Jonas.
Heute war es endlich soweit. In wenigen Stunden stand mein..unser Outing bevor. Niemand aus der Mannschaft wusste, dass Erik und ich zusammen, geschweige denn überhaupt homosexuell waren.
Besonders im Fußball war das eine große und unangenehme Sache, dies vor allen Leuten zuzugeben. Nur das Geheimhalten unserer Beziehung, die bereits anderthalb Jahre andauerte, erwies sich als sehr schwierig, vor allem in der letzten Zeit.
Wir hatten kaum noch Momente für uns. Wenn ich bei ihm war, stand Kevin ständig vor seiner Tür und wollte zocken. Am Anfang war ich noch eifersüchtig, aber dann wurde mir klar, dass das unberechtigt war. Kevin war mit seiner Freundin glücklich, sehr glücklich sogar. Ich musste mir um sowas eigentlich keine Sorgen machen.
Erik und ich gingen zusammen durch Höhen und Tiefen. Er war für mich da, als ich den schweren Schritt nach Mainz trat. Ich war für ihn da, als seine Großeltern verstarben. Mit ihm erlebte ich meinen ersten Kuss, mein erstes Date und mein erstes Mal. Er verschönerte meinen Tag, wenn nicht sogar meine komplette Welt. Bei ihm konnte ich, ich selbst sein und musste mich nicht verstellen.
Nervös stand ich nun vor meinem Spiegel und versuchte, mein Hemd glatt zu streichen. Meine Hände zitterten ununterbrochen. So aufgeregt und ängstlich war ich noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich merkte, wie sich zwei Arme um meinen Bauch legten, und einen Kopf, der sich sanft an meine Halsbeuge schmiegte.
»Beruhig' dich, Joni.«, flüsterte er in mein Ohr. »Es wird alles gut gehen.«
Erik drehte meinen Kopf ein wenig in seine Richtung und drückte seine Lippen leicht gegen meine. Wenn ich ihn in meiner Nähe hatte, ging es mir gut. Nur heute konnte er mir meine Aufregung und meine Angst leider nicht nehmen.
»Was hast du da überhaupt an?«, fragte er amüsiert, als er an mir herunterschaute und durch den Spiegel wieder in meine Augen sah.
Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust und stieß ihm mit dem Ellbogen in seine Rippen.
»Au!«
»Was soll das heißen, Durm? Sehe ich etwa nicht gut aus?«, gab ich mit hochgezogenen Augenbrauen wieder und brachte uns zum lachen.
Ich war doch bereits nervös genug, da musste er mir nicht noch mehr Sorgen bereiten.
Er zupfte an meinem hellblauen Hemd und schüttelte angewidert mit dem Kopf.
»Das bist nicht du! Seit wann trägst du so einen Fummel? Raus aus dem Teil und rein in eines deiner Shirts!«, befahl er streng, lächelte jedoch und verließ mein Schlafzimmer.
Seufzend zog ich mich um und begab mich in die Küche, in der Erik bereits wartete. Er trank den letzten Schluck seines Kaffees und stellte die leere Tasse in die Spüle, ehe er auf mich zuging und mich in den Arm nahm.
Ich atmete tief durch und vergrub mein Gesicht an seiner muskulösen Schulter.
»Wir schaffen das, okay?«
»Hast du gar keine Angst? Also, ich meine.. Was ist, wenn sie uns aus der Mannschaft ekeln?«, fragte ich ängstlich und sah in seine funkelnden Augen, in denen ich mich immer wieder verlieren konnte.
Mit einem leichten Lächeln löste er sich aus der Umarmung und strich meine Arme entlang. Erst jetzt merkte ich, dass auch er ziemlich nervös sein musste.
»Das würden sie niemals tun. Aber selbst wenn, das könnte uns beiden doch überhaupt nichts anhaben.«
Er log. Ich wusste ganz genau, dass das nicht die Wahrheit sein konnte. Doch ich wollte ihn nicht wütend machen, also ließ ich es bleiben. Nach einer kurzen Weile, in der wir uns einfach nur ansahen, klatschte er grinsend in die Hände und schob meinen zierlichen Körper in den Flur.
Wir zogen uns komplett an, schnappten noch unsere Schlüssel und etwas Geld, und verließen zusammen meine Wohnung. Wie ein Gentleman hielt er mir die Beifahrertür seines Wagens auf und ließ sich danach selbst auf die andere Seite plumpsen.
Für unser Outing hatten wir die Jungs und deren Frauen und Kinder in ein Spielparadies eingeladen. Das passte perfekt, da die Hälfte der Mannschaft das Peter-Pan-Syndrom hatte und es auch nicht gerade wenig Kinder waren, die in unseren Freundeskreis gehörten.
»Wenn alles gut klappt..«, Erik sah neugierig zu mir. »..gehen wir dann zusammen rutschen?«
Lachend wuschelte er mir durch die Haare und nickte.
Je näher wir dem Indoor-Spielplatz kamen, desto schwitziger wurden meine Hände und desto schneller schlug mein Herz. Unsere Freunde wussten lediglich, dass Erik heute seine große Liebe, von der er schon seit Wochen erzählte, vorstellen wollte. Niemand außer uns wusste, dass ich damit gemeint war.
Ich war froh, dass er an meiner Seite war, gerade jetzt war er eine riesige Hilfe, auch ohne irgendetwas zu machen. Er saß einfach neben mir und hielt meine Hand, auch als wir noch zehn Minuten nach Ankunkft auf dem Parkplatz standen.
»Ich weiß, dass das jetzt nicht leicht wird. Aber Joni, guck mal.. Ich liebe dich, und das ist das Wichtigste. Wenn auch nicht alle, irgendeiner von ihnen wird das schon akzeptieren.«, redete er beruhigend auf mich ein und küsste mich sanft.
»Okay. Wir können.«
Vor lauter Nervosität und Angst stiegen mir Tränen in die Augen, die ich aber sofort wieder wegwischte, bevor Erik etwas bemerkte. Er hielt mir die Tür zum Spielparadies auf und griff erneut nach meiner Hand. Er platzierte seine Lippen kurz auf diese und zwinkerte mir dann grinsend zu.
Wir betraten den angemieteten Bereich, in dem bereits alle saßen und etwas zu trinken auf dem Tisch stehen hatten. Die Tür knallte hinter uns zu, sodass sie in unsere Richtung sahen. Ihre Blicke fielen auf Eriks und meine Hand, und erhellten sich.
Plötzlich ertönte ein Schrei. Kevin stand ganz oben auf einer Rutsche und zeigte strahlend auf uns beide.
»Ha! Ich wusste es!«
♀ Solltet ihr Rechtschreibfehler entdecken, korrigiert mich bitte.
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One Shots | Borussia Dortmund | boyxboy
Short StoryIch nehme gerne eure Wünsche auf. Eine einfache Privatnachricht mit eurem Pairing, der Situation und ob Happy End oder Nah', reicht schon aus.