5. TEIL: SPEYER

21 0 0
                                    

1. Gesang



Ende Oktober wohnt das Trio in Speyer,

Wo sie überm Schuster in zwei Räumen leben,

Wobei allerdings ausfällt die Einzugsfeier:

Man kann sich hier nur in sein Schicksal ergeben,

Die Schusterei ist groß, und es stinkt nach Leim

Und nach Leder, und dies tagaus und tagein.



Feucht ist es auch, am Speyerbach gelegen,

Speyer, das derzeit noch Civita Nemetum heißt,

Wobei auch Nemeter hier die Straßen fegen,

Als Stammesbrüder für die Stadt ein Segen.

Meist sind sie blond und dick und feist,

Die Mädchen goldig, schnell verlegen.



Nur für den God'brecht wird es schwer,

Denn arbeiten muss er, da führt kein Weg vorbei.

Überall fragt er und plagt sich wirklich sehr,

Doch in der Küche, da ist nirgends etwas frei,

Des Mossen Witwe, die Nachbarin,

Die spendet Trost, und wendet's hin.



In Saletione, an der Römerstrass',

Steht eine mansione, eine Kutschenstation,

Mit einem Speiselokal, wo für kargen Lohn

Die Stelle für einen Koch ihm kam zupass.

Küchenmeister Otto führte hier Regie,

Wo God'brecht konnt' wohnen bei frei Kost und Logis.



Fast eine Tagesreise war's nach Hause,

Zu Hildchen und Leo, seinen Lieben.

Doch hielt es ihn meist in seiner Klause,

Da der Heimweg sehr teuer und voll von Dieben.

Lohn inner Tasch in der eskortierten Postdepesch',

Ging's erst am Monatsletzten mal heim ganz fesch.



Von den Reisenden hört' er so allerhand

Und so kam er mal wieder heim zum Monatsschluss

Der kleinen Leo zu sagen, dass durch Feindeshand

Ihr Bruder Ellak erlag einem Pfeilschuss

In der Schlacht am Nedao. Lea erstaunt

Und Hildchen ob der Nachricht bös und missgelaunt.



"Hattest nicht was Lust'ges zu berichten,

Anstatt die Kleine scheußlich zu erschrecken

Das Vermächtnis der NibelungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt