Tanz der Kirschblüten

1-Durch den Schleier der Trauer-

Überall umhüllt Nebel die Umgebung, eine beunruhigende Unendlichkeit in einem Wald voller Kirschblüten, wo die Blätter zu Boden tanzen. Mitten im Geschehen höre ich ein Echo, das meine Sinne völlig betäubt – Gänsehaut, Herzklopfen. Der Wunsch, diese Stimme erneut zu hören, lässt mich nicht zur Ruhe kommen.

"Ji-ho" hallt es erneut aus jeder Ecke des Waldes, die Stimme meiner verstorbenen Schwester. Panik bricht in mir aus, mein Herz schlägt wie verrückt und schmerzt zugleich. Eine Träne der Trauer rollt über meine Wange. Verwirrt, aber entschlossen, dieser Stimme zu folgen, renne ich los, durch Nebel und Kirschblütenblätter, die meine Sicht erschweren.

Das Laufen gestaltet sich schwierig aufgrund meines langen, im Wind flatternden Kleides. Ich stolpere und falle hin. Hoffnungslosigkeit und Angst machen sich in mir breit, doch ich stehe auf und renne weiter ins Ungewisse, als würde ich im Kreis laufen. "Ji-ho" – bitte noch einmal. Die Stimme meiner Schwester durchdringt die Luft.

Nach Luft schnappend schaue ich mich um, doch es gibt keinen Ausweg. Plötzlich erscheint ein grelles Licht und blendet mich. Ein Umriss einer Person wird sichtbar – meine Schwester in einem wunderschönen Kleid mit einem sanften Lächeln, das mein Herz erwärmt. In dem Moment, als ich auf sie zugehe, erlischt das Licht, und sie fällt zu Boden. Ich renne hin und fange sie auf.

Ein tiefer Schmerz durchsticht mein Herz, als sie in meinen Armen liegt. "Ji-ho", flüstert sie mit letzter Kraft. "Su-he... Su-he, bitte geh nicht. Lass mich nicht noch einmal alleine", flehe ich. Zart streiche ich mit zittrigen Fingern über ihre Haare, und sie lächelt bemüht. "Ich bin da. Ich lasse dich nicht los", versichere ich mit einer zittrigen Stimme. "Ich weiß, aber..." flüstert sie mit letzter Kraft und hält meine Hand fest, "aber Mama ruft mich. Ich habe sie so sehr vermisst".

Weinend schüttele ich den Kopf. "Ich habe dich auch vermisst, Su-he. Bitte bleib bei mir." Ihre Hand löst sich von meiner, und sie schließt friedlich die Augen. Eine letzte Träne rollt über mein Gesicht, als ich sie an mich drücke und zu schluchzen beginne...
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-Jiho-
Durch den stechenden Schmerz in meiner Brust bin ich aus meinem Traum erwacht. Der Verlust fühlt sich so frisch an, als wäre er gestern passiert. Ich habe meine Mutter bereits als Kind verloren. Das hat dafür gesorgt, dass ich mich an meine Schwester gebunden habe. Es hat sich so angefühlt, als wäre sie ein Teil meiner Mutter, ein Teil von meinem Herzen. Diesen letzten Teil habe ich vor zwei Jahren verloren... Tränen sammeln sich in meinen Augen, während ich mich langsam aufrichte und versuche, meine Gedanken zu sammeln.
Ich höre Geschrei und lärm.
Die lauten Stimmen meines Vaters und meines Bruders dringen durch die geschlossene Tür meines Zimmers. Ihr Streit über die Familienfirma ist ein alt bekanntes Thema, der meine Trauer nur noch verstärkt. Um diesem Streit zu entkommen, stehe ich auf, die Decke fest um mich geschlungen, und schlüpfe in meine Hausschuhe. Ein tiefer Seufzer entweicht meinen Lippen, während ich mich auf den Weg zum Bad mache, um mein Gesicht zu waschen.

Als ich schließlich aus dem Bad komme, höre ich das Geräusch von Porzellan, das auf dem Boden zerbricht, gefolgt von einem weiteren Schwall wütender Worte. "Die Firma gehört Jiho, nicht dir!", brüllt mein Vater, gefolgt von einer Drohung meines Bruders: "Du wirst sehen, wie das endet, wenn du mir die Firma nicht gibst!". Danach höre ich die Tür zuknallen, und es wird still.

Mein Vater und mein Bruder streiten sich wie jeden Tag um die Familienfirma. Meine Schwester sollte sie erben, doch seitdem sie gestorben ist, versucht mein Bruder vergeblich, die Firma zu bekommen. Mein Vater vertraut ihm nicht, da er der Firma in der Vergangenheit Schaden zugefügt hat. Die einzige Option, die für meinen Vater in Frage kommt, bin ich. Doch das fühlt sich falsch an, wie ein Fremdkörper in meinem Leben. Mein Herz sehnt sich nach etwas anderem, nach Freiheit, nach meinem eigenen Weg. Ich will im Leben ganz andere Dinge tun. Ich habe Träume. Ich möchte tanzen... Tanzen heilt mich von der Trauer und entführt mich in eine ganz andere Welt...