Marcel Schmelzer x Mats Hummels | Fortsetzung

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Marcel


In meinem Körper machte sich ausgerechnet das Gefühl breit, das ich am meisten hasste.

Müde schleppte ich mich aus meinem Bett, direkt ins anliegende Badezimmer. Meine Beine waren schwer wie Blei, meine Füße konnte ich nur mit großer Mühe vom Boden abheben.

In den letzten 4 Monaten veränderte sich viel in meinem Leben, in mir selbst. Der Kloß in meinem Hals wurde von Tag zu Tag dicker. Und irgendwie hatte ich den bösen Gedanken, dass sich dies niemals ändern würde.

Ich hatte jahrelang ein schönes Leben mit dieser einen Frau. Wir lernten uns wie in einem Liebesfilm kennen, Liebe auf den ersten Blick eben. Ich erinnerte mich an unsere erste Verabredung. Wie wir dort in diesem Restaurant saßen und lachten. Sie bestellte das Rumpsteak mit Pommes, dazu ein Bier. Damals machte ich große Augen, als sie ihre Bestellung aufgab. Sie war von Anfang an eine einzigartige Frau - so ganz anders, als ich es gewohnt war.

Von Schmerz erfüllt kniff ich meine Augen zusammen und musste mich am Waschbecken abstützen. Es fühlte sich so an, als würde sich mein Magen ständig im Kreis drehen. Wie konnte es nur so weit kommen? Verdammt nochmal, hatte ich das wirklich verdient?

In meinem Kopf spielte sich unser erster Kuss ab, wie sie zärtlich ihre Lippen auf meine drückte und mir dabei spaßeshalber in den Po kniff. Sie war nicht wie andere Frauen. Von Beginn an war ich verrückt nach ihr.

Als es in der Tasche meiner Schlafhose vibrierte, nahm ich mein Handy heraus und entriegelte es. Jenny. Bitte nicht. Mir wurde kotzübel. Nein, nein, nein, nein, nein.

Ich hatte die Nachricht noch nicht einmal gelesen, trotzdem spielte mein Körper verrückt - auf negative Weise. Es gab Tage, an denen wollte ich mich am liebsten in einem Bunker einsperren, ganz allein, nur für mich. Und einen Hammer, damit ich meine Gedanken ausstellen konnte.

Vorsichtig drückte ich mit meinem Finger auf das Nachrichtensymbol und atmete tief durch. Eigentlich konnte ich mir bereits vorstellen, was sie mir schrieb.

»Wo zur Hölle bist du? Hast du den Pressetermin vergessen? Beweg deinen Arsch sofort hier her!!!«

Der Pressetermin. Ich könnte mich auf einfach von einem Monstertruck überrollen lassen, käme auf das Gleiche hinaus. In der Öffentlichkeit wusste man nämlich noch überhaupt nichts von unserer Trennung. Weder von ihrem Betrug, noch dass das arme, kleine Ding in ihr nicht meine Gene tragen würde.

Sollte ich mich wirklich in die Höhle der Löwen wagen? Niemals. Irgendwo hatte ich auch noch meinen Stolz. Auch wenn mich meine Noch-Ehefrau wie einen Vollidioten behandelte. Sie tat so, als wäre nichts passiert.

Seit dem ich vor 4 Monaten in meinem Auto saß und mich an Mats ausweinte, durfte ich bei ihm unterkommen. Ich war ihm dafür sehr dankbar, denn er ertrug ebenfalls meine Aussetzer. Er war für mich da, wenn ich nachts schweißgebadet aufwachte oder tagsüber einfach nur heulte und mir wünschte, den Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen.

Noch immer müde schlurfte ich aus dem Badezimmer, die Treppen nach unten ins Wohnzimmer. Dort saß mein Helfer in der Not bereits und sah auf, als er meine Schritte hörte.

»Schlafmütze, auch schon wach?« neckte er mich leicht und grinste bis über beide Ohren.

»Naja, wenn man erst um 4 Uhr nachts einschläft... Schon etwas geplant für heute?«

Ich setzte mich zu ihm auf die Couch und schaute ihn interessiert an. Mats war der Meister der Tagesplanung. Er war tatsächlich in der Lage, sich für jeden Tag etwas vorzunehmen und das dann auch wirklich durchzuziehen. Mein Plan für heute war lediglich mir frische Unterwäsche anzuziehen.

Er nahm sich seine Tasse Kaffee und nippte kurz daran, ehe er sie wieder auf den Tisch stellte. Mit seiner Zunge fuhr er sich über die Lippen, um den Rest in seinem Mund aufzunehmen. Und aus irgendeinem unerklärlichen Grund konnte ich meine Augen nicht davon nehmen.

Kurz überlegte er, setzte ein schiefes Lächeln auf und lehnte sich zurück.

»Ich wollte heute eigentlich nur etwas spazieren gehen. Aber hast du schon nach draußen geschaut? Wenn ich raus gehe, falle ich die nächsten paar Wochen aus und liege flach.«

Sein Blick glitt zum Fenster der Terrasse. Ich folgte seinem und sah, dass es wie aus Eimern goss. Jetzt erst fiel mir auf, wie er sich in eine Kuscheldecke wühlte, um sich aufzuwärmen.

»Hast du etwas vor? Vielleicht etwas, das man nicht unbedingt im Freien machen muss?« lachte mein Freund und gab mir einen Teil seiner Decke ab.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und stöhnte leise auf.

»Ich hätte jetzt einen Termin mit Jenny und den Pressetypen. Die wollten ein Interview zur Schwangerschaft und Bilder und und und...Ich durfte mir schon eine Verwarnung von ihr abholen.«

Aus dem Augenwinkel konnte ich Mats' fassungslosen Blick sehen.

»Ist diese Frau noch zu retten?! Vögelt fremd, lässt sich schwängern und bricht dir das Herz. Und dann sollst du dich auch noch mit ihr vor eine Kamera setzen und auf perfekte Familie machen? Ich kotz im Strahl bei der Alten!«

Mats fuchtelte wild mit seinen Armen herum. Als er sah, wie sehr mich das immer noch fertig machte, rückte er näher zu mir und umarmte mich. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und konnte mich urplötzlich entspannen.

Ich schloss meine Augen und versuchte, meine Gedanken Gedanken sein zu lassen. Ich wollte wenigstens einmal zur Abwechslung, an nichts mehr denken. Ich wollte die letzten schweren Monate komplett hinter mir lassen und an meiner Zukunft arbeiten.

Ich hatte keine Lust mehr, jeden Tag mit diesem ekelhaften Gefühl aufzuwachen. Das Gefühl, das man hat, wenn man weiß, dass man ungeliebt ist. Wenn man an die wichtigen Menschen im Leben denkt und keine einzige Person im Kopf hat. Jeden Morgen stand ich mit diesem Gefühl auf, machte mich fertig, fuhr zur Arbeit, kam wieder nach Hause und schlief mit einem noch schlechteren Gefühl wieder ein.

Seit Monaten bekam ich nichts mehr runter. Oft musste mich Mats zum essen zwingen, weil ich von mir aus nichts anrühren würde.

Er ließ mich auch nicht gern allein. Aber ich musste auch mal für mich sein. Ich musste meine Gedanken sortieren und wieder auf den richtigen Weg finden..irgendwann.

Und während wir hier so saßen und ins in den Armen lagen, mein Herz schwer am pochen, verflog das widerliche Gefühl für eine kurze Zeit.

In diesem Moment wurde mir klar, dass die schlechte Zeit nicht für immer anhalten würde.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 18, 2017 ⏰

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