Kapitel 3

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~Sias Sicht~

Nachdem die beiden Schulsanitäter, die gleich die erste Schicht in diesem Schuljahr hatten, mich widerwillig "verarztet" hatten, konnten Theo und ich uns auf den Weg zu unseren Klassenzimmern machen. "Ähm Sia..?", "Ja?", "Ich bin neu hier... könntest du mich zu meinem Klassenraum bringen? Ich weiß nicht wo der ist." Mit einem Lächeln im Gesicht antwortete ich: "Ja kein Problem! Weißt du welche Raumnummer du hast?", "110 glaube ich." Ich nickte und führte ihn die Treppen in den ersten Stock hoch und anschließend zu dem Raum. "Hier, da wären wir", verkündete ich und blieb stehen. Eine etwas unangenehme Stille entstand da keiner wusste was wir jetzt machen sollten. Nach einiger Zeit meinte Theo dann aber: "ich denke ich sollte langsam mal da rein gehen...", "Ja... und danke nochmal dass du mir geholfen hast vorhin...", "Das war doch selbstverständlich! Naja, dann bis später!" Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten zog er mich einfach in eine kurze, aber für mich sehr bedeutungsvolle Umarmung, bevor er lächelnd im Klassenzimmer verschwand.
Mit einem glückseligen Grinsen machte ich mich nun auch auf den Weg zu meiner Klasse. Ich wusste, dass sie mich alle wieder fertig machen würden- aber dass sollte mir jetzt egal sein, schließlich hatte ich ja jetzt einen Freund gefunden. Theo war doch jetzt ein Freund von mir? Oder nicht? Schließlich hatte er mich zum Abschied umarmt und mir geholfen... Das machen Freunde doch so, oder? Ich dachte schon. Doch leider wusste er noch nicht von meinem Glück, gemobbt zu werden. Wenn er es erfahren würde, dann wäre ich wieder alleine. Doch er hatte meinen Tag gerettet, also würde ich ihn mir jetzt nicht mehr vermiesen lassen.
Als ich dann vor dem Klassenzimmer stand, wurde mir doch etwas mulmig zumute. Die Klassen waren zum Vorjahr gleich, dass heißt dass Hunter und seine Gang da sein würden. Ich überwand mich und klopfte zaghaft an die Türe, bevor ich sie vorsichtig öffnete und hereintrat. Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet und mir wurde augenblicklich heiß. "Und du bist?", fragte eine weibliche Stimme plötzlich neben mir, was mich aufzucken ließ. Ich brauchte einen kurzen Moment, um mich zu fassen, dann antwortete ich ihr, dass mein Name Sia Gruff sei und ich in diese Klasse ginge. Die Lehrerin sah mich streng an. "Mein Name ist Mrs. Barley und ich bin die Klassen- und Englischlehrerin. Um eines klar zu stellen- ich dulde kein Zuspätkommen. Du wirst mir am ende dieses Schultages den Grund für deine Verspätung nennen. Und da ich dich in der ersten Schulwoche nicht in die Nacharbeit schicken kann, wirst du bis morgen ein englisches Gedicht auswendig lernen und vortragen!" Na wenn das mal eine schöne Strafe für mich war! Ich lächelte sie freundlich an und fragte: "Dürfte ich auch jetzt schon eines vortragen? Ich wüsste da ein ziemlich langes..." zuerst sah mich Mrs. Barley etwas verwundert an, bis sie dann siegessicher grinsend zustimmte, sich an das Pult setzte und mich erwartungsvoll ansah. Auch die 20 Augenpaare meiner Klassenkameraden waren nun auf mich gerichtet. Sie alle wussten dass mein Englisch sehr gut war und ich wusste, dass sie mich insgeheim darum beneideten.
Ich atmete einmal tief ein. Dieses Gedicht vorzutragen würde nicht einfach werden. Es war mein absolutes Lieblingsgedicht. Und das meines Vaters. Meines Verstorbenen Vaters. Er hatte es mir schon als ich ein kleines Kind war beigebracht, es verbindete uns einfach. Und so begann ich, mit einem Bild meines Vaters vor Augen, die einzelnen Wörter des Gedichtes auf meinen Lippen zergehen zu lassen...

"The Ning Nang Nong, by Spike Millegan

On the Ning Nang Nong
All the cows go Bong
And the monkeys all say Boo
There's a Nong Nang Ning
Where the trees go Ping
And the teapots
Jibber Jabber Joo

Liebe kennt keine GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt