Kapitel 3

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Der Schnee rieselte leise vom Himmel, als Yuichiro und ich draußen im Garten standen, völlig in unserer eigenen kleinen Welt. Der weiße Boden war schon von unseren Schritten bedeckt, und die Kälte hatte uns beide dazu gebracht, uns gegenseitig anzufeuern. Wir lachten, als Yuichiro mir einen Schneeball zuwarf, der mich direkt an der Stirn traf.

„Du bist ein schlechter Schütze!", rief ich, lachte und sammelte schnell Schnee, um mich zu verteidigen.

„Was?! Ich treffe dich immer!", entgegnete Yuichiro, und schon warf er den nächsten Schneeball. Diesmal traf er mich direkt an der Brust, und ich prustete vor Lachen. „Ich werde dich besiegen, Muichiro!"

„Das will ich sehen!", rief ich, während ich mich duckte, um noch mehr Schneebälle zu sammeln. Es war eine dieser seltenen Momente, in denen ich mich wirklich lebendig fühlte, trotz der vielen Schichten an Kleidung und der Kälte, die mir durch die Jacken drang.

Wir spielten weiter, und die Zeit verging wie im Flug, bis plötzlich ein Geräusch hinter uns ertönte. Die Tür des Hauses öffnete sich, und wir hörten die Stimmen unserer Eltern.

„Yuichiro! Muichiro! Was macht ihr da draußen?! Es ist viel zu kalt für dich, Muichiro!", rief Mama mit besorgter Stimme.

Bevor ich überhaupt reagieren konnte, spürte ich, wie Mama mich hochhob, als wäre ich nichts weiter als ein kleines Kind, das sie beschützen musste. Ihre Hände waren warm, aber das Gefühl, so plötzlich hochgehoben zu werden, ließ mich erschrecken. „Mama, bitte!", rief ich, als sie mich näher an sich zog und in Richtung Haus trug. „Es macht doch Spaß!"

„Keine Diskussion, Muichiro", sagte sie sanft, aber bestimmt, während sie weiterlief. „Du bist zu schwach, du musst rein. Es ist zu gefährlich für dich draußen."

Yuichiro, der noch immer im Garten stand, drehte sich schnell um, als er sah, was passierte. „Papa! Mama! Ich wollte doch nur..."

„Komm sofort rein, Yuichiro", hörte ich Papa's ernste Stimme. Ich sah, wie er auf uns zuging, seine Miene hart. „Das reicht jetzt, du bist verantwortlich!"

„Ich wollte nur, dass er ein bisschen Spaß hat!", rief Yuichiro, aber Papa zögerte nicht. Er griff ihn am Arm und zog ihn mit sich, während Mama mich sanft, aber bestimmt ins Haus trug.

„Es tut mir leid, Mama! Es war doch nur ein Spiel!" Ich versuchte mich bei ihr zu entschuldigen, aber sie sagte nichts. Sie legte mich auf das Sofa und begann, mir die dicken T-Shirts und Jacken auszuziehen, um mich aufzuwärmen. Ihre Hände waren schnell und sicher, und sie rubbelte meinen Körper sanft ab, um die Kälte zu vertreiben.

„Du hast dich nicht richtig um dich selbst gekümmert, Muichiro", sagte sie mit einer Sorge in ihrer Stimme, die mir das Herz schwer machte. „Was wäre, wenn dir etwas passiert wäre?"

„Es tut mir leid, Mama", flüsterte ich, fühlte mich plötzlich sehr klein und hilflos. „Ich wollte nur draußen sein, mit Yuichiro."

Papa kam ins Haus, immer noch mit ernster Miene. Ich konnte sehen, wie sehr er sich aufgeregt hatte. „Yuichiro! Was hast du dir dabei gedacht?! Du weißt, wie zerbrechlich dein Bruder noch immer ist!"

Yuichiro warf einen verzweifelten Blick in meine Richtung, aber Papa fuhr fort. „Hast du dir überhaupt überlegt, wie gefährlich es für Muichiro ist, bei diesem Wetter draußen zu sein? Was, wenn er krank geworden wäre? Was dann?"

„Es tut mir leid, Papa! Ich wollte nur, dass er mal etwas Spaß hat", sagte Yuichiro mit gesenktem Kopf. „Ich habe nichts Schlechtes im Sinn gehabt."

„Das weiß ich", antwortete Papa, aber seine Stimme klang scharf. „Aber du hast die Verantwortung. Du bist der ältere Bruder. Du kannst nicht einfach tun, was dir in den Kopf kommt."

Ich fühlte mich so schuldig, als ob ich der Grund war, warum Yuichiro jetzt in Schwierigkeiten war. „Es tut mir leid", flüsterte ich erneut.

Papa seufzte, drehte sich dann zu Yuichiro um und sagte: „Du hast es übertrieben. Du hättest wissen müssen, dass er es nicht verträgt. Du bist für deinen Bruder verantwortlich, Yuichiro!"

„Es tut mir leid!", wiederholte Yuichiro, seine Stimme klang fast zerbrochen. Er stand da, ohne sich zu bewegen, während Papa wütend die Arme verschränkte.

„Du wirst zwei Monate lang keinen Fuß mehr vor die Tür setzen", sagte Papa schließlich. „Kein Spielen draußen, kein Arbeiten. Du bleibst im Haus. Und darüber hinaus hast du eine Woche lang kein Kontakt mit Muichiro. Keine Spiele, keine Gespräche, nichts."

Ich spürte, wie mein Herz plötzlich schwer wurde. „Papa, bitte nicht!", rief ich, als ich versuchte aufzustehen, aber Mama hielt mich sanft zurück. „Es war nicht Yuichiros Schuld! Es war einfach... einfach ein Missverständnis!"

Papa drehte sich zu mir um, seine Miene immer noch hart, aber er seufzte. „Muichiro, du musst verstehen, warum das wichtig ist. Yuichiro muss lernen, Verantwortung zu übernehmen. Er darf nicht einfach tun, was ihm gefällt."

Ich fühlte mich hilflos und traurig, als Yuichiro in einen Stuhl sackte, seine Hände in den Schoß gelegt. „Es tut mir so leid", murmelte er wieder und wieder, als er auf den Boden starrte.

Mama sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht kannte. Sie war genauso schockiert wie ich. Es war das erste Mal, dass Papa so wütend war, so verärgert. Ich hatte ihn noch nie so erlebt, und es schmerzte mich zu wissen, dass Yuichiro für uns beide in Schwierigkeiten war.

„Das ist die letzte Warnung, Yuichiro", sagte Papa schließlich, und seine Stimme war jetzt ruhig, aber voller Entschlossenheit. „Wir werden dir verzeihen, aber du musst dich ändern. Du musst lernen, die Verantwortung zu tragen, die dir übertragen wurde."

„Ich werde es tun, Papa", sagte Yuichiro leise, und ich konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören.

Ich wollte ihn trösten, aber Mama hielt mich zurück. „Ruhe jetzt, Muichiro. Wir werden das regeln."

Es war still im Raum, und ich konnte das Gefühl der Spannung nicht abschütteln. Es fühlte sich an, als ob der gesamte Raum schwer von der Enttäuschung war, die über uns schwebte. Die Liebe, die Yuichiro und ich füreinander empfanden, war plötzlich von einer Mauer aus Missverständnissen und Strenge umgeben. Ich wusste, dass Papa das Richtige tat, aber es tat mir leid, dass es so kommen musste.

„Ich werde mich bessern", sagte Yuichiro, und es war das letzte, was ich an diesem Tag von ihm hörte. Es war ruhig, als Mama mich weiter in Decken wickelte und mir dabei das warme Gefühl des Hauses brachte, das ich so sehr schätzte. Doch tief in meinem Herzen fühlte ich nur die Kälte, die uns alle umhüllte.


If the Gods will it [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt