Kapitel 9

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„So was musst du jetzt machen?"

„Keine Ahnung. Das ist nur eine Ansammlung von wirr aneinander gereihten Zahlen und Buchstaben!" Genervt ließ Alisha ihren Stift auf das halb beschriebene Blatt auf dem Tisch fallen.

„Diese Ansammlung von Zahlen und Buchstaben nennt sich auch Ableitung. Ach komm schon, ich hab doch auch keine Lust in den Sommerferien mit dir Mathe zu lernen, aber schließlich warst du das ganze letzte Jahr in Amerika. Wenn du die Klasse nicht wiederholen willst, musst du das jetzt wirklich nachholen."

Sie pustete ihre Wangen auf und ließ beabsichtigt laut und dramatisch die Luft wieder entweichen.

„Mathe ist ein Arschloch.",meckerte sie mit finsterem Blick dem Mathebuch zugewandt. Wenn Blicke töten könnten, wäre es wahrscheinlich in Flammen aufgegangen.

„Lass uns ein andermal weiter machen. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Fühl mich immer noch leicht beki..." Schnell legte ich ihr eine Hand auf den Mund, weil ich Schritte von oben die Treppe hinunter laufen hörte.

„Na, was macht ihr beiden da?" Levins Mutter Tea trat vor den Esstisch an dem wir saßen.

„Mathe lernen" und „Nichts." , sagten wir beide gleichzeitig. Ein bisschen irritiert blickte sie uns an. Sie nickte einfach nur und lief dann Richtung Haustür nach draußen.

„Ach.", sie drehte sich noch ein mal um, „Habt ihr Lust mit Lilly und mir einen kleinen Spaziergang zu machen?" Bevor ich protestieren konnte, war Alisha auch schon aufgesprungen.

„Ja! Eine wunderbare Idee. Ich nehme meine Kamera mit. Dann können wir gleich noch Fotos machen."

„Prima. Wir treffen uns dann gleich draußen.", antwortete Tea lächelnd „Hast du Levin irgendwo gesehen?"

„Ich glaube der spielt draußen mit Finn Baseball..." Wieder nickte sie nur und ging dann nach draußen. Mit einem finsteren Blick probierte ich Alisha ein schlechtes Gewissen zu zuschieben. Vergeblich.

„Mathe kann warten." Mit dem Zeigefinger stupste sie mir auf die Nase. „Ich geh nur noch kurz für kleine Prinzessinnen. Mit diesen Worten verschwand sie in dem kleinen Bad unten.

„Ich zieh mir noch schnell ein anderes Oberteil an... Falls es dich interessiert!", doch die Tür war schon hinter ihr zu geschlagen. Mit schüttelndem Kopf stieg ich die Treppe hoch, lief in unser Zimmer und griff nach einem etwas unauffälligerem Top um auf den Bildern nicht komplett aus der Masse zu stechen. Als ich durch die geöffnete Zimmertür sah, dass das Gästebad gerade ebenfalls belegt war, entschied ich mich dafür mich schnell im Zimmer umzuziehen. Ich schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Noch ein mal würde mich Levin bestimmt nicht halbnackt sehen ... oder irgendwer anders. Ich zog mir das Top über den Kopf und wühlte nach einem anderen in meinem Koffer. Plötzlich klopfte es an der Tür. Mein Herz fing an zu rasen, als ich mich selbst daran erinnerte, dass abgeschlossen war.

„Mila? Bist du da drin?"

„Ja.", antwortete ich obwohl es sich eher wie ein Frage anhörte.

„Kannst du mir gleich meine Sonnenbrille mit bringen? Alisha hat die sich gestern ausgeliehen und mir vergessen wieder zurück zu geben." Endlich erkannte ich Kathis Stimme und beruhigte mich wieder:

„Klar." ,rief ich durch die Tür und setzte meine Suche fort. Ich entschied mich doch für ein trägerloses Kleid für das ich jedoch ein Bandeau anziehen müsste. Weil ich mich nicht ganz wohl dabei fühlte mich im Zimmer umzuziehen beeilte ich mich und öffnete meinen BH.

„Ich persönlich finde das rote Kleid ja viel schöner." Erschrocken fuhr ich mit meinen Armen umher. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ein Schauer durchfuhr meinen Körper.

Zugedeckt und grinsend sah ich Levin auf der Matratze unter dem Stockbett liegen.

„Wie lange liegst du schon da?",schrie ich aufgebracht.

„Ich würde mal sagen: Die ganze Zeit. Schöner BH übrigens." Reflexartig hielt ich mir das Kleid vor die Brust. Ich überlegte einfach aus dem Zimmer zu gehen, doch ich konnte auch schlecht halbnackt durchs Haus laufen.

„Warum hast du nichts gesagt? Und erzähl mir jetzt nichts von wegen, du bist gerade erst aufgewacht. Spar dir die Ausreden"

„Weil ich ein Junge bin." Er sagte es mit dieser Art trockenem Scharm, der meine Haut kribbeln ließ.

„Könntest du mir dann wenigstens den Gefallen tun und weg sehen, wenn du schon in diesem Raum sein musst?"

„Ich muss nicht hier sein. Ich will hier sein." Genervt keuchte ich und starrte ihn böse an.

„Jaja ist ja ok. Ich halt mir die Augen zu.

„Danke.",brummte ich. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm, nur um sicher zu gehen.

„Nicht schmummeln.", befahl ich ihm.

„Jaja.", beruhigte er mich und so zog ich mich so schnell wie noch nie in meinem Leben um.

Von wegen Baseball spielen mit Finn. Anscheinend hatte er nichts besseres zu tun als sich in seinem Bett zu verstecken um mir nachzustellen!

„Ohne Kleid gefielst du mir besser."

Wir liefen anfangs den selben Weg wie gestern Abend hinauf bis zu einer weiten Rasenfläche hinter der mächtige Berge in den Himmel ragten. Arm in Arm standen die beiden Schwestern und ihre insgesamt vier Kinder plus Dieter vor dem majestätischen Hintergrund während ich ein Foto nach dem anderen machte.

„Levin geh noch einen Schritt dichter an deine Mutter." , korrigierte ich die Aufstellung und machte weitere Tausend Bilder. Hochkant, senkrecht, mittig platziert, heran gezoomt ...

„Ok, meine Lachmuskeln sind überspannt." Alisha löste sich als erste aus ihrer Starre und machte lustige Grimassen mit denen sie probierte ihren Kiefer zu entspannen.

„Moment! Jetzt noch ein Bild von euch vier Kindern." Kathi nahm mir die Kamera aus der Hand.

„Ich bin doch kein Kind mehr!", protestierte Levin.

„Bist du 18? Nein? Dann meckere nicht herum und stell dich zu den anderen. Er nuschelte noch etwas von wegen 17 und bald ausziehen. Dann gab er seinen Widerstand auf. Gehorsam stellte ich mich an den Rand neben Finn, Alisha und Levin.

„Geht mal ein Stück enger zusammen." Nun war sie es die Befehle gab. Ich spürte wie sich Levins Hand um meine Taille legte. Diese Berührung erinnerte mich stark an gestern Abend, als wir gemeinsam durch den Wald getanzt waren. Ich spürte einen kleinen Anfall von Adrenalin durch meinen Körper schießen.

„Und lächeln." Wir alle grinsten brav in die Kamera. Überrascht quiekte ich auf als Levins Hand plötzlich genau auf meinem Hintern lag.


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