Am nächsten Morgen riss mich mein Wecker wieder aus dem Schlaf, doch ich hüpfte voller Freude aus dem Bett. Vielleicht würde ich Marco heute wieder vor der Schule treffen.
Doch Fehlanzeige: Angekommen an der Schule musste ich in die Klasse rennen, da mein Bus sich enorm verspätet hatte. Und dann goss es auch noch aus Eimern. An meinem Platz angekommen, bemerkte ich ein Mädchen, dass neben mir saß. Komisch, die hab ich gestern noch gar nicht bemerkt!
"Hallo, mir hat man gesagt du seist aus Frankreich?", sagte sie und lächelte verlegen. Ich blickte sie nur an, da ich gerade überglücklich war, dass ich jemanden hatte der auch meine Sprache spricht. Zwar nicht fließend, aber immerhin! Ich nickte nur und lächelte zurück.
"Du sprichst auch französisch?", fragte ich erleichtert. " Ja, seit der 7 Klasse!" "Wow du sprichst wirklich gut!" " oh danke...Du aber auch.", sie lachte lauthals, doch verstummte als der Lehrer wütend auf uns blickte. "Frau Naomi, wenn sie sich schon so gut auskennen, kommen sie doch heraus und rechnen mir das Beispiel aus!"
Sofort rutschte mir das Herz in die Hose. Ich hatte ihn verstanden, doch wagte mich nicht zu bewegen. Erst als mich das Mädchen von dem Stuhl drückte, ging ich langsam hinaus zur Tafel. Ich war nicht schlecht in Mathe, doch es war eine Textaufgabe! Draußen angekommen erwartete der Lehrer eine Antwort, doch ich verstand nichts. Starrte nur den Professor an und sagte nichts. Atmete stumm die dünne Luft ein. " Das dachte ich mir. Stell dich bitte vor die Tür!", spottete er und schnippte zur Türe. "Herr Lehrer, wenn sie geht muss ich auch raus!", jetzt erhob sich das Mädchen und ballte die Fäuste." Nein Nina Du bleibst schön sitzen!"
Ich lächelte ihr schwach entgegen. Sie hatte wirklich Mut! Ich drehte um und ging zur Türe raus. Ich hörte noch wie der Professor" dummes Kind" flüsterte und ich schloss die Tür. Jetzt ging es los: Die Tränen flossen über die Wangen ohne das ich Kontrolle darüber hatte. Diese Worte waren zu viel für mich. Ich wollte nach Hause. Lief einfach los, aus dem Schulgebäude. Doch knapp vor dem Eingang wurde ich zurückgezogen. Es war Marco:" Hey!" Ich...bin so..dumm in...deutsch!", weiter kam ich nicht, denn er drückte mich gegen sich. Seine Wärme beruhigte mich nur ein wenig. Als ich aufgehört hatte, zog er mich nach draußen wo es noch immer goss wie aus Eimern, doch ich fand Regen wunderschön. " Du kommst mit mir!", lächelte er und zog mich hinter sich her. Ich wusste nicht was der Lehrer sagen würde und hatte Angst davor, doch ließ es zu. Mit meinen schlechten Deutsch-Kenntnissen würde ich sowieso mein Abi nicht schaffen. Marco blieb vor einem Reihenhaus stehen und holte einen Schlüssel raus."Welcome!", sagte er nur und schob mich in seine Wohnung. "Was...ma..."" Was wir hier machen? Na deutsch lernen!" sagte er und ging in einen Raum. Ich setzte mich auf die Couch und schaute mich um. Eine dunkelbraune Küche. Sie war mit dem Wohnzimmer verbunden. Ein Esstisch war nicht zu sehen, aber eine Theke. Das Wohnzimmer war im schlichten weiß-grau gehalten.
Voll beladen mit Büchern kam Marco wieder herein und haute sich neben mir auf die Couch. Er sagte was, aber ich verlor mich in Gedanken und starrte nur die Bücher an. Sie sahen wie Hauptschul- Bücher aus. Er nahm eines und schlug es auf." Ready?" "Ready!", beantwortete ich seine Frage und er begann mich vollzulaber, mir Fragen zu stellen, mich nach Vokabeln und Sätzen zu fragen, und und und...Ich lachte und lernte viel mit ihm. Schwer war es, aber machbar. Wir lernten bis 11:30 Uhr durch, doch dann sprang Er wie von einer Schlange gebissen auf:" Hunger?" Ich nickte eifrig, denn ich hatte extremen Hunger wie ich bemerkte."Sag mir zuerst die Mehrzahl von Hunger?!" " Ehm...die Hungeren?", fragte ich. Marco fing an zu lachen, hörte fast nicht mehr auf."Was?", fragte ich ängstlich." Von Hunger gibt's keine Mehrzahl!", brachte er heraus und ging lachend weiter in die Küche. Ich wurde tomatenrot. Oh gott ist das peinlich! Ich sah ihm zu wie er Brote streichte und seine blonden Haare ihm ins Gesicht fielen. Es sah wirklich süß aus! Und wie seine türkisen Augen auf den Broten lag. Ich legte verträumt meinen Kopf auf die Rückenlehne, da die Couch mit dem Rücken zur Küche stand. Ich beobachtete ihn bei jeder Bewegung. Irgendwann starrte ich nur mehr Löcher in die Luft, bemerkte gar nicht wie er mir ein Wurstbrot unter die Nase hielt." Ich bin Vegetarier!", winkte ich ab und er strahlte übers ganze Gesicht. " ich auch, nur mein Mitbewohner ist Fleisch und ich dachte du auch!", es schien ihm extrem zu freuen. Mir kam dieser Mensch vor, als würde ich ihn schon ewig kennen. Ich sagte nichts mehr, verlor mich in seinen Augen."Naomi?", riss er mich aus meinen Gedanken. Er stand noch immer vor mir und aß sein Marmeladenbrot. Ich blickte schnell auf meine Hand, wo ich anfing auf meinen Nägeln herum zu hantieren.
Wir redeten noch viel, ich aß das zweite Brot von Marco, da er keinen Bock hatte noch eines zu machen. Irgendwann um 15:00 Uhr ging ich heim. Mit einem mulmigen Gefühl. War es das Richtige einfach aus der Schule abgehauen bin? Und wie ich das meiner Mutter sagen sollte?
Sie saß auf ihrem Bett und las ein Buch.
"Mama?" " Ja mein Schatz?" Sie legte das Buch auf ihren Schoß und blickte mich erwartungsvoll an. Ich setzte mich aufs Bett und seufzte:" Ich...ehm...bin in der Mathestunde hinausgeschickt worden. Bin dann aber abgehauen. Ein Freund hat mich mit in seine Wohnung genommen,aber zu meiner Verteidigung, wir lernten deutsch.", ich redete nicht weiter, wartete nur auf eine Antwort von ihr." Ja und? Was glaubst Du hab ich in deinem Alter gemacht? Ich hab mich mit meinen Freunden vollgesofen! Aber komm nicht auf die Idee das zu tun!!", sie lachte und ich fiel ihr um den Hals." Du bist die Beste!" "Aber bitte lern brav!" "Jup Mama!"
Ich dachte ich würde ohne Kopf aus der Höhle des Drachen kommen!
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Jetzt ist das 2 Kapitel da! Wie fandet es ihr? Schreibts mir unten rein!