Kapitel 2-Jeden Abend quält mich der selbe Traum

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Jeden Abend quält mich der selbe Traum. Nacht für Nacht taucht dieser bestimmte Alptraum vor meinem inneren Auge auf. Wie kann es auch anders sein?

Mein Zwillingsbruder wurde vor meinen Augen von der Polizei verhaftet. Vollkommen unangekündigt!

Die Frage, warum sie dies getan haben, stelle ich mir jede Minute und habe bis heute noch keine Antwort darauf.

3 volle Monate nach diesem schrecklichen Ereignis.

Von dieser Zeit an bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Wie soll ich auch vernünftig damit umgehen? Noel war bislang meine bessere Hälfte. Und jetzt ist er einfach nicht mehr da!

Ich kann nicht mehr neben ihm aufwachen und auch nicht neben ihm einschlafen. Vorm Einschlafen habe ich keinen, der mir über die Haare streicht und mir irgendwas Beruhigendes zuflüstert. Wenn ich mal wieder meine Phase habe, wäscht mir keiner mehr den Kopf.

All das ist mir in den letzten drei Monaten klar geworden. Wie soll das denn werden, wenn er noch weitere Monate in dieser Zelle vergammeln muss?! Das halte ich doch nicht aus. Wir beide nicht...

Bislang habe ich es auch noch nicht übers Herz gebracht, ihn zu besuchen. Das muss ich auch gar nicht um zu wissen, wie schlecht und depressiv er aussieht. Wozu sind wir auch Zwillinge?

Nachdem die Hohlköpfe ihn raus geschleppt haben, bin ich erstmal vollkommen zusammengebrochen. Ich wollte es einfach nicht begreifen. Doch nach mehreren Stunden habe ich zum Telefon gegriffen und habe einen Anwalt kontaktiert. Das war das Mindeste was ich zu diesem Zeitpunkt tun konnte.

Stumm beobachte ich mein schwarzes Handy, das seit einigen Minuten klingelt. Ich will aber nicht annehmen. Will diese ganzen Fragen nicht beantworten. Schon gar nicht von Dave. Er merkt doch sofort, dass es mir nicht scheiße geht! Ich will aber nicht von ihm aufgemuntert werden, sondern von Noel. Er ist der Einzige den ich bei mir haben will. Einzig allein von dem Braunhaarigen.

Aus diesem Grund habe ich auch kaum meine Wohnung verlassen. Nur, wenn ich nichts mehr im Kühlschrank hatte. Was bringt es mir auch, da raus in diese Hölle zu gehen? Wollen doch eh nur alle was Schlimmes.

Zum Glück haben Noel und ich uns eine eigene Wohnung gesucht. Auf Dauer konnten wir ja nicht bei Dave wohnen. Und jetzt, da er bald Paul heiraten wird, war das eine gute Entscheidung. Vor allem hatten wir beide mal endlich unsere Privatsphäre, die keiner stören konnte.

"Ach, verpisst euch doch!" Wütend nehme ich das störende Ding vom Wohnzimmertisch und schmetter es auf den flauschigen Teppich. Nur leider verstummt das Klingeln nicht. Ich hätte es vielleicht doch an die Wand schmeißen sollen.

Doch ich versuche mich zu beruhigen und einfach den Anruf zu ignorieren. Was bleibt mir auch anderes übrig?

Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und umschlinge sie mit meinen Armen. Noel soll einfach wiederkommen. Ohne ihn will ich nicht. Dieser scheiß Anwalt soll endlich dafür sorgen, dass mein Bruder hier wieder auftaucht und keine Anklage am Hals hat! Er ist teuer genug, da kann man so was doch wohl erwarten, oder?

Wer kann diesem süßen Kerl bloß zutrauen, jemanden umgebracht zu haben?! Derjenige, der Noel das anhängen will, sollte sich lieber nicht zu erkennen geben. Sonst nehme ich den Platz meines Bruders ein.

Don't call me SweetyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt