Kapitel 7

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„Good friends are like stars. You don't always see them, but you know they're always there!"


Hätte ich es nicht besser gewusst, dann würde ich sagen, dass Casandra mir aus dem Weg ging. Ich verstand nur nicht warum.

Ist am Samstag mehr passiert als ich dachte? Habe ich etwas Schlimmes gemacht, an das ich mich nicht mehr erinnern konnte?

Jeff war genauso schlau wie ich, obwohl Cassandra ihm zwar per se nicht aus dem Weg zu gehen schien, wechselte sie nicht mehr Worte als notwendig waren. Sie schien überhaupt psychisch nicht ganz anwesend zu sein. Den Teig mischte sie mechanisch – wie eine Maschine.

Jedes Mal, wenn ich nachfragen wollte, was mit ihr los war, kam etwas dazwischen. Entweder sie ging in die andere Richtung oder eine von uns beiden musste Kunden bedienen, weil wir zurzeit keine Bestellungen hatten, die fertig gemacht werden mussten.

„Ihr könnt jetzt beide Mittagspause machen, wenn ihr wollt. Es ist nicht viel los, ich schaffe das schon alleine", überraschte mich Cassandra gegen zwei Uhr, als sie uns direkt ansprach.

„Willst du denn keine Pause machen?", wollte ich wissen.

„Nein, ähm, ich wollte heute eigentlich eine Stunde früher gehen, wenn das kein Problem ist."

„Oh, aber du kannst doch trotzdem Pause machen, aufräumen können Jeff und ich sowieso alleine."




Wenn ich Cassandra nicht praktisch gezwungen hätte, mit Jeff mitzugehen, um Mittagspause zu machen, dann wäre sie wahrscheinlich nie gegangen.

Dann würde ich aber auch nicht in die grauen Augen von Martin McAlister sehen und versuchen einen Grund zu finden, um nicht mit ihm auszugehen.

Nein. Ich würde mir jetzt keinen Grund suchen, um diesem gut aussehenden Mann abzusagen. Seitdem ich in den Staaten war, hatte ich mein Leben verändert und damit würde ich jetzt nicht aufhören, weil ich kurzen Kontakt mit der Vergangenheit hatte. Lars würde sich nie ändern, zumindest nicht für mich.

„Also, was sagst du? Du und ich. Kerzenschein, ein Abendessen und noch viel mehr romantische Sachen..."

Grinsend sagte ich zu und fragte, „Weißt du denn schon, was wir machen werden?"

„Ich habe keine Ahnung, aber du wirst nicht enttäuscht sein!"

„Bist du sicher?"

„Ja", meinte er selbstsicher. „Wann hast du Zeit?"

„Am Samstag."

„Erst? Tut mir leid, aber so lange kann ich nicht warten."

Vielleicht hatte ich mich auch in Martin McAlister geirrt.

„Deshalb werde ich dich einfach damit überraschen", warf er ein. „Aber es wird auf jeden Fall vor Samstag sein."

„Also werde ich darauf vorbereitet sein, dass du jederzeit aus dem Nichts springst und mich entführst."

„Das klingt gruselig, aber ja", lachte er. Schneller als ich es registrieren konnte hatte er sich über die Theke gebeugt und mir einen Kuss auf die Wange gedrückt. Die Stelle, die er mit seinen Lippen berührt hatte, prickelte angenehm.

Das Klingeln der Tür ertönte, als er die Bäckerei verließ und erneut, als Jeff eintrat.

„Oh la la, wer war den der heiße Feger?", wollte er wissen, während er Martin immer noch hinterher sah.

„Das war Martin, ich werde mit ihm ausgehen."

„Wann?", fragte er Augenbrauen wackelnd.

„Das weiß ich noch nicht."

„Wie meinst du das?"

„Wo ist Cassandra?", wollte ich verwirrt von ihm wissen. War sie nicht mit ihm zusammen in die Pause gegangen?

„Sie kommt gleich, aber ich muss dir sagen, dass sie sich richtig komisch verhalten hat. Wir haben in unangenehmer Stille gegessen. Nicht in angenehmer wir-kennen-uns-und-müssen-nicht-miteinander reden-um-das-Eis-zu-brechen Stille."

„Das ist mir auch schon aufgefallen, sie war den ganzen Tag schon so ruhig und hat nicht mehr als nötig mit uns gesprochen."

„Vielleicht haben Nicholas und sie gerade Streit und sie ist deshalb so ruhig?"

„Glaubst du?", fragte ich zweifelnd nach.

„Es kann doch sein. Die beiden sind schon seit drei Jahren zusammen und er hat sie immer noch nicht gefragt, ob sie ihn heiraten will."

„Die beiden sind doch noch so jung und müssen noch nicht heiraten."

„Das kann schon sein, aber drei Jahre sind drei Jahre."

„Nein, Jeff, es geht nicht darum, dass mir mein Freund keinen Heiratsantrag machen möchte. Er will sich eine Auszeit nehmen, damit er durch die Gegen ficken kann, weil ihm die Sache mit uns beiden zu ernst wird", hörte ich Cassandras Stimme plötzlich durch die Bäckerei hallen. Wir waren beide wohl so in unser Gespräch vertieft gewesen, dass wir nicht mitbekommen haben, dass Cassandra wieder zurück war.

Es war schlimm genug, dass wir hinter ihrem Rücken über sie geredet haben, aber dabei erwischt zu werden sorgte dafür, dass ich mich richtig schuldig fühlte.

„Oh, dieser Wixer!", rief Jeff wütend. „Eine Auszeit? Nach drei Jahren? Ich kann dir sagen, wenn Julio den Scheiß abziehen würde, dann würde ich nicht zögern und mich an den nächsten Typen ran zuwerfen und ihm das Hirn aus dem Schädel fi-"

„Jeff!", unterbrach ich ihn. Gerade als Jeff den vulgären Ausdruck für Geschlechtsverkehr laut aussprechen wollte, betrat eine junge Frau mit einem kleinen Jungen , der wahrscheinlich ihr Sohn war, die Bäckerei.

„Was denn? Wir wissen, dass es nur die Wahrheit ist!"

„Halt den Rand", zischte ich. Wenigstens konnten wir Cassandra ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

„Bonjour. Willkommen bei ‚Jessica's Sweets'! Wissen Sie schon was Sie möchten?", fragte ich mit einer Stimme, die nur für Kunden reserviert war.

„Hallo, wir hätten gerne vier Bagels, drei Donuts und einen Cupcake."

„Kommt sofort", lächelte ich die Dame an. „Leute, könntet ihr mir bitte helfen?"

Die beiden machten sich sofort an die Arbeit. Während Cassandra abkassierte, packten Jeff und ich das Gebäck in Papiertüten.




„Also, Mädels! Wie wäre es, wenn wir heute Abend ausgehen? Etwas trinken gehen?"

Ich wusste, dass er das vorschlug, weil er Cassandra von Nicholas ablenken wollte.

„Ich weiß nicht, Jeff", meinte Cassandra.

„Komm schon, wir müssen nicht ausgehen, wir können auch zu mir fahren. Julio sperre ich einfach ins Zimmer ein, damit wir unsere Ruhe haben."

„Lieber nicht, eigentlich möchte ich nur noch Nachhause und mich ausruhen. Es war eine kurze Nacht."

„Na gut", seufzte Jeff und sah mich danach fragend an. „Wie sieht es mit dir aus?"

„Nein, danke", lehnte ich ab. „Außerdem redest von unserem Feierabend, als ob wir nicht noch alles aufräumen müssten."

„Du bist so eine Spielverderberin."



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