Hey, tut mir leid, dass ich solange nicht mehr geupdatet habe, ich hatte viel zu tun, vor allem für die Schule. Tut mir wirklich leid! Ich gehe nach unten und kontrolliere, wie jeden Tag, ob sich eine neue Nachricht auf meinem Tisch befindet. Nach 12 Jahren ist es einfach zur Gewohnheit geworden. Zwölf Jahre, seit Snow damit anfing. Kurz nach meiner eigenen Siegertour, ein halbes Jahr nach meinem Sieg, lag dort das erste mal eine Nachricht. Darauf stand, dass ich noch am selben Tag ins Kapitol fahren würde und eine Adresse. Ich wurde von zwei Friedenswächtern abgeholt, in einen Zug gebracht und fuhr einen ganzen Tag lang zum Kapitol. Es war schrecklich, da es mich an eine Zeit erinnert hat, in der ich noch so naiv war, an die Zeit nach der Ernte. An die Zeit, vor der Arena. Dadurch wiederum wurde ich an die Arena erinnert und an meine Siegertour. Die Siegertour ist für einen Tribut, für einen Sieger, einfach furchtbar. Wie im Grunde alles, was mit den Hungerspielen zu tun hat. Doch kann ich meine Gefühle nicht mit denen, der anderen vergleichen. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Und als Karriero kann ich es auch nicht mit der Angst vergleichen, gezogen zu werden. Diese Angst habe ich nie haben müssen. Die Siegertour. Und der darauf folgende Zettel. Der erste Zettel von vielen. Die Angst, die Albträume, die Schuldgefühle, die Gesichter der Toten, die Grausamkeit des Kapitols. Alles verbinde ich mit dem Tag, an dem ich ins Kapitol fuhr, weil der Zettel da lag.
Ich hatte schrecklichere Albträume, als je zuvor, da ich alle Familien nur kurz vorher, bei der Siegertour, ansehen musste und die Bilder derjenigen sah, die ich getötet hatte. Obwohl die Siegertour seit einer Woche vorbei war, geisterten alle Gesichter immer noch in meinem Kopf herum. Viele Tote. Ich habe in den drei Wochen in der Arena neun Kinder getötet. Neun Kinder, die ein Leben hatten, bevor ich es nahm. Neun Kinder, die Familien hatten, denen ich ihre Kinder nahm. Und warum? Weil ich blind war. Und dumm. Und besessen. Ich war ein Kind, das nicht dachte, das nicht verstand, das die Augen schloss, damit es etwas nicht sah, was es nicht sehen wollte. Ich war dumm und töricht und ich dachte, ich würde die Welt verstehen. Doch das tat ich nicht. Ich verschloss mich vor der Wirklichkeit, sah nur das Schöne. Und dann wurden meine Augen auf die brutalste Art geöffnet, weil ich sie vorher nicht öffnen wollte. Ich ging in die Hungerspiele als törichtes, dummes, kleines, sturres, blindes Mädchen und kam gebrochen, aber mit der Kraft zu sehen, wieder heraus. Doch dem Kapitol war ich nicht gebrochen genug und sie schickten mich auf die Siegertour und anschließend zu Snow. Und die Fahrt in den selben Zug zurück zum Kapitol machte alles nur schlimmer. In dem Zug wurde ich in die Hungerspiele gekarrt und auch zurück gebracht, in dem Zug lebte ich während der Tour der Sieger, und schlussendlich wurde ich in dem Zug zu Snow gebracht. Ins Kapitol.
Als wir im Kapitol ankamen, brachten mich die Friedenswächter zuallererst zum Präsidentenpalast, für ein Gespräch mit Snow.
Es war schön dort, keine Frage, doch die Hungerspiele verändern einen. Vorher wäre es eine große Ehre für mich gewesen. Doch nicht zu der Zeit. Ich wollte bloß zurück. Es war wie eine dunkle Vorahnung. Als würde mein Unterbewusstsein mich warnen wollen. Doch ich war erst achtzehn, bald neunzehn, wie hätte ich das ahnen sollen? Wie hätte wissen sollen, dass Snow für mich noch mehr seelische und körperliche Qualen hat?
Zitternd saß ich vor Snow auf einen Stuhl, seine kalten Augen erfassten mein Gesicht. Er wirkte freundlich. Immerhin habe ich mich ihm nie widersetzt. Doch es war Snow. Wenn er einen Sieger ins Kapitol bringt, hat das nichts gutes zu bedeuten. Und diese Vermutung war richtig. Es war nichts gutes, was mich erwartete.
Er erzählte, ich würde einigen Kapitolsbewohnern gefallen und sie würden mich gerne kennenlernen. Doch seine Stimme klang anders, sodass ich die tatsächliche Bedeutung sofort erkannte. Sie wollten mich kennenlernen.
,,Nicht ihr Ernst!", rief ich damals entrüstet. ,,So eine bin ich nicht! Ich biete mich niemanden für Geld an!" Doch er lächelte.
,,Oh, sehr gut, Miss Mordetis! So schnell wie Sie, hat es bis jetzt keiner erraten. Obwohl Finnick auch sehr schnell war. Doch er hat, im Gegensatz zu Ihnen, sofort erkannt, was passiert, wenn er sich weigert."
Damals habe ich mich gewundert, wie viele Leute es denn waren, die mein Schicksal teilten. Viele Menschen hatten es schlimm, aber allen Anschein nach gibt es nichts schlimmeres, als Sieger zu sein. Wie viele Sieger wurden noch so gequält? Wie viele mussten das alles noch durchstehen? Ich brauchte lange, um zu erkennen, was ein Fehltritt für meine Familie bedeutet. Doch schlussendlich ging ich hin und Es war der reinste Horror. Er benutzte mich grauenhaft und ich musste gehorchen.
Ich war ein Sklave und bin es bis zum heutigen Tag. Ich, Enobaria Mordetis, Siegerin, Bewohnerin von Distrikt 2, ich bin ein Sklave des Kapitols.
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Pausiert trügerischerSchein: DieTribute vonPanemGefährliche LiebeEnobarias Sicht
FanfictionZur Adoption freigegeben Wie ist Enobaria wirklich? Das mordlustige Mädchen aus 2, oder versteckt sich hinter der Fassade noch jemand anderes? Wieso will sie (Spoiler) sie es ,,ihnen mit gleicher Münze heimzahlen"? Ich zeige euch hier, dass Enobari...