Es war ein kalter Morgen, der Himmel war grau, und die ersten Schneeflocken fielen leise auf den Boden. Papa hatte gerade die Axt genommen, um die großen Stämme zu bearbeiten, die er aus dem Wald geholt hatte. Ich hatte es schon oft gesehen, doch jedes Mal, wenn ich zusah, spürte ich den Wunsch, ihm zu helfen. Es war etwas, was ich ihm immer wieder gesagt hatte, aber er hatte es abgelehnt, weil er meinte, ich sei noch zu schwach. Doch an diesem Tag war ich fest entschlossen.
„Papa, ich kann dir helfen!", rief ich, als ich die Tür des Hauses öffnete und mit einem Schritt in den kalten Schnee trat.
Papa drehte sich sofort um und sah mich mit schmalen Augen an. „Muichiro, geh sofort wieder rein. Du bist noch zu schwach, du weißt es selbst."
Ich stellte mich aufrecht hin und starrte ihn an. „Ich kann es, Papa. Bitte lass mich helfen! Ich kann es wirklich tun!"
Er seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Du musst doch wissen, dass ich dir das nicht erlauben kann. Es ist zu gefährlich für dich. Geh wieder ins Haus, das ist ein Befehl."
Aber ich weigerte mich, einfach aufzugeben. Ich kniff meine Augen zusammen, und meine Entschlossenheit ließ mich wie ein kleines Kind aussehen, das unbedingt etwas wollte. „Ich bin nicht schwach!", rief ich und versuchte, nicht zu wackeln, als ich einen Schritt näher kam. „Ich kann dir helfen. Du kannst es mir nicht immer verbieten."
Papa seufzte und legte die Axt auf den Boden, dann trat er einen Schritt auf mich zu. „Muichiro...", sagte er, die Worte langsam und ruhig. „Es tut mir leid, aber du kannst mir nicht helfen. Du bist zu schwach, und du musst nicht alles selbst tun. Geh wieder rein und lass mich arbeiten."
Ich blickte ihn mit einem starren Blick an, dann setzte ich meinen Daggelblick auf, den ich manchmal benutzte, um zu zeigen, dass ich es ernst meinte. „Ich kann es wirklich, Papa. Ich werde vorsichtig sein. Ich will dir helfen. Ich habe es gelernt, ich kann mit den Sachen umgehen. Ich... ich kann nicht immer nur zuschauen!"
Papa stand noch einen Moment lang still, als ob er versuchte, meine Worte zu verstehen. Dann schüttelte er erneut den Kopf. „Du bist mein kleiner Junge, Muichiro. Du bist viel zu wertvoll, um dich jetzt in Gefahr zu bringen."
„Aber ich möchte es, Papa", sagte ich mit einem festen Ton, der auch mich selbst überraschte. „Ich will dir helfen. Ich kann es tun, wenn du es mir nur erlaubst."
Ein Blick des Zögerns lag in Papas Augen. Ich konnte sehen, dass er es wirklich nicht wollte, mich in Gefahr zu bringen, aber in diesem Moment schien er etwas zu sehen, das ihn nachdenklich stimmte. Vielleicht war es mein fester Blick, vielleicht war es meine Hartnäckigkeit. Doch dann nickte er schließlich und sagte mit einem Seufzer: „Na gut. Du kannst mir helfen. Aber du musst mir genau zuhören und nicht auf eigene Faust handeln. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert."
„Ich werde vorsichtig sein!", sagte ich sofort und fühlte, wie mein Herz schneller schlug. Ich wusste, dass ich einen Schritt weiter war. Dass er zugestimmt hatte, war bereits ein Sieg.
„Aber hör mir zu, Muichiro", fuhr er fort. „Du darfst dir nichts anderes als das kleinste Stück Holz annehmen. Und du bleibst immer in meiner Nähe. Kein großes Heben, verstanden?"
„Verstanden, Papa!", rief ich aufgeregt und nickte so heftig, dass meine Haare dabei ein wenig hin und her wippten.
Papa hob einen kleinen Stock auf und reichte ihn mir. „Du wirst das hier benutzen. Es ist leichter, damit kannst du nicht viel falsch machen."
Ich nahm den Stock und nickte noch einmal entschlossen. „Ich werde es schaffen, Papa!"
Wir gingen zusammen zum Holzstapel. Während Papa die schweren Äste zerkleinerte, holte ich mir kleinere Stücke und begann, mit dem, was mir aufgetragen wurde, zu arbeiten. Es war nicht viel, aber es war ein Anfang. Ich fühlte mich stärker als je zuvor.
Aber natürlich war Papa immer noch vorsichtig. Ich konnte sehen, dass er mich im Auge behielt, auch wenn er nicht mehr direkt versuchte, mich wegzuschicken. Und ich wusste, dass ich mich nicht zu sehr anstrengen durfte, doch es war ein Moment, in dem ich etwas tat, was ich schon so lange wollte. Ich wollte helfen, ich wollte beweisen, dass ich mehr war als nur der kleine Bruder, der immer zu schwach war. Und an diesem Tag, auch wenn es nur ein kleiner Schritt war, fühlte ich mich ein wenig stärker.
Ich hatte kaum bemerkt, dass Mama uns von der Tür aus beobachtete, bis sie plötzlich laut die Tür aufriss und nach draußen stürmte. Ihr Gesicht war besorgt, und ihre Augen funkelten vor Sorge. Papa und ich hielten beide inne, als sie direkt auf uns zuging. Ihre Stimme war scharf, als sie fragte: „Was soll das heißen, Muichiro hilft dir? Was machst du da?"
Papa drehte sich zu ihr um, seine Miene schon etwas gereizt. „Es ist nichts, Ayame. Ich habe ihm nur erlaubt, mir mit den kleineren Sachen zu helfen. Du weißt, er wollte es unbedingt, und ich wollte nicht immer nein sagen."
„Du hast ihm erlaubt, dir zu helfen?" Mama legte die Hände in die Hüften und starrte Papa an. „Er ist noch ein Kind, Hokuto! Ein Kind, das so viel schwächer ist als andere. Und du lässt ihn mit der Axt arbeiten? Was, wenn er sich verletzt?"
Papa seufzte und hielt den Blick seiner Frau aus. „Er wollte es so sehr, Ayame. Ich habe ihm nur das kleinste Stück Holz gegeben, nichts Gefährliches. Es tut mir leid, aber ich konnte ihn nicht einfach fortschicken, als er mich darum bat. Er fühlt sich so nutzlos, seit er klein ist. Ich wollte ihm wenigstens das Gefühl geben, gebraucht zu werden."
Mama schaute mich nun an, ihre Miene weicher, aber immer noch besorgt. „Muichiro, warum hast du das getan? Du weißt, dass du noch nicht so stark bist wie Yuichiro. Warum konntest du nicht einfach im Haus bleiben, wo es sicher ist?"
Ich spürte, wie sich meine Brust zusammenzog, als ich den Vorwurf in ihrer Stimme hörte. Aber ich wusste, dass ich es richtig gemacht hatte, auch wenn es vielleicht riskant war. „Ich wollte helfen, Mama", sagte ich leise und schaute zu Boden. „Ich kann nicht immer nur zuschauen, wie alle arbeiten. Ich will auch etwas tun. Ich möchte nicht, dass ihr immer alles alleine macht."
„Oh Muichiro...", Mama kniete sich vor mir nieder und legte ihre Hand auf meine Wange. Ihre Augen waren nun weich, aber ich sah auch die Besorgnis darin. „Du musst nicht alles alleine tun, mein Schatz. Du bist immer noch unser kleiner Junge, und es ist nicht deine Aufgabe, alles zu schaffen, was wir tun. Du musst dich nicht beweisen."
„Aber...", begann ich, meine Stimme stockte, als ich versuchte, meine Gefühle in Worte zu fassen. „Ich will euch stolz machen. Ich will nicht immer der Schwächere sein. Ich will mehr tun als nur im Bett zu liegen oder Mama beim Kochen zu helfen. Ich will helfen, so wie Yuichiro es tut."
Papa trat einen Schritt näher und legte seine Hand auf meinen Kopf. „Du bist uns auch ohne das schon stolz genug, Muichiro. Du bist unser Sohn, und das ist alles, was wir uns wünschen. Du musst dich nicht für uns beweisen."
Mama stand auf, ihr Gesicht war von Sorge gezeichnet. „Hokuto hat recht, aber wir müssen sicherstellen, dass du in der Zukunft nicht in Gefahr gerätst. Ich weiß, wie sehr du helfen willst, aber wir müssen dir Grenzen setzen, damit du nicht krank wirst oder dich verletzt."
Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich mich manchmal nicht einfach zurückhalten konnte. Aber in diesem Moment verstand ich, dass es für sie nicht nur darum ging, mich zu schützen, sondern mir auch das Gefühl zu geben, dass ich geliebt und gebraucht wurde, auch wenn ich nicht immer das tun konnte, was Yuichiro oder Papa taten.
„Okay, Mama. Ich werde auf euch hören. Aber... ich möchte auch helfen, wann immer ich kann", sagte ich mit einem traurigen Lächeln.
Mama lächelte sanft und strich mir durch die Haare. „Ich weiß, mein Schatz. Du bist ein wunderbarer Junge, aber du musst lernen, dich nicht selbst zu überfordern. Du bist stärker, als du denkst, aber manchmal ist Stärke auch, sich Hilfe zu holen, wenn man sie braucht."
Papa schloss sich uns an und zog mich in eine Umarmung. „Ich verspreche dir, dass wir dich immer unterstützen werden, Muichiro. Du musst nicht alles alleine machen. Du bist niemals nutzlos. Du bist unser Sohn, und das ist das Wichtigste."
„Danke, Papa. Danke, Mama", murmelte ich, als ich mich in ihre Arme schmiegte. Es war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass sie mir vertrauten, und dass ich nicht mehr der Schwächere von uns beiden war.
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If the Gods will it [Muichiro FF]
FanfictionNach einer Fehlgeburt waren die Zwillinge Yuichiro Tokito und Muichiro Tokito ein lebendes Wunder für Ayame Tokito und Hokuto Tokito. Yuichiro war von Anfang an stark und robust, während sein kleiner Bruder selbst mit 4 Jahren noch nicht seine erste...