Donnerstag, 16.04.15
Lieber Lasse,
Ich weiß gar nicht was ich dir antworten soll. Ich möchte mich nur bei dir entschuldigen! Ich hätte dir das alles nicht aufhalsen sollen. Aber nun ist es zu spät.
Mama ist nun in die Psychiatrie verlegt worden. Gestern wurde ich von einer Frau vom Jugendamt abgeholt. Ihr Name ist Eva Herman. Bei ihr komme ich unter, bis sie Kontakt mit Verwandten aufgenommen haben, die bereit wären mich aufzunehmen, wenn sich keiner findet bekomme ich einen Notfallplatz in einer Pflegefamilie oder in einem Heim.
Ich habe Angst, dass man mich ins Heim steckt. Zu meinen Verwandten habe ich seit Jahren keinen Kontakt, deswegen glaube ich kaum, dass mich einer von ihnen aufnehmen wird geschweige denn könnte.
Frau Hermann ist eigentlich ganz nett. Wir sehen uns kaum, denn ihr Job fordert sie. Ich habe das Gefühl, dass ihr die Kinder und Jugendlichen nicht egal sind. Bei ihr wohnt noch ein Pflegekind: die zwölfjährige Nina. Nina hat ihr eigenes Zimmer und ich schlafe auf der Ausziehcouch, eben eine Notfalllösung.
Gäbe es Eva nicht, würde ich jetzt im Antonia-Werr-Zentrum sitzen, ohne Kontakt zur Außenwelt, denn das sind die Bedingungen. Wenn ein Kind vom Jugendamt aufgenommen wird, muss es erst in die Isolation, um zu sich zu finden und sich einzugewöhnen. Ich schätze mich glücklich, dass Frau Hermann sich meiner angenommen hat. Wäre ich nur jetzt schon erwachsen, dann würde mich Mamas Zustand nicht ine diese Situation bringen, dass ich bei einer wildfremden Unterschlupf gefunden den habe...
Und nun belaste ich dich schon wieder... Ich könnte dich verstehen, wenn du den Kontakt abbrechen würdest, weil unser Briefverkehr recht einseitig geworden ist. Nun gut, vergessen wir einfach mal meine Sorgen und Probleme: Wie geht es dir, Lasse? Was macht das Studium? Hast du schon die Liebe deines Lebens kennengelernt?
Deine Marie.
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Letters to him
Teen FictionEines Tages bekommt Marie einen Brief von einem Unbekannten. Sein Name ist Lasse. Nie hat sie von einem Lasse gehört und doch antwortet sie ihm auf diesen Brief. Aus diesen ersten Briefen entwickelt sich ein intensiver Briefverkehr. Wohin wird das f...