnsucht, der Schmerz, die schreckliche Leere, die ihr Tod in meinem Leben hinterlassen hat, all das bricht in diesem Moment wieder über mir zusammen. Meine Beine fühlen sich schwer an, und meine Knie drohen nachzugeben. Meine Schwester, die ich so schrecklich vermisst habe, steht leibhaftig vor mir.

Ihre Augen füllen sich mit Tränen, und sie wagt einen Schritt auf mich zu, bevor sie inmitten der vielen Gäste wieder innehält. Die Welt um uns verschwimmt, und ich kann nichts anderes spüren als die Lücke, die wir nun füllen müssen, die Worte, die ungesagt blieben, die Umarmung, die uns der Tod damals verwehrt hatte.

Suhee und ich sehen uns lange an, unfähig, zu sprechen. Dann mache ich einen Schritt auf sie zu, und sie einen auf mich, bis der Raum um uns zu verschwinden scheint. Ohne ein weiteres Wort schließen wir uns in die Arme. Ich spüre die Geborgenheit die wärme und wie sie sich zitternd an mich kalmmert...

„Ich dachte... ich würde dich nie wiedersehen," flüstert sie und schluchzt dabei, während ich selbst die Tränen nicht mehr zurückhalten kann.

Wir lösen uns voneinander und ich halte beide ihrer Hände fest. Dann, als die ersten Erschütterungen des Wiedersehens nachlassen, blicken wir uns an und beginnen zu lachen – ein Lachen, das durch die Erleichterung und die überwältigenden Gefühle tief aus uns herausbricht. Es ist ein Lachen, das heilt, das den Schmerz der Jahre aus unseren Herzen löst. Wir wischen uns gegenseitig die Tränen weg, immer noch ungläubig und voller Freude, die ich nie wieder für möglich gehalten hätte.

Doch das Glück dieses Moments wird von einem stechenden Blick zerrissen. Ich hebe den Kopf und sehe meinen Bruder Hyunwook. Seine Augen sind schmal zusammengezogen, sein Ausdruck schwer zu deuten – zwischen Überraschung und einem unterschwelligen Ärger. Er tritt einen Schritt auf uns zu, und ich merke, wie sich seine Miene verhärtet, als unsere Blicke sich treffen. Er mustert mich, als wäre ich eine Störung, die seine Welt aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Ein Anflug von Bitterkeit spielt um seine Lippen, doch er bleibt stumm.

Die Freude des Moments schwindet ein wenig, und ich spüre die alte kühle, die zwischen mir und mein Bruder präsent ist. -Oh Gott, immer noch der selbe- denke ich mir und verdrehe die Augen. Doch bevor ich etwas sagen kann, drängt sich ein weiterer vertrauter Blick in mein Sichtfeld. 

Mein Vater, zumindest sieht er bis auf sein Kleidung Stil genauso aus wie in meiner Welt. Gekleidet in einem prächtigem Königsgewand tritt er hervor. Seine Schritte sind zögerlich, als fürchte er, dass ich bei der kleinsten Berührung verschwinden könnte. Dann, als er vor mir steht, zittert seine Stimme: „Jiho... mein Kind, bist du das wirklich?"

Ein schwerer Kloß bildet sich in meinem Hals, aber ich nicke. Mit einem erleichterten Lächeln breitet er die Arme aus und zieht mich in eine Umarmung, die so vertraut ist, dass sie mich tief in meinem Inneren berührt. Es fühlt sich echt an, als wäre er wirklich mein Vater, auch wenn diese Welt nur eine seltsame Spiegelung meiner eigenen ist. Seine Arme um mich sind warm, und die Verbundenheit, die ich spüre, ist so stark, dass ich das Gefühl habe, endlich wieder an einem Zuhause angekommen zu sein.

„Willkommen zurück," flüstert er, und ich lehne mich an ihn, während die letzte Spannung meines Körpers nachlässt. In diesem Moment fühle ich, dass ich hierhin gehöre, dass die Menschen vor mir auf eine geheimnisvolle Weise meine Familie sind – und dass ich für sie genauso stark empfinden kann wie für die, die ich in meiner Welt zurückgelassen habe.

Er sieht mich überrascht an ,,Wie kann das sein?'' fragt er voller Unglauben. Ich halte seine Hand fest ,,Ich werde di-'' Sora unterbricht mich in dem sie unauffällig räuspert. Ich verstehe ich muss hier höfflich reden. ,,Ich werde Ihnen alles in ruhe erzählen Pap- eh, Vater... Aber jetzt habe ich nur einen Wunsch.'' 

,,Was du willst, meine Jiho.'' antwortet mein Vater mir mit einem Vertrauensvollem festen blick. 

,,Befreien sie bitte Jun, Kim Jun aus Seorim.'' sage ich und er nickt sofort seinen Helfern zu. Diese laufen aus dem Palast, wahrscheinlich um Jun zu befreien. Ich nicke Sujin zu, die mich lächelnd ansieht.

 ,,Noch etwas...Haltet diese Hochzeit an Vater.'' füge ich hinzu. Er atmet überlegt auf und schaut mich an als würde er ,,Nein'' sagen. ,,Vater ich flehe sie an.'' sage ich fast bettelnd und atme enttäuscht aus.

Mein Bruder schüttelt den Kopf und atmet gespielt enttäuscht aus. ,,Das tut mir leid liebste Schwester. Es ist zu spät.'' Er legt eine Hand auf meine Schulter und beugt sich zu mir um mir in mein Ohr zu flüstern ,,Lass mich dir den Mann von Suhee vorstellen'' flüstert er provozierend und deutet auf jemanden. 

Ich drehe mich ruckartig um. Mein Blick fährt durch die überraschte Menschen Menge und stoppt an einer Person. 

,,Prinz Sunwoo..'' sagt mein Bruder und lacht lautlos voller misgunst.

Sunwoo? Mein Sunwoo...

Eine Welle aus Schock, Schmerz und Erinnerungen stürzt über mich...

Tanz der KirschblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt