Fragenstunde

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In diesem Moment taucht Felicity wieder neben mir auf.

„Na was habt ihr hier so spannendes zu besprechen?"

Kurz überlege ich Felicity die Wahrheit zu sagen, da ich sie aber nicht unnötig mit solchen Kleinigkeiten belasten will, antworte ich lediglich:

„Wir haben gerade überlegt, was unsere „großen" Probleme in dem Alter dieser Kids hier waren... Mike meinte eben seines Wäre die neueste Playstation gewesen. Und bei mir war es definitiv, die Frage wie ich meine Eltern davon überzeugen könnte, mich nicht mehr zum Tanzunterricht zu schicken."

Sie lacht hell auf.

„Du hattest Tanzstunden?"

Ich zucke etwas genervt mit den Achseln.

„Gehörte sich halt so für einen jungen Mann aus unseren Kreisen. Tommy und ich haben unseren Tanzlehrer in den Wahnsinn getrieben. Ich wüsste zu gerne, wie das damals bei Thea lief."

Gedankenverloren starre ich in den Wald. Normalerweise bin ich ja nicht so besonders sentimental, aber diese ganzen Teenies um mich herum machen mir immer wieder schmerzlich bewusst, wie viel ich vom Leben meiner Schwester verpasst habe, während ich auf der Insel war. Felicity bemerkt offenbar was mit mir los ist und legt mir einen Arm um die Schultern.

„Alles gut?"

Ich reiße mich zusammen und lächele sie an.

„Klar. Klar alles gut. Was ist eigentlich mit dir? Was hast du dir in diesem Alter gewünscht?"

Sie wirft mir einen kritischen Blick zu und ich ahne schon, dass mein „Alles gut" nicht überzeugend genug war. Dennoch beantwortet sie meine Frage mit einem versonnenen Lächeln.

„Ich habe mich in der Zeit wahnsinnig nach einem eigenen PC gesehnt... Es war immer ein Kampf, ob ich in ein Internetcafé gehen wollte oder das Geld für meinen PC gespart habe. Im Endeffekt hat meistens der akute Drang gewonnen und ich bin in einem Café gelandet."

Ich lächele leise. Felicity ohne Tablett kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, aber das muss ich ihr natürlich nicht auf die Nase binden. Schweigend laufen weiter. Einige Minuten später stellt Mike mit einem Seufzen fest:

„Wir sollten uns vielleicht etwas mehr um die Gruppe verteilen und nicht alle auf einem Haufen kleben..."

Ich nicke ihm kurz zu und trenne mich von den anderen Beiden um mich auf die Rechteflanke der Gruppe zu begeben, während Felicity die Linke übernimmt. Da ich jetzt wieder alleine bin, kann ich mich wieder meinen Beobachtungen widmen. Außer dem Mädchen mit den Glitzerchucks und der kleinen Blonden, die mich vorhin nach dem Trick mit der Sonne gefragt hat, fallen mir noch ein sehr dünner Junge mit einer Brille und ein deutlich Kräftigerer Junge mit schwarz-rot gefärbten Haaren auf. Ersterer weil er so vollkommen fehl am Platze wirkt, wie Felicitys Tablett auf Lian-Yu und letzterer, weil er sich benimmt als gehöre ihm die Welt. Er ist offenbar der Typische, zukünftige Star Quarter Back. Strahlendes 1000 Megawatt Lächeln im Gesicht die neuesten Nikes an den Füßen. Bis auf die Tatsache, dass er deutlich sportlicher ist, als ich es in dem Alter war, könnte er eine 14 Jährige Version meiner selbst sein. Und genau so wie ich damals hat er einen wahren Rattenschwanz an Mädchen an seinen Hacken hängen. Durch die begrenzte Gruppengröße sind es zwar nur drei, aber man merkt doch, dass er Publikum gewöhnt ist. Die einzigen Mädchen, die ihm nicht an den Lippen kleben sind Jess und das blonde Mädchen, das ich für mich mittlerweile auf den Namen Waldmädchen getauft habe. Letztere deutet gerade begeistert auf irgendwelche Pflanzen und redet auf einen nicht auffällig großen und kräftigen Jungen neben sich ein, erstere hat endlich aufgehört Felicity mit Blicken zu erdolchen und versucht stattdessen mich mit selbigen auszuziehen. Na prima...

Into the WoodsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt