Kapitel 2

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~Sias Sicht~

Nachdem der unfreundliche und nicht hilfsbereite Busfahrer schließlich dazu erbarmt hatte, mir aufzuhelfen um mich aus dem Bus zu schaffen, stand ich alleine auf der Straße, die zu meinem Gymnasium führte. Ich fühlte mich noch nicht bereit, wieder dieses Gebäude zu betreten, welches so viele schlechte Erinnerung bei sich hielt. Zudem hielten mich die sich langsam in meinem Körper ausbreitenden Schmerzen davon ab, mich in das graue Gebäude zu begeben. Zu groß war die Angst davor, dass ich wieder zusammenbrechen würde. Einige Schüler liefen noch an mir vorbei und sahen mich komisch von der Seite an, bis schließlich keiner mehr kam da die ersten Minuten des Unterrichts schon begonnen haben müssten. Es kostete mich eine riesen Überwindung, dann doch einen Schritt zu wagen, welchen ich aber gleich darauf zutiefst bereute. Mein rechtes Bein durchzuckte sogleich ein stechenden Schmerz, bevor es es nachgab und ich einfach auf den Boden fiel. Was war bloß los mit mir? Sonst hatten mir ein paar Tritte und Stöße auch nicht so stark zugesetzt! Seufzend richtete ich mich auf und versuchte dabei, den immer größer werdenden Schmerz zu ignorieren. Ungewollt stahl sich erneut eine Träne aus meinem Augenwinkel, während ich da so hilflos am Boden saß. Ich wusste genau, dass es keinen Sinn hatte, wieder aufzustehen, also blieb ich sitzen. Ich wollte nicht daran denken, wie mein Körper jetzt aussah. In den Sommerferien hatte er sich so gut erholt und all die Wunden verarbeitet, aber all die Mühen waren umsonst. Schon am ersten Schultag sah ich wieder aus wie davor, wenn nicht sogar schlimmer. Ich hatte bestimmt einige blaue Flecken.
In Gedanken versunken bemerkte ich die herbeieilende Person nicht, welche mich erschrak, als sie anfing zu sprechen, "Was machst du denn hier?" Ich erschrak mich wahnsinnig und blickte erschrocken auf, antwortete aber nicht. "Geht es dir gut?", fragte der junge Mann vor mir. "Ähm jaja, alles bestens", sagte ich mehr zu mir als zu dem mir gegenüber und stand schell auf, ohne dabei großartig über mein Bein nachzudenken. Gerade als ich mich fluchtartig aus dem Staub machen wollte, gab es wieder nach und ich machte mich unter einem entsetzten Aufschrei schon auf den dritten unsanften Aufprall gefasst, als ich zwei starke Arme um meinen Bauch spürte, die mich vor dem Schlimmsten bewahrten.
Erst einige Sekunden später realisierte ich, dass mich wer vor dem Fallen bewahrt hatte. Das war sonst nie geschehen. Von zwei starken Armen gestützt drehte ich mich, sofern das auf einem Bein hüpfend möglich war, um. Nun stand ich meinem "Retter" direkt gegenüber und blickte in ein freundliches Paar braune Augen. "Und du bist sicher, dass es dir gut geht?", wurde ich gefragt. "Ähm... nein?", meinte ich unsicher und sah peinlich berührt auf den Boden. Es war so komisch, dass sich jemand nach meinem Wohlbefinden erkundigte... "Was ist eigentlich passiert?", diese Frage riss mich unsanft weg von dem leicht wohligen Gefühl, das begonnen hatte, sich in mir breit zu machen. "Nicht so wichtig", antwortete ich eher beiläufig, "aber ich muss wohl zu den Schulsanitätern gehen, hab mich verletzt". Der Junge mir gegenüber gab sich sichtlich nicht ganz mit meiner Antwort zufrieden, folgte aber meinem Wunsch und stützte mich bei dem langsamen und schmerzhaften Weg zum Sanitätszimmer. "Ich heiße übrigens Theo" stellte er sich vor, worauf ich nur mit "Sia" antwortete. Ich wollte möglichst Gesprächen mit ihm ausweichen, er würde nur Probleme bekommen, wenn herauskommen würde dass er sich mit mir abgegeben, mir sogar geholfen hatte.

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