Müde blinzelte ich auf das Wasser. Meine Eltern hatten mit mir unbedingt einen Spaziergang am Rhein machen wollen. Sie waren gestern angekommen und ganz begeistert von dieser „Großstadt". Den Vormittag hatte ich ihnen vorspielen müssen in der Uni zu sein, also war ich einfach in die Bibliothek gefahren und hatte ein wenig mit alten Kommilitonen geredet. Es war ja nicht so, dass mich das Fach nicht interessierte, im Gegenteil ich hatte mir nie vorstellen können etwas anderes zu studieren, aber irgendwie hatte mich die Situation dann doch einfach überfordert: Eine neue Stadt ohne irgendwelche Freunde und dann auch noch diese allgemeine Verwirrung, die mich verwirrender Weise in letzter Zeit oft verwirrte und irgendwas mit Tim zu tun haben schien. Wahrscheinlich weil ich einfach nicht wusste wie er aussah und wir trotzdem einfach beste Freunde waren. Tja auf jeden Fall hatte ich es dann einfach nicht übers Herz bringen können meinen Eltern zu sagen, dass ich das Studium abgebrochen hatte. Das war jetzt fünf Monate her und ich hatte seit dem nur kleinere Jobs gehabt. Meine Miete bezahlten meine Eltern zum Glück noch.
„Wir wollen dann jetzt noch was essen gehen. Kommst du?", riss mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken. „Mensch da hast du ja wirklich Glück, dass du in so einer schönen Stadt einen Studienplatz bekommen hast.", fügte sie hinzu. „Ja, total.", murmelte ich, aber sie hörte mir schon gar nicht mehr zu.
Am nächsten Morgen wurde ich durch ein lautes Piepen geweckt. Verwirrt machte ich die Augen auf und schaltete den Wecker aus. 8:15 Uhr. Warum hatte ich meine Eltern erzählen müssen, dass ich heute um 9:00 Uhr eine Vorlesung hätte? Müde setzte ich mich auf. Plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf: Ich, Hand in Hand mit irgendeinem Typen im Basketballshirt. Was hatte ich denn da heute Nacht wieder für eine Scheiße geträumt. Ich stand auf und stellte mich vor meinen Spiegel. Warum zur Hölle träumte ich, dass ich mit einem TYP Händchen hielt? Und warum hatte sich das im Traum auch noch gut angefühlt? Und wer war dieser Typ überhaupt? Ich starrte mich selbst im Spiegel an. Meine grünen Augen und mein blondes, verstrubbeltes Haar. Irgendwie hatte ich in letzter Zeit das Gefühl mich von mir selbst zu entfremden. Ich hatte keine Ahnung was mit mir los war und das war ein ziemliches Scheißgefühl.
Ich zog mich an und aß ein paar Cornflakes bevor ich mir mein Handy schnappte und die Tür hinter mir zuzog. Ich hatte schon seit ein paar Tagen nichts mehr von Tim gehört, da er Probleme mit seinem PC hatte und ich wollte ihm noch schreiben. Auch wenn es erst drei Tage her war, dass wir uns gesprochen hatten, vermisste ich seine Stimme irgendwie. Unten auf der Straße angekommen überlegte ich wo ich hingehen sollte. Ich hatte meinen Eltern gesagt, dass ich bis 14:00 in der Uni sei, also musste ich mich fünf Stunden beschäftigen. Zu Hause wollte ich aber auch nicht sitzen, weil mir das aus irgendeinem Grund wie eine noch größere Lüge vorkam. Also beschloss ich mit der Bahn ein wenig außerhalb der Stadt zu fahren. Ich wollte einfachmal in Ruhe den Kopf frei bekommen und überlegen wie es jetzt weiterging.
Während die S-Bahn über die Schiene ratterte, zog ich mein Handy hervor. „Ey du Lappen, wie geht's deinem PC?", schrieb ich Tim. Ich schaute auf die „zuletzt online" Anzeige: gestern 23:43. Na toll er war natürlich noch nicht wach. Ich blickte aus dem Fenster. Die letzten Häuser der Stadt zogen an mir vorbei. Danach kamen nur noch Bäume und Feder. Endstation. Endlich konnte ich aussteigen. Ich ging den schmalen Bahnsteig entlang und gelangte schließlich zum Waldrand. So kitschig das klang, aber irgendwie hatte mich der Wald schon immer beruhigt. Ich hatte schon kurz nachdem ich hergezogen war mit diesem Wald einen Platz gefunden, an dem ich mich einfach immer zurückziehen konnte, wenn mir das Großstadtleben mal wieder zu stressig wurde. Langsam ging ich den schmalen Weg zwischen den Bäumen entlang und blickte nach oben. Bäume waren doch irgendwo schon was Cooles. Standen den ganzen Tag hier rum, rauschten vor sich hin und mussten sich nicht mit irgendwelchen Problemen rumschlagen. Ich musste grinsen und merkte wie immer wenn ich hier war, dass das Päckchen mit meinen Sorgen ein wenig leichter wurde.
Ich zog mein Handy aus der Tasche. Immer noch keine Antwort von Tim. Mittlerweile war es 10:23 Uhr. Was hatte der Junge nur gestern wieder gemacht? Vielleicht hatte er ein Date gehabt oder so. Irgendwie versetzte mir diese Vorstellung einen kleinen Stich. Andererseits konnte ich mir Tim auch nicht auf einem Date vorstellen. Aber wie soll man sich auch jemanden gut vorstellen können den man noch nie gesehen hatte? Obwohl, ich hatte mir ja schon ein ziemlich genaues Bild von ihm ausgemalt: Braune Augen, strubbliges braunes Haar, etwas größer und muskulöser als ich. Eigentlich hatte ich ja schon Lust ihn einfach mal besuchen zu fahren.
Ich war jetzt schon ziemlich lange unterwegs und setzte mich auf eine Bank. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich war froh, dass ich noch keiner Menschenseele begegnet war. Langsam schlich sich die Müdigkeit des frühen Aufstehens zurück.Wie Tim wohl reagieren würde wenn ich jetzt einfach vor seiner Haustür stand.Mir fielen die Augen zu. Warum dachte ich überhaupt so viel über ihn nach? Der Kopf fiel mir auf die Brust.
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Buchstabensuppe (Stexpert)
أدب الهواةStegis Leben geht den Bach runter. Er muss eine Entscheidung treffen, aber was wird Tim dazu sagen? Es handelt sich in dieser FF um die Figuren Tim und Stegi so wie ich sie interpretiert habe. Das sage ich nur, weil ich den echten Tim und Stegi geg...