I | Die treuen und gerechten Dachse

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Marianne Diggory war in dem Hause Hufflepuff sehr beliebt gewesen. Sie hatte sich mit jedem Gefühl, jeder Situation und jeder Entscheidung in ihrem Leben von den Idealen der Dachse leiten lassen. Sie war reinblütig, aber das stellte nicht viel Bedeutung für sie dar. Trotz dieser Ansichten heiratete sie einen wohlhabenden jungen Mann aus einer alten Zaubererfamilie. Einige Jahre nach dieser ereignisreichen Vermählung gebar sie einen Sohn, der dazu bestimmt war, Großes in seinem Leben zu erreichen …

Hayley erinnerte sich gerne an ihre Großmutter, auch wenn diese Gedanken stets von Trauer begleitet waren. Während ihres achten Lebensjahres wurde Mrs Campbell schwer krank, was viele nur schwer verkrafteten. Ihr Großvater war nur mit schwerem Herzen, wieder auf die Beine gekommen und das nur – wie er seiner Enkelin vertraulich beichtete – wegen seiner geliebten Frau, die es so gewollt hätte. Er hatte sie ziehen lassen, auch wenn er fast seinen ganzen Mut dafür aufgebracht hatte.

Heute lebte er weiterhin in England, aber man bekam ihn nur selten zu Gesicht. Man könnte schon beinahe behaupten, er wäre in eine Depression gefallen, doch Hayley wusste es besser. Sie war die einzige Person, die Richard Campbell an sich heranließ und das nur, weil er wusste, dass seine einzige Enkelin Geheimnisse bewahren konnte. Ein Charakterzug, welches sie nach seiner Meinung von seiner ehemaligen Gattin geerbt hatte.

Trotz allem ging er vorsichtig mit seinem Wissen um, sodass selbst sein eigener Sohn noch nicht alle Mysterien der Familie Campbell wusste, uns so wie Hayley ihren Großvater kannte, würde dieser das meiste davon mit ins Grab nehmen. Manchmal glaubte sie sogar, dass sie diese Fähigkeit, gewisse Dinge für sich zu behalten, doch eher von ihm geerbt hatte als von ihrer Großmutter.

Allerdings freute sie sich jedes Mal, wenn er ihr sagte, dass sie ihn in vielen Hinsichten an die ehemalige Diggory erinnerte.

Es gab noch so einiges, was Hayley sie gerne gefragt hätte, doch unglücklicherweise hatte sie diese Möglichkeit nicht mehr. Aber das war in Ordnung für sie, denn sie hatte immer noch ihren Großvater, der ihr gerne Geschichten über seine Frau erzählte. Das strahlende Lächeln und das Funkeln in seinen Augen reichte ihr vollkommen aus.

***

Anfang des Schuljahres hatte die junge Campbell sich unbehaglich gefühlt, da egal wohin sie nur sah, irgendwer sie anblickte. Wenn sie allerdings nicht angestarrt wurde, dann wurde hinter vorgehaltener Hand über sie geredet. Es war ja nicht ungewöhnlich, dass über sie gesprochen wurde, zumal ihre Abstammung bereits Grund genug dafür war, doch in dieser Hinsicht war sie es nicht gewohnt. Umso mehr verstärkte sich das Gefühl des Unbehagens, als der Brief ihrer Mutter sie erreichte. Diese schien überhaupt nicht glücklich über die Neuigkeit zu sein, dass ihre Tochter noch nicht einem Haus zugeteilt war. In ihrem Schreiben wurde dies auch ausführlich von ihr beschrieben.

Hayley hätte im Boden versinken können, nachdem sie die Nachricht ihrer Mutter gelesen hatte. Sie konnte von Glück reden, dass ihr kein Heuler zugeschickt wurde. Jedoch würde Mrs Campbell solch eine Maßnahme sicherlich auch nicht anwenden, da es die gesamte Aufmerksamkeit der Bewohner von Hogwarts anlocken würde. Allerdings fragte Hayley sich, ob dies nicht doch angenehmer für sie gewesen wäre, als dass ihre Mutter ihr im Stillen erklärte, dass sie enttäuscht von ihrer einzigen Tochter war.

Zwei Tage lang streifte Hayley durch die Gänge des Schlosses, zurückgezogen in sich selbst, um zu versuchen die geschriebenen Worte zu verarbeiten. Nicht einmal Emilia, welche sich nach der Häusereinteilung als ihre Zimmergenossin erwiesen hatte, konnte sie aufmuntern.

Schließlich brachte die Familieneule ihr einen zweiten Brief von ihrer Mutter, in welchem diese schrieb, dass sie mittlerweile zu dem Entschluss gekommen sei, dass sie an der Entscheidung des Sprechenden Hutes sowieso nichts mehr ändern könne, weswegen sie versuchen würde, sich damit abzufinden. Hayley freute sich, dass ihre Mutter scheinbar noch einmal über ihre eigenen Worte nachgedacht hatte und zur Einsicht gekommen war, trotzdem fürchtete sie sich davor an Weihnachten nach Hause zukehren. Immerhin waren ihr die hohen Ansprüche ihrer Eltern nur zu gut bewusst, weshalb sie langsam immer mehr in Panik geriet. Hoffentlich ging alles gut für sie aus

Die wahre GryffindorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt