1.Kapitel

511 23 0
                                    

Ich liege auf einer Blumenwiese. Die Sonne scheint. Neben mir steht ein Apfelbaum. Ich stehe auf, strecke mich und pflücke mir einen roten Apfel. Dann setze ich mich wieder auf das weiche Gras und beiße in den gepflückten Apfel. Neben mir landet ein Schmetterling. Ich beobachte ihn eine Weile. Mich haben Schmetterlinge schon immer fasziniert, mit ihrer Anmutigkeit und ihrer Fähigkeit zu fliegen, wo auch immer sie hinwollen. Frei zu sein. Manchmal   wünsch ich mir, dass mir Flügel wachsen und  ich von meinen 'Eltern' und meinem sogenannten 'Zuhause' wegliegen kann. Doch diesen Gedanken hab ich dann doch immer verworfen, weil ich mir ein Leben ohne Ethan garnicht vorstellen kann. Außerdem kann und will ich ihn nicht mit dem Druck, den unsere Eltern auf uns ausüben alleine lassen. Der Schmetterling fliegt von Blüte zu Blüte. Auf einmal wird es nass. Etwas raues gleitet immer wieder über mein Geschicht und genau dieses Etwas liegt auf mir drauf. "Ally! Geh von mir runter!", murmle ich müde und schubse den mittlerweile ausgewachsen Labrador von mir runter. "Igh, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass das einfach nur widerlich ist?". Ally schaut mich an und ihr Blick bedeutet soviel wie:'Sei nicht sauer! Ich bin süß und knuddelig, du kannst garnicht sauer auf mich sein.'. Verdammt, wie recht sie hat. Obwohl Ally mittlerweile ausgewachsen ist und so viel wiegt, dass man sie nur noch mit Mühe hoch bekommt, ist sie immer noch das süßeste und liebste Wesen auf der Welt.

"Jaja ist ja gut, kein Grund mich so anzuschaun. Ich find ja nur ich hätt noch ein bisschen schlafen können, meinst du nicht auch?". Ally schaut mich nochmal an und rennt dann aus meinem Zimmer. Na toll. Jetzt kann ich nicht mehr schlafen UND bin alleine. Schon irgendwie armselig, dass meine einzige Freundin ein Hund ist.

Ich zwinge meinen Körper sich aufzusetzen und schlüpfe in meine kuscheligen Einhorn-Hausschuhe. Dann sehe ich mich in meinem Zimmer um. Es ist genauso aufgeräumt wie immer. Ich verspüre mal wieder den Drang irgendwas kaputt zu machen, oder etwas auf den Boden zu werfen, damit es wenigstens etwas unordentlich aussieht. Aber weil dann sowieso wieder irgendwer vom Personal kommen und mein Zimmer aufräumen würde lohnt sich das nicht. Dann muss mein Zimmer eben weiterhin aussehen, wie das einer 40-Jährigen, statt wie das einer 17-Jährigen. Ich seufze und stehe auf. Das Ally mich geweckt hat bedeutet, sie hat Hunger. Aber hätte sie sich nicht auf Ethan legen können? Ich höre wie sich Ethan's Tür öffnet, das heißt, er ist also auch wach. Ich beschließe mein Zimmer ebenfalls zu verlassen um , wenn ich schon Ally Futter geben muss, wenigstens mit meinem Bruder frühstücken zu können. Heute ist sein erster Schultag nach den Sommerferien, dass heißt der Beginn seiner Abschluss-Klasse. Ich würde heute meinen neuen Lehrer kennenlernen, der mir den Stoff für die Elfte beibringt. Ich weiß zwar nicht, wann die Person kommt, aber ich mache mich nach dem Frühstück einfach zur Sicherheit fertig.

Als ich in das Esszimmer schlurfe sitzt Ethan schon am Tisch und stopft sich ein Croissants rein, während ich der mit dem Schwanz wedelnden Ally Futter in ihren Napf mache. Elisabeth war zwar der Meinung, es wäre primitiv, wenn ich mich um Ally kümmere und wollte, dass das Personal sie füttert und mit ihr Gassi geht, aber dagegen habe ich mich mit Händen und Füßen gesträubt.

"Morgen Eth.",nuschle ich vor mich hin. "Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, mein geliebtes Schwesterherz.", sagt Ethan mit einem breiten Grinsen. Okeyy... Ich setze mich ebenfalls hin und nehme mir auch ein Croissant. Einen Vorteil hat es reich zu sein und eine Köchin zu haben: Rebecca bereitet die Brötchen und Croissants immer selbst zu. Ethan beobachtet jede meiner Bewegungen. Dann starrt er mich an, während ich esse. "Hab ich was im Gesicht?", frage ich ihn nach einer Weile. "Nop", meint er immer noch grinsend, "aber ich weiß etwas, was du nicht weißt!". Okeeeeyyyyyyyy..... "Das ist wirklich toll", sage ich genervt, "aber könnte ich eventuell mein Frühstück essen ohne angestarrt zu werden, als wäre ich ein fetter Panda im Zoo, der hustet?!??". Ethan geht garnicht darauf ein und zieht nur kurz einen Schmollmund und meint: "Heeeey! 1.Panda's sind niedlich, 2. PANDA'S SIND NIEDLICH & 3. Willst du denn garnicht wissen, was ich weiß?". Bei dem letzten Satz hat er wieder dieses nervige Grinsen im Gesicht. Irgendwann werde ich ihn für dieses Grinsen schlagen, direkt ins Gesicht! Das hatte ich schon oft vor! Na gut... ich gebe ja zu, dass es dann immer damit geendet hat, dass ich ihn gaaaannnnzzzz lange geknuddelt hab, weil er mit seinen Grübchen einfach nur zum anbeißen ausieht (aber immer noch nervig!!) und ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihm auch nur ein Haar zu krümmen.

Really?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt