15.Kapitel

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Wir betreten den riesigen Konferenzsaal und bleiben gleich neben dem Eingang stehen. Der Saal ist genauso riesig und prunkvoll, wie der Rest vom Gelände. In die Wände sind Bodentiefe Fenster eingelassen und drei Glastüren führen in den Garten. Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden.
Mittig im Raum wurde ein langer U-förmiger Tisch auf gestellt. Über ihm hängen zwei riesige Kronleuchter. Im Innenteil des U-Förmigen Tisches steht ein Rednerpult. Der Raum und die gesamte Dekoration ist in weiß und gold gehalten.
Na Super. Als wären meine Augen noch nicht genug geschändet.
Ich schaue zu Eth hoch. Er begutachtet den Raum genervt. Ich stoße ihn leicht mit der Hand gegen den Arm und deute mit dem Kopf Richtung Tisch. Er nickt und setzt sich in Bewegung. Mittlerweile haben uns alle Anwesenden bemerkt. Schon wieder an einem Tag liegen alle Blicke auf mir. Glücklicherweise ist diesmal Ethan dabei, welcher ebenfalls streng gemustert wird. Ich drücke Ethans Arm, in welchen ich immernoch eingehakt bin.
Ich muss sicher aussehen, wie ein kleines Kind, dass sich an seine Mutter klammert. Recht so. An einem kleinen Kind haben sie vielleicht kein Interesse.
Am Tisch angelangt lasse ich schnell Ethans Arm los und lass mich auf den erstbesten Stuhl fallen. "Gwen...", warnt Ethan mich, "Gwen, die haben hier Platzkarten...". Ich blicke auf die Platzkarte vor mir.

Jayden Clarksson.

Scheiße.
Ich will noch rechtzeitig aufstehen, doch Jayden steht auch schon lachend vor mir. "Miss Collins.", grinst er mich an, "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so ein großes Verlangen haben mir näher zu kommen."
Warte... was?!
"Ich meine mir war nicht klar, dass mein Schoß so einladend wirken mag."
Moment. Was passiert hier gerade? Ich wollt mich doch nur hinsetzen?! Wie kann man da sowas hinein interpretieren?!
"Eigentlich wollte ich nur", setze ich an, doch werde sofort von ihm unterbrochen. "Ja ich denke auch nicht, dass es so angebracht wäre. Zumal ihre Eltern und ihr Bruder anwesend sind.", dreckig zwinkert er mir zu.
Würg.
"Jedenfalls werde ich jetzt mal sehen, was ich da machen kann um ihren Abend nicht ganz zu versauen. Vielleicht schaffe ich es ja sie wenigstens neben mich, statt auf mich zu setzen.", überlegt er schmunzelnd.
Ok. Irgendwas geht hier grad extrem nach hinten los. Nein. Was macht er jetzt? Moment. Nein! Warte! Ich will nicht neben ihm sitzen! Ich wollte nur SITZEN. Nein! Hilfe!
Doch schon ist Jayden verschwunden. Panisch schaue ich mich nach Ethan um. Er steht ein paar Meter entfernt. Ich eile zu ihm. "Hast du das gehört", frage ich ihn entgeistert.
"Ja"
"Was war das bitte? Ich meine ist dieser Typ noch ganz richtig im Kopf? Was ist nur sein Problem? Warum hat er es denn so fanatisch auf mich abgesehen?", sprudelt es aus mir herraus.
"Rache", antwortet Ethan nur trocken. Klasse. Er hat wieder eine seiner 'Ich-antworte-nur-mit-einem-Wort'-Phase.
"Rache?", frage ich ihn verwirrt, "An wem?"
"An uns.", flüstert er. Sein Blick wandert durch den Raum und bleibt auf Jayden haften, der sich angeregt mit einem anderen Mann unterhält. Kurz kommt es mir so vor, als würde Jayden mich dabei anschauen, doch als ich genau hinsehe, blickt er auf das Gesicht seines Gegenübers.
Hab ich mich wohl geirrt.
"Wie kann er sich bitte an 'uns' rächen wollen? Ich hab nichts mit diesem Typen zu tun und hab ihn nie zuvor gesehen. Was hast du denn bitte gemacht?"
"Das kann ich dir noch nicht sagen Gwen. Aber..." Mit einem Stöhnen unterbreche ich ihn. "Hör auf mir immer alles zu verheimlichen! Ich hab das Gefühl, als wüsste ich gar nichts mehr über dich!", flüster-schreie ich ihn an. "Gwenny. Beruhig dich.", sagt er mit gedämpfter Stimme. "Einen Scheiß werde ich tun. Ich will endlich wissen, was mit dir und den anderen los ist. Warum sagt mir kein Schwein irgendwas?", meine Stimme erhebt sich für ein kurzen Moment, doch ich hab sie schnell wieder unter Kontrolle.
"Gwenny. Ja du hast Recht. Ich werde dir alles erklären, jedoch nicht jetzt. Das musst du verstehen. Und jetzt hör mir genau zu. Jayden Clarksson ist unser Feind. Hörst du? Ich kenne ihn sehr gut und weiß genau, dass er es nicht nur auf Spielchen abgesehen hat. Ich weiß noch nicht, was er von uns will, doch bis ich es rausgefunden hab, musst du vorsichtig sein, Gwenny. Du darfst dir auf keinen Fall irgendwas anmerken lassen. Tu einfach so, als ob du von nichts wüsstest. Ich werde mich darum kümmern.", erklärt er mir mit ruhiger Stimme. "Aber ich weiß doch von nichts!", zische ich verzweifelt. "Na um so besser.", flüstert Ethan und schaut mir tief in die Augen. Ich will noch etwas antworten, doch da spüre ich etwas Warmes an meiner Taille. Erschreckt quietsche ich auf und springe zurück. Dabei vergesse ich meine absurd-hohen Schuhe, stolpere und -wie sollte es anders kommen- fliege hin.
Yes! Gwen, du hast es geschafft! Heutige Bestleistung auf dem Peinlichkeitsbarometer. Weiter so! Vielleicht knacken wir ja deinen Rekord!
Ich höre Ethan leicht kichern. Arschloch.
Stöhnend versuche ich aufzustehen. Plötzlich erscheint eine Hand in meinem Blickfeld. Verdutzt ergreife ich sie und lasse mir aufhelfen. Es ist die selbe Hand, die mich erschreckt hat. Sie gehört zu Jayden Clarksson.
Mein Glück hat gard seine Tage. Anders kann ich mir das nicht erklären.
"Entschuldigen Sie.", verschmitzt grinst er mich an.
Ist heut Tag des Grinsens? Ich raste noch irgendwann aus!
"Ich wollte Sie nicht erschrecken.", meint er nur.
"Ach. Wollten Sie nicht. Na dann bin ich ja beruhigt. Sie dachten wahrscheinlich, ich vermisse eine fremde Hand an meiner Taille. Sozial, wie Sie sind, sind sie natürlich tatenfreudig zu Hilfe geeilt. Herzlichen Dank dafür.", antworte ich ihm gehässig. Er lacht. "Sie sind witzig Miss Collins. Das muss ich ihnen lassen. Ich kann auch witzig sein, wissen Sie.", sagt er und kommt mir näher. "Sehr, sehr witzig.", haucht er mir entgegen, als unsere Gesichter nur Zentimeter von einander entfernt sind. Was hat er denn jetzt wieder vor? Will er mich etwa küssen? Ach quatsch! Wenn doch? Sei nicht albern! Moment.... hatten wir diese Situation heute nicht schon mal?
Ziehe ich Fast-Küsse an?
Ethan räuspert sich. Den hatte ich ja auch schon vergessen.
"Mr. Clarksson. So schön es mit ihnen auch war.", bei diesem Satz blitzen seine Augen auf, "Aber meine Schwester und ich suchen nun besser unsere Plätze.", sagt Ethan mit Nachdruck und zieht mich von Jayden weg. "Tut mir leid Ethan.", sagt nun Jayden spötisch. Ethan's Namen spuckt er aus als wär es ein Schimpfwort. "Du musst jedoch alleine deinen Platz suchen. Deine Schwester wird bei mir sitzen. Ich habe Mr.Smillinger gebeten mit ihr den Platz zu tauschen. Er Mr.Smillinger ist ein großartiger Gesprächspartner. Ihr werdet euch sicher blendend amüsieren.", er deutet auf den Herrn, mit dem er sich vorhin so angeregt unterhalten hat. Ethan's Augen verziehen sich zu Schlitzen. "Nein!", sagt er und zieht mich mit sich. Plötzlich kommt Elisabeth uns entgegen geeilt. "Mr.Clarksson!", begrüßt sie Jayden. "Gibt es hier ein Problem?", fragt sie ihn und mustert Ethan und mich, als wären wir Abfall.
"Nein, nein, Miss Collins. Ich habr nur so eben erfahren, dass ihre Tochter mir beim Essen Gesellschaft leisten wird. Scheinbar sitzt sie neben mir.", erzählt Jayden ihr erfreut. "Na großartig. Dann können Sie Gwendolin gleich näher kennenlernen.", strahlt sie ihn an.
Ich breche gleich. Wie falsch die beiden sind. Nach außen tun sie so freundlich, doch in ihnen herrscht Hass. Dieses Schauspiel. Ich halte es nicht mehr lange durch.
"Aber Elisabeth..", setzt Eth an, doch sie unterbricht ihn, "Halt den Mund, Ethan!", sagt sie barsch. Genau in diesem Moment ist der Saal still. Alle Anwesenden schauen überrascht zu uns hinüber. Als Elisabeth dies bemerkt läuft sie rot an. "Ich meine natürliche, sei still und komm mit, ich möchte dir jemanden vorstellen.", lacht sie gekünstelt, greift sich Ethan's Arm und zieht ihn von uns weg. Verwirrt dreht Eth sich nochmal nach uns um. Ich schaue ihn verzweifelt an, doch er lächelt nur traurig.
"Wenn das geklärt wäre..", sagt Jayden und bietet mir seinen Arm an, "dann würde ich sagen, setzen wir uns mal hin.". Widerwillig ergreife ich seinen Arm und lasse mich von ihm zum Tisch führen. Dort angekommen zieht er mir gentleman-like den Stuhl zurück und lässt mich Platz nehmen. Er beugt sich herrunter und flüstert mir in mein Ohr, "Ich hab gesehen, wie Ethan und du euch unterhalten habt. Er hat dich vor mir gewarnt, nicht wahr?", sein warmer Atem streicht meinen Nacken. Hektisch schüttle ich meinen Kopf. Er entfernt sich wieder von mir und setzt sich neben mich. Er rutscht mit seinem Stuhl so nah an mich ran, dass unsere Knie sich berühren. Ich zucke zusammen und verschrenke schnell meine Beine übereinander. Lachend legt er seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich erstarre. Langsam lässt er sie hin und her wandern. "Weißt du Gwendolin..", setzt er an, doch ich erwache aus meiner Starre und stoße seine Hand von meinem Bein. Verwundert schaut er mich an. "Na wenn das so ist.", sagt er beleidigt. "Ich hätte dich nicht als verklemmt eingeschätzt.", sagt er abschätzend. Das geht zu weit.
"Ich bin nicht verklemmt", zische ich ihn an. "Achja?", fragt grinsend. "Ja!", sage ich sicher. Ich nehme mir das Glas Champagner, dass vor mir steht. Alkohol macht mich selbstbewusster. Ich trinke einen Schluck. Jayden beobachtet mich dabei.
"Du bist noch Jungfrau, stimmt's?", sagt er plötzlich. Bei diesen Worten verschlucke ich mich so heftig, dass ich einen Hustenanfall vom Feinsten bekomme. Was fällt ihm ein?!
"Woher..?", keuche ich hervor. "Woher ich das weiß?", beendet er meinen Satz. "Das merkt man.", entgegnet  er ruhig.
"Woran..?", huste ich. Jayden wartet bis, ich mich beruhigt habe. Ich stelle mein Champagnerglas ab.
"Daran.", sagt er ruhig. "Was?", frage ich noch verwirrter.
"Na die Art und Weise, wie du zum Beispiel dieses Champagnerglas berührst.", antwortet er mir, als wäre es das normalste der Welt.
"Ach?", sage ich verächtlich.
"Ja. Und wie du das Glas an deine Lippen gesetzt hast. Es sah so unsicher und unerfahren aus. Ich kenne Frauen, die tun das mit sehr viel mehr Gefühl und die hab ich schon mehrmals durchgenommen. Du wirkst gegen sie so unschuldig.", grinst er mir ehrlich ins Gesicht. Ich muss Schlucken. Was soll ich da schon drauf antworten?
"Und? Hab ich recht Gwendolin?", fragt er selbstsicher. "Das geht dich gar nichts an!", erwiedere ich leise.
Wann haben wir eigentlich beschlossen uns zu duzen?  Wie unverschämt ist er bitte?!
"Verklemmt. Sag ich doch.", stimmt er sich selbst zu. "Na lieber bin ich verklemmt, als so wie SIE!", entgegne ich ihm. Er soll aufhören mich zu duzen! Das macht unser Gespräch irgendwie so... vertraut.
"Wie bin ich denn?", fragt er belustigt. "Direkt"
"Direkt?"
"Ja direkt bringt es auf den Punkt denke ich."
"Na wenn DU meinst.", er nimmt sich sein Champagnerglas und betrachtet den Inhalt ausführlich. Sein Blick sieht aus, als würde er ein Glas voller Schlangen halten. Angewidert.
"Champagner...", sagt er abwesend zu niemand bestimmten. Irgendwie fühle ich mich verplichtet zu antworten. "Ja, das ist da wohl drin."
"Immer nur Champagner...", murmelt er vor sich hin. Scheinbar hat er gar nicht mitbekommen, dass ich überhaupt was zu ihm gesagt hab. Er starrt konzentriert auf seine Hände und scheint irgendwas zu suchen. Ich nutze die Chance um ihn in Ruhe zu betrachten. Eines muss man ihm lassen. Er sieht scheiße gut aus.

☆☆☆☆
I'm back!!!
Jaa! Mich gibts noch!
Ich hatte dieses Kapitel eigentlich schon früher angefangen und hab dann so immer Teilweise geschrieben und najaaa es zog sich in die Länge.
...
Ist mal wem aufgefallen, dass ich an dieser Geschichte schon fast 2 Jahre schreibe und erst 15 Kapitel hab?:D
So also Vorsatz fürs neue Jahr: MEHR UPDATEN!!

So das wars dann von mir. Ich wünsch euch noch eine schöne Winterzeit.♡(wenn man das überhaupt Winter nennen kann, so ganz ohne schnee -__-)

~Lisa^-^

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 30, 2016 ⏰

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