Kapitel 2

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Nialls Geburtstag war an sich wirklich schön, abgesehen davon dass Niall und ich uns gleichermaßen die Augen ausgeheult haben. Ich vermisse ihn schon jetzt, ich vermisse unsere gemeinsame Vergagngenheit und ich fürchte mich vor der geheimnisvollen einsamen Zukunft.

Ich sitze im Bus, alleine, Niall hat heute absichtlich und mit Erlaubins von Maura die Schule geschwänzt. Ich sitze alleine mit meinen Gedanken da und das ist nicht gut, denn ich zerstöre mir immer alles durch zu viel nachdenken. Ein Gedanke kreist in meinem Kopf, ununterbrochen und immer lauter werdend.

Er geht. Du hast ihn verloren. Für immer.

Ja, genau. Verloren für immer. Ich weiß, das er nicht zurückkehren wird. Er hat Talent, sie müssen ihn einfach nehmen. Ich bin im Begriff, mein gesamtes Leben zu verlieren, so übertrieben es auch klingen mag. Niall ist der Einzige, den ich habe. Der Einzige, dem ich etwas bedeute. Der Einzige, der mir mehr als die Welt bedeutet und ihn zu verlieren, ist mein größter Albtraum, der nun in Erfüllung gehen wird. Ich habe Angst vor dem Schmerz, der über mich brechen wird, mich verschlingen wird, wie eine Tsunamiwelle. Zerstörerisch, bedrohlich. Alles wird zerstört, alles, was ich habe. Dieser Junge, dieser liebenswürdige talentierte Blondschopf, der sich mit allen versteht und immer lachen kann, ist mein bester Freund. War bester Freund, wird es immer bleiben. Blaue Augen, blond getönte Haare, rote Wangen, dieses liebliche Grinsen. Alles Eigenschaften, die ich an ihm liebe. Ich liebe ihn, nicht nur seine Eigenschaften. Dem bin ich mir mittlerweile mehr als sicher. Die letzten Tage, nach seinem Geburtstag habe ich so viel nachgedacht. Über ihn, die Welt, wie sehr sich unsere Leben nun unterscheiden werden, das Universum, einfach alles. Und einer einzigen Sache bin ich mir immer sicherer geworden. Ich liebe ihn. Mehr als ich ursprünglich dachte. Anfangs hatte ich Angst vor den Gefühlen, die Niall in mir weckte, fand es schrecklich anders für den besten Freund zu empfinden. Habe mir vorgelogen, dass es nichts sei. Doch jetzt bin ich mir ganz sicher. Jetzt habe ich keine Angst mehr vor der Tatsache, dass ich ihn liebe. Auf eine Art und Weise, die mich sanft und warm hält, schweben lässt wie eine Wolke.

Langsam kehrt die Realität wieder zurück und ich befreie mich aus meiner Gedankenstarre. Mit einem Blick aus dem Fenster wird mir klar, dass ich sehr lange in Gedanken war, denn meine Haltestelle habe ich längst verpasst. Schnaubend stehe ich auf und steige an der nächsten Haltestelle, die kommt, aus. Super, jetzt darf ich zwanzig Minuten heim laufen. Zwanzig Minuten, in denen ich etwas Nützliches hätte erledigen können.

Es ist vier Uhr nachmittags, als ich Heim komme. Innerhal von Minuten habe ich meine Tasche gepackt und sitze Nägel kauend auf meinem Bett, ein einziges Nervenbündel. Niall holt mich in zehn Minuten ab, vorausgesetzt er ist einmal pünktlich und das ist wirklich unwahrscheinlich. Heute ist Freitag. Morgen fährt er.

Vorhin, nach meinem verlängerten Heimweg, habe ich einen Apfel gegessen, denn so etwas wie Hunger, kenne ich schon seit Tagen nicht mehr. Meine Mutter interessiert es nicht einmal. Ich interessiere sie einfach gar nicht. Sie liebt mich wahrscheinlich nicht einmal. So viel zum Thema 'Ich bin immer für dich da, Schatz.' Nun sitze ich schon seit einer Stunde herum. Heute werde ich bein Niall übernachten. Ein allerletztes Mal für immer, denn morgen wird er gehen. Minuten vergehen, ohne dass die Tür klingelt, ohne dass ich mich auch nur einen Zentimeter bewege. Ich bin wie in Trance. Nach weiteren Minuten stehe ich auf und ziehe meine Schuhe an. Nun stehe ich nutzlos an der Eingangstüre herum, darauf wartend, dass die Tür endlich klingelt. Plötzlich klingelt sie tatsächlich und och fahre zusammen; er ist da. Ich verabschiede mich von meiner gleichgütig dreinschauenden Mutter, verlasse mein bedrückendes Zuhause und falle meinem besten Freund um den Hals. Mein Herz macht einen Sprung und mein Bauch kribbelt. Heute werde ich ihm sagen, dass ich ihn liebe. Das habe ich mir ganz fest geschworen. Was habe ich schliesslich zu verlieren? Morgen geht er, so oder so.

Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt