8. Kapitel

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Ich blinzelte. Es war hell. Viel zu hell. Ich stöhnte. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich lag in einem weißen Bett. Neben mir stand ein großer Monitor und zeigte Werte und Kurven an. Ich war verwirrt. Warum zur Hölle war ich im Krankenhaus und wie war ich überhaupt hier her gekommen? Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür und ein junger Arzt trat ein.

„Ok Sie sind wieder bei uns, das ist gut.", sagte er lächelnd und stütze sich auf mein Bettende. „Ich könnte mir vorstellen, dass Sie einige Fragen auf dem Herzen haben.", fügte er hinzu. „Ähm, ja die habe ich wohl.", entgegnete ich. „Warum bin ich überhaupt hier?" „Nun ja ich würde sagen um diese Frage zu beantworten, werfen Sie einfach mal einen Blick in den Spiegel.", meinte der Arzt weiter lächelnd. Er wollte mir aufhelfen aber als ich versuchte meinen Oberkörper anzuheben schoss mir ein höllischer Schmerz durch den Kopf. „Ahh.", schrie ich auf. „Ja ich werde der Schwester sagen, sie soll ihnen noch ein paar Schmerztabletten mitgeben.", sagte der Arzt und packte mich ungerührt unter den Schultern um mir zu Spiegel zu helfen. Als mein Blick auf mein Spiegelbild fiel musste ich grinsen, ich konnte einfach nicht anders. Ich sah aus wie einer der drei heiligen Könige aus dem Morgenland: Um meinen Kopf war ein riesiger Verband gewickelt der wie ein Turban aussah und der Krankenhauskittel schlabberte mir um die Knie. „Sie haben sich eine ziemlich heftige Platzwunde am Kopf zugezogen und waren die ganze Zeit bewusstlos, als die Kollegen vom Rettungsdienst Sie gebracht haben. Wir haben Sie mit vier Stichen geklammert. Sie haben durch den Aufprall eine Gehirnerschütterung, also müssen sie sich in nächster Zeit schonen. Es spricht aber nichts dagegen, dass sie wieder nach Hause dürfen." Jetzt wurde mir so einiges klar: Das musste passiert sein als ich gegen diesen Balken im Treppenhaus des Aussichtsturms gelaufen war. „Aber wie kann es sein, dass ich das gar nicht bemerkt habe?", fragte ich und wandte mich dem Arzt zu. „Das passiert häufiger: Durch Stresshormone wird das körpereigenen schmerzhemmende System aktiviert. Das wirkt dann genau wie eine Schmerztablette und Sie können von ihrer Verletzung erst mal nichts mitbekommen. Eine einfache Schutzreaktion des Körpers bei starken Verletzungen." „Verrückt was es alles gibt.", dachte ich mir. Nachdenklich ließ ich mich auf mein Bett sinken. „Alles klar, eine Schwester bringt ihnen dann noch alles was bei ihrer Einlieferung dabei hatten und die versprochenen Schmerzmittel.", wandte sich der Arzt zum gehen. „Eine Frage hätte ich noch.", fiel mir ein. „Wie hat mich der Rettungsdienst überhaupt gefunden?" „Na ihr Freund hat uns angerufen.", sagte der Arzt lächelnd. „Er sitzt schon die ganze Nacht vor der Tür." Mit diesen Worten ging er aus der Tür. Freund? Das konnte doch eigentlich nur Tim gewesen sein, in Köln kannte doch sonst niemand mein Gesicht. Aber hätte Tim nicht total sauer sein müssen, nachdem ich ihn so angeschrien hatte? Und wie hatte er ihn überhaupt gefunden? Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf, als die Tür sich erneut öffnete. Eine Schwester trat ein. „So hier sind einmal Ihre Klamotten und die Schmerztabletten. Bitte nicht mehr als fünf Tabletten in 24 Stunden nehmen." Mit diesen Worten stellte sie alles neben mich aufs Bett. „Da haben Sie aber Glück, dass sie so einen netten Freund haben der die ganze Nacht vor ihrer Tür sitzt.", sagte sie noch bevor auch sie die Tür hinter sich schloss. „Ja das habe ich wohl... Einen netten Freund.", murmelte ich, auch wenn ich mir insgeheim nur wünschte, er hätte die ganze Nacht an meinem Bett gesessen und meine Hand gehalten. Ich schüttete diesen Gedanken ab: Ich sollte echt mal lieber wieder zusehen wie ich das mit unserer Freundschaft wieder in den Griff bekam, anstatt irgendwelchen romantischen Fantasien hinter her zu trauern. Ich zog mir meine Klamotten an, schnappte mir die Tabletten und ging mit großen Schritten auf die Tür zu, entschlossen Tims und meine Freundschaft zu retten. Ich machte die Tür auf und...Plopp: Alle noch so guten Vorsätzte hatten sich in Luft aufgelöst.

Buchstabensuppe (Stexpert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt