Kapitel 9

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Meiam öffnete die Augen. Sie musste wieder in Ohnmacht gefallen sein. Vor ihr stand ein riesiges Viech. Es hatte grosse blaue Augen, die aber nicht gefährlich sondern besorgt aussahen. Es war ein Drache. Ein grosser dunkelblauer Drache. Der Meiam komischerweise bekannt vor kam. Sie konnte ihn jedoch nicht einordnen. Es war als ob die letzten Wochen einfach ausgewischt waren. Oder waren es vielleicht sogar Monate? Das letzte an das sie sich erinnern konnte war das sie einen Neuen Auftrag hatte und mit Nalon, ihrem Drachen losflog. Nalon, wo war er, was war das für ein Drache? Warum hatte Meiam das Gefühl ihn zu kennen? Viele Fragen schossen durch Meiams Kopf und bereiteten ihr Kopfschmerzen. Langsam und ganz vorsichtig richtete sie sich auf. Ein stechender Schmerz zog sich durch ihren Körper. Der Drache machte vorsichtig einen Schritt auf sie zu und legte den Kopf schief. Als ob er besorgt wäre oder so. Behutsam streckte sie ihre Hand nach dem Drachen aus. Sie strich ihm über das Gesicht und kraulte ihm den Hals. Die Schuppen waren dort ganz weich und kühl. "Wer bist du blos? Und wieso kommst du mir so bekannt vor? Was mache ich überhaupt hier? Und wo bin ich? Wie bin ich hier hin gekommen? Was ist passiert?" Alle diese Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Es war beruhigend das sie nicht alleine war. Irgendwann schlief sie an den Hals des Drachens gelehnt ein.

In Janschoschs Kopf dröhnte alles. Er hörte eine Stimme, doch sie war verzerrt und er sah nur verschwommen. Um ihn herum drehte alles. Er vernahm ein lachen. Ein bösartiges Lachen. Er sah ein verzerrtes Gesicht. Dieser Typ hatte ihn KO geschlagen. Er fasste sich an seine Wange. Sie war warm, und feucht... und rot. Er hatte eine Platzwunde an der Schläfe. Jetzt reichte es ihm aber. Ihm wurden beide Mädchen genommen, man hatte ihn ohne Grund eingesperrt, (ok fast ohne Grund), und dann wird er KO geschlagen. Das alles nur weil er unachtsam war. Das passierte ihm in letzter Zeit öfters. Seit er Meiam beschattete. Auf dem Gipfel als die Feuerdrachen kamen, auf dem Markt als er Meiam suchte und sie ihn fand bevor er sie fand. Überhaupt hätte er sie gar nicht erst verlieren dürfen. Dann die Sache mit dem fremden Mann auf dem Flur. Dies konnte er ja noch einigermasen retten, aber jetzt wurde er eingesperrt, Meiam war irgendwo, nackt, auf einem Berg oder wonst wo wenn sie (so befürchtete Janosch) versuchte aus der Höle zu gelangen. Und Philia... Janosch wusste nicht ob die Schiffscrew sie gefangen hatte oder ob sie fliehen konnte. Wenn sie sie tatsächlich geschnappt hätten, dann wäre sie mit grosser wahrscheinlichkeit bereits tot oder auf dem Tiermarkt verkauft an einen reichen Kaiser der noch ein Haustierchen brauchte. Daran wollte Janosch erst gar nicht denken. Er hatte versagt. Er hatte richtig übel versagt. Er hatte sich geschworen, nachdem er aus dem Waisenhaus floh, nie wieder zu versagen. Sich selbst so zu beherschen, dass er sich immer konsentrieren konnte und sich von nichts mehr ablenken lies. Dieser Schwur beinhaltete auch Gefühle. Gefühle für andere Menschen, speziel für Mädchen. Genau das ist ihm jetzt passiert. Meiam war eine Ablenkung. Er hatte eine klare Mission. Sie hätte ihn niemals sehen dürfen. Niemals. Als Janosch so auf dem Boden lag und ihm alle diese Gedanken durch den Kopf gingen, machte er eine zwewite Abmachung mit sich selbst. Er versprach sich selbst, das sobald er hier heil rauskam, würde er nach Meiam sehen, aber ohne das sie ihn jemals wieder sah. Sie sollte glauben er wäre abgehauen oder tot. Dieser Gedanke schmertzte zwar sehr in seiner Brust aber er hielt es für das Beste. Die einzigste Ausnahme sich ihr wieder zu zeigen war wenn der Brief in Gefahr war. So machte er eine zweite Entscheidung, auf dem Boden eines Handelsschiffes, mit blutüberströmtem Gesicht, gefangen von Kriminellen die alles tun würden um das zu bekommen was sie wollten.

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