„Du bist noch dran. Erzähl mir was über dich."
Wir hatten uns beide jeweils ein Handtuch geschnappt mit dem wir uns so gut es ging abtrockneten. „Etwas über mich erzählen... sprechen wir hier von der jugendfreien oder der perversen Charakterbeschreibung?" Verächtlich zog ich eine Augenbraue hoch.
„Ich seh schon: Eindeutig die perverse." Grinsend schüttelte ich den Kopf. Er setzte sich auf die Kante des Stegs, so das seine Beine nur knapp über der Wasseroberfläche baumelten und schaute aufs Wasser. Ohne weiter nach zu denken setzte ich mich neben ihn auf mein Handtuch.
„Wo fängt man bei einem so aufregenden Leben wie ich es führe nur an?" Der Sarkasmus war klar in seiner Stimme zu hören. Mit dem Handtuch in der Hand rubbelte er sich die Haare trocken.
„Zuerst ein mal nennen mich Leute, die mich kennen, Levi nicht Levin. Wer braucht schon das komische N am Ende. Ich sag nur überflüssig.", während er überflüssig sagte wurde seine Stimme ungefähr drei Oktaven höher.
„Ich lebe jetzt genau seit 17 Jahren, also wenn du es noch nicht mit bekommen hast: seid meinem ganzen Leben, in einem Kaff in Süddeutschland. Und wenn ich Kaff sage meine ich Kaff. Nicht nur das es dort nichts gibt, nein auch die Leute sind bis aufs oberste verklemmt. Schon so lange ich denken kann, habe ich das Gefühl da nicht rein zu passen, mit meiner, naja nennen wir es mal auffallenden Art, und das verstärkt sich Tag für Tag." Ich schnaufte ein mal. Mit einem verwirrten Blick schaute er mich an.
„Ich hab nur gerade daran gedacht wie unterschiedlich wir sind. Du fühlst dich fehl am Platz in dem Kaff in dem du lebst, fühlst dich anders als die anderen. Ich für meinen Teil fühle mich in einer riesigen Stadt wie Berlin unbedeutend, gleich wie alle anderen. Klar, Berlin ist super, aber auf der anderen Seite habe ich das Gefühl in der lebenslustigen Masse mit meiner eher ruhigen Person unterzugehen. Wir hätten wohl früher unsere Heimatsorte tauschen sollen..."
„Das hätten wir vielleicht...", lachte er. Er legt sein Handtuch beiseite und fuhr fort.
„Zu Hause war ich schon immer nur das zweitklassige Kind nach meiner Ach-so-perfekten-Schwester. Wie du wahrscheinlich mittlerweile mitbekommen hast, so wie alle es groß und breit mitkriegen, studiert sie gerade Medizin, weil sie ja so ein Genie ist. Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht neidisch auf sie unter dem Leistungsdruck der ganzen Familie aufzuwachsen, doch diese Vergleiche mit ihr bringen mich zur Weißglut. Mit meiner, wie erwähnten, auffallenden Art war ich schon immer das kleine Sorgenkind der Familie, doch über ihre Sorgen kann ich nur lachen. Sie wissen gar nichts über mich, keiner von ihnen. Besonders nicht mein Vater, der immer meint zu wissen was das beste für mich ist. Wenn der wüsste wer ich wirklich bin, würde der mich wahrscheinlich ins Kloster stecken." Er ließ einen Kieselstein übers Wasser hüpfen.
„Ach, und ich spiele Gitarre. Um noch was positives über mich zu erzählen." Er warf einen weiteren Stein, der platschend übers Wasser sprang und schließlich unterging.
„Du scheinst dich nicht wirklich gut mit deiner Familie zu verstehen."
„Ach was, es geht schlimmer. Wir passen nur nun mal nicht zusammen, aber das ist schon ok. Viel mehr frage ich mich ob überhaupt jemand langfristig mit mir klar kommt wegen..."
„Wegen deiner auffallenden Art?", beendete ich seinen Satz.
„Genau", antwortete er lachend.
„Ich mag deine auffallende Art. Ob ich's länger mit dir aushalte wird sich dann wohl in den nächsten Tagen herausstellen. " Diesmal schnaufte er ein mal. Ich musterte ihn von oben nach unten während er den nächsten Stein warf. Mein Blick blieb auf seiner Brust hängen.
„Erzähl mir die Geschichte hinter dem Tattoo." Der nächste Stein ging im See unter.
„Wie kommst du darauf, dass es eine Geschichte erzählt?" Ich legte den Kopf schief.
„Ich schätze dich nicht so dumm ein, dass du dir mit 17 gegen den Willen deiner über fürsorglichen Mutter einen Wolf auf die Brust stechen lässt, nur weil es gerade Mode ist."
„Du hast Recht." Er hob mit ernstem Gesicht den Zeigefinger. „Ich bin sogar noch dümmer. Ich hab es wegen einer ... naja wollen wir es mal nicht Sekte nennen, aber...doch es war eine Sekte."
Mit offenen Mund starrte ich ihn an.
„Ist das dein ernst?"
„Leider ja.", seufzte er. Mit der Hand gestikulierte ich ihm, dass er mehr erzählen solle.
„Naja, also ich war halt in dieser ''Gang''. Wir hatten keine wirkliche Aufgabe als einfach nur strikt gegen alle anderen Gangs zu sein. Jeder in der Gruppe hatte einen Spitznamen, für meinen Teil war ich der Wolf. So kam es, dass ich mir dieses Tattoo hab stechen lassen, bevor ich dann einen Monat später, wegen so einigen Sektenverdächtigen Dingen, unsampft ausgestiegen bin... mit unsampft meine ich die Jungs haben mich halb totgeschlagen, doch ich hab es überlebt und hab jetzt mit 17 bereits eine Jugendsünde. Ich glaube das ist ein neuer Rekord." Puh. Ich atmete dramatisch die Luft ein. Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Ich drehte mich mehr zu ihm und setzte mich in Schneidersitz. Auch wenn das Tattoo eine dämliche Geschichte erzählte, sah es trotzdem echt cool aus.
„Und warum gerade der Spitzname Wolf?"
„Ein Wolf ist stark, lässt sich nicht unterkriegen. Er hat ein treues Gesicht, greift dich aber aus dem Hinterhalt an. Ihm entgeht nichts und er würde sein Rudel aufs Leben beschützen. So wurde ich wohl in der Gruppe war genommen." Wie fern gesteuert hob ich meine Hand und fuhr die Spuren des Tattoos nach. Ich spürte wie sich seine Brust unter meiner Berührung anspannte. Überrascht folgte er dem Weg meiner Hand.
„Levin der Wolf.", flüsterte ich.
„Levi, ohne N. Du gehörst jetzt zu den Menschen die mich kennen.", berichtigte er mich mit zarter Stimme. Sein Blick traf den meinen.
„Levi der Wolf.", hauchte ich mit einem Lächeln. Mein Bewegung hielt inne, doch meine Hand ruhte weiter hin auf dem Tattoo. Seine Hand griff nach meinem Gesicht um mir eine Haarsträhne behutsam hinters Ohr zu schieben. Ein Kribbeln breitete sich an der Stelle aus, an der seine Finger mich berührt hatten. Ich spürte seinen Atem unmittelbar vor mir. Mein Herz schlug unfassbar schnell bis zum Hals. Ein Achterbahn gleiches Gefühl machte sich in meinem Kopf breit. Es war totenstill um uns geworden. Der Moment schien wie in Zeitlupe abzulaufen, als unsere Gesichter dichter auf einander zu gingen. Meine freie Hand legte sich ferngesteuert in seinen Nacken, kletterte dann nach oben und vergruben sich in seinen feuchten Haaren. Unsere Gesichter waren nur Millimeter von einander getrennt. Mit einer bestimmten Bewegung, als könne er nicht länger warten, griff er mit beiden Händen mein Gesicht. Langsam legten sich unsere Lippen auf einander. Mein Verstand schaltete sich ab. Da waren nur noch Gefühle. Ein Haufen Gefühle. Der Kuss wurde intensiver. Unsere Lippen pressten sich aufeinander, während ich den Atem anhielt. Ich schloss die Augen. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Kuss drängender. Seine Hände streichelte unaufhörlich mein Gesicht. Meine Hand auf seiner Brust erkundete seinen Oberkörper, was ihm eine Gänsehaut bereitete. Er drückte sich dichter an mich, so dass unsere Körper förmlich aneinander klebten. Schwer holte ich Luft. Ich wollte nicht, dass der Moment endete. Ein undefinierbares Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. So unbekannt und wunderschön. Eine Hand löste sich von meinem Gesicht, glitt über meinen Rücken bis hin zu meinem BH-Verschluss.
Wie gefällt euch der Verlauf bis jetzt?
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My best friends cousin
Romance„Ich hab dich nicht angestarrt !", stotterte ich. „Und ich sehe nicht umwerfend aus. Was sollen diese Lügen?" Milas Urlaub in Slowenien, bei den Großeltern ihrer besten Freudin Alisha, gestaltet sich ein bisschen anders als gedacht. Statt einer ents...