Kapitel 14

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„Ich bin einfach noch so unglaublich müde.",  gähnte ich. Während wir im Pyjama nach unten ins Esszimmer liefen, rieb ich mir den Schlaf aus den Augen. Es war bereits 12 Uhr, sprich andere Menschen aßen jetzt schon zu Mittag, doch Alisha und ich waren gerade erst aufgestanden.

„Ich bin ja gestern gleich eingeschlafen wie so ein Murmeltier. Warst du noch lange wach?" Sie setzte sich an den Tisch.

„Nein, nein.", antworte ich schnell. Wenn du wüsstest! Für mich stand von Anfang an fest, dass ich ihr nichts von dem gestrigen Abend erzählen würde. Natürlich war sie meine beste Freundin und ich wusste dass ich ihr vertrauen könnte, doch es war immer noch ihr Cousin mit dem ich gestern alleine und heimlich an den See gefahren war. Naja und noch mehr ... Nachdem Tea auf der Bildfläche aufgetaucht war, ist die Stimmung erst mal ein wenig hin gewesen. Weil sie aber die anderen natürlich nicht wecken wollte, hatte sie Levi nur gesagt, dass es morgen ein ernstes Gespräch zu führen gäbe. Mich hatte sie nur mit einem undefinierbaren Blick gemustert, hatte jedoch nicht ein Wort an mich verloren. Man sah ihr jedoch genau an, dass sie nicht begeistert war, dass Levi und ich in einem Zimmer schlafen würden. Sie hatte wohl angenommen, dass egal was wir da draußen gemacht hatten, was in ihrer Vorstellung wohl etwa einem Porno gleich kam,wir es im Zimmer fortsetzen würden. Es hätte mich nicht gewundert wenn sie Levi am nächsten Abend angeleint neben sich im Bett schlafen lassen hätte. Zu ihrem Glück lagen ja noch Alisha und Finn im selben Raum, so dass wir eh leise sein mussten. Im Gegensatz zu mir hatte Levi die Begegnung mit seiner Mutter eher auf die leichte Schulter genommen. „Jetzt ist der Ach-so-heilige-Sohn wohl ganz Geschichte.", flüsterte er mir ins Ohr als wir in unserer Zimmer gingen. Ohne noch große Worte zu wechseln, nur noch ein paar Blicke, legte sich jeder in sein Bett. Er schien relativ schnell eingedöst zu sein, ganz zu schweigen von mir. Ich lag noch den ganzen Abend einfach da, dachte an den Tag und musste lächeln. Mein Kopf konnte einfach noch gar nicht realisieren, dass ich Levi wirklich geküsst hatte. War ich jetzt verliebt in ihn? Also so richtig? Wie würde es mit uns weiter gehen? Und was war es eigentlich? Tausend Löcher durchbohrten meinen Kopf.

„Guten Morgen." Ich wurde zurück in die Gegenwart gerissen. Mit einem freudigen Gesicht lief Tea an unserem Tisch vorbei. Möglicherweise bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mich vom Hals abwärts finster musterte. Das hatte ich mir aber schön verscherzt.

„Ist das nicht Levis Shirt?" Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen von Alishas Frage. Geschockt wurde mir bewusst, dass ich noch immer das Shirt von gestern anhatte. Deshalb hatte mir Tea auch diesen Blick zugeworfen.

„Äh...", stotterte ich und schaute an mir herunter. „Da muss ich wohl gestern Abend im Dunkeln das falsche Shirt gegriffen haben. Peinlich." Ich lachte, vielleicht ein bisschen zu übertrieben, doch ihr schien nichts aufzufallen.

„Vorsicht, am Ende denkt er noch du willst was von ihm." Sie stupste mich an.

„Als wenn.", spottete ich. Mir wurde ein wenig schummerig.

Dann fingen wir auch schon an zu frühstücken und plauderten ein wenig über dies und das. Schnell verflog das Gefühl der Peinlichkeit wieder. Wir lachten einfach unbeschwert über die dümmsten Dinge, was wir gefühlt schon ewig nicht mehr gemacht hatten.

„Guten Morgen oder sollte ich lieber sagen guten Mittag." Mit Finn im Schlepptau tauchte Levin im Raum auf. Finn hielt in der einen Hand einen Baseball und in der anderen den passenden Schläger. Außerdem klebte ihm ein wenig Dreck an den Knien.Insgesamt sah er ein wenig verstrubbelt aus. Levi hingegen sah umwerfend aus. Wie immer... Schnell zügelte ich meine Gedanken. Dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

„Ich geh noch schnell meinen Baseballhandschuh holen." Mit diesen Worten rannte Finn enthusiastisch die Treppe nach oben.

„Wir wollen heute die Nacht durchmachen, deshalb wollten wir nachher noch in den Supermarkt um uns mit Chips und so einzudecken. Ihr macht doch mit, oder?" Begeistert nickte Alisha für mich mit. „Will jemand noch irgendwas bestimmtes?"

Wir guckten uns beide planlos an. Ich dachte noch an Cola, da platze Alisha heraus:

„Kannst du uns Alk mitbringen?" Er lachte.

„War ja klar Cousinchen. Ich werde mal sehen was sich machen lässt. Krieg ich dann das Geld? Opa wird nicht begeistert sein deinen Suff mit zu bezahlen." Angestrengt atmete sie die Luft aus.

„Ich bin gerade nicht wirklich flüssig..."

„Mein Portemonnaie ist in der Tasche an der Garderobe. Nimm dir da ein Zehner raus."

Alisha klammerte sich an meinen Arm. „Danke.Danke.Danke.", kreischte sie wie ein kleines aufgedrehtes Kind. Wie einem Hund tätschelte ich ihr den Kopf.

„Schon gut.", lachte ich. Levi war bereits im Flur verschwunden und kramte zwischen den ganzen Jacken.

„Welche ist es?", rief er uns zu.

„Die braune Umhängetasche mit den Lederhenkeln.", schrie ich zurück .

„Die sind alle braun!" Typisch Mann! Nach gefühlt Hundert weiteren Erklärungen wie die Tasche denn nun aussah, kam er mit dem Portemonnaie in der Hand wieder zu uns ins Zimmer. Er öffnete gerade den Reißverschluss und suchte nach einem Schein, als er anfing zu lachen.

„Was ist?", fragte ich missverständlich. Er hielt seine Entdeckung zwischen zwei Fingern hoch.

„Bist wohl sehr vielseitig beschäftigt.", sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Grinsen. Sofort war die Peinlichkeit zurück. Hitze schoss durch meinen Körper. Auch Alisha gluckste neben mir auf.

„Wenigstens ist sie beschäftigt im Gegensatz zu dir und jetzt pack das Kondom wieder ein.", befahl sie ihm lachend. Ermutigend klopfte sie mir auf die Schulter.

„Was habt ihr da?" Wie aus dem Nichts war Finn aufgetaucht, der Levin mit großen Augen musterte.

„Nichts.", sagten wir wie aus einem Mund während Levi das Kondom mit einem klaren Blick in meine Richtung in seiner Hosentasche verschwinden ließ.


Ein Blick auf die Uhr verhieß mir, dass es bereits 6 Uhr morgens war. Wie geplant hatten wir die Nacht durchgemacht, jedoch ohne Alkohol, weil Finn auch dabei war, und dafür mit um so mehr Filmen. Alkohol hatte Levi trotzdem reichlich mitgebracht, nur sparten wir ihn uns noch auf.

Nun saß ich da also im Wohnzimmer. Ich war die einzige die noch wach war, da alle anderen den Kampf gegen die Müdigkeit verloren hatten. Mittlerweile gingen mir auch einfach die Beschäftigungen aus. Eingekuschelt in eine Decke schweifte mein Blick einmal von der Couch aus durch den Raum. Finn hatte sich auf der einen Seite der Couch hingelegt, zusammengekrümmt wie ein Shrimp. Alisha lag mit dem Bauch auf dem Extrateil der Couch, das aussah wie ein riesiger Hocker. Ihre Arme hingen schlaff an den Seiten auf den Boden. Unmittelbar neben mir auf der anderen Seite der Couch lag Levi in der wohl skurrilsten Schlafposition die ich je gesehen hatte. Er sah so friedlich, so unschuldig aus. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie ließ mich sein Anblick ganz verrückt werden. Vielleicht weil ich endlich mal die Gelegenheit hatte in gründlich zu betrachten ohne dass er oder irgendwer anders es merkte. Sein markantes Gesicht lag zur Hälfte auf einem Kissen. Seine Haare hingen ihm verstrubbelt ins Gesicht. Sein Shirt war ein Stück hochgerutscht so dass ich freien Ausblick auf seinen trainierten Bauch hatte. Wie ferngesteuert griff meine Hand nach seinem Kopf und strich durch seine Haare. Ich musste lächeln.

Mit einem Gähnen streckte Alisha sich und öffnete verschlafen die Augen. Schnell zog ich meine Hand weg von Levi.

„Gott, ich hab mich schon lange nicht mehr so scheiße gefühlt.", sagte sie mit rauer Stimme.

„Psst." Ich hielt mir den Zeigefinger an den Mund um sie daran zu erinnern, dass die beiden Jungs noch schliefen. Ihr Blick fiel zu Levi. Ihr erst noch so verschlafen aussehender Blick verzog sich ruckartig zu einem sehr wachen Grinsen. Sie schien irgendwas auszuhecken. Schon stand sie auf, lief zur nächsten Kommode und holte einen Edding aus der Schublade.

„Das kannst du nicht machen.", pflichtete ich ihr bei, obwohl es mir schon in den Fingerspitzen kribbelte. Ungewollt musste auch ich grinsen.

„Und wie ich das kann."


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My best friends cousinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt