Kapitel 12

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Meiam kam am anderen Ende des Dorfes an. Sie lief durch den Wald mit einem grossen Sicherheitsabstand vom Dorf entfernt. Der unbekannte Drache wartete solange auf der Lichtung.

Ca. 30 Meter vom Haus entfernt war der Waldrand, und Hohes Gras wuchs bis an den Dorfrand heran. Es hatte einen kleinen Pfad der vom Dorf aus in den Wald hinein führte aber den konnte Meiam ja schlecht benutzen.

Die Wäscheleine war nicht hinter dem Haus sondern gegen die Dorfmitte ausgerichtet. Das ärgerte Meiam, da man sie von diesem Standpunkt aus sehr gut sehen konnte und sie auf der freien Fläche keine versteckmöglichkeiten boten.

Meiam kniete sich ins hohe Gras um erst einmal die Lage zu beobachten und einen perfekten Plan auszuarbeiten.

Die Halme der Gräser kitzelte sie an den nackten Beinen und Meiam versuchte so gut wie möglich die Jacke die sie trug um sie zu schlingen.

Meiam sass lange so da. Als die Sonne schon sehr hoch stand und aus allen Häusern Essensgeruch aufstieg wusste sie, dass sie nicht mehr lange warten musste. Ein feiner Geruch von süssem Reis und warmer Chillisosse stieg ihr in die Nase. Das roch gut. Wie aufs Stichwort began ihr Magen zu knurren. Wann hatte sie das letzte Mal gegessen? Es fühlte sich nach einem Jahrhundert an.

Eine Tür wurde aufgestossen und Meiam blickte hoch. Endlich tat sich etwas. Am anderen Ende des Dorfes, ganz in der Nähe von dem Ort wo sie vorher gestanden hatte kam eine junge, hagere Frau aus dem Haus. Sie rief nach den Kindern für das Mittagessen. Die Kids die auf dem Staubigen Dorfplatz Fussball gespielt hatten verabschiedeten sich von einander und zwei der fünf Kleinen verschwanden in dem Haus, aus dem ihre Mutter gerufen hatte. Auch die anderen Drei liefen lachend nach Hause.

Jetzt war es ganz still. Man hörte nur die Vögel im Wald, die unermüdlich ihre Lieder zwitscherten.

"Jetzt oder nie", dachte Meiam und rannte los, durch das Gras, den Blick starr auf ihr Ziel gerichtet. Als sie bei der Wäscheleine ankam stellte Sie enttäuscht fest, dass es keine Kleidung war die in der Mittagssonne trocknete, sondern nur Bettwäsche und Laken.

Meiam schnappte sich eines der Tücher. Sie musste eben etwas daraus nähen, dass sie anziehen konnte. Zumindest war das schon besser als nackt dur die Gegend zu marschieren. Gerade als sie sich umdrehen wollte um zurück in den Wald zu laufen ging die Tür des kleinen Häuschens auf. Meiam nahm nur eine Silhuette auf, dann rannte sie los.

Janosch rückte mehr in die Ecke seines Gefängnisses. Dort war es dunkler. Ob der Mantelmann wohl wusste wer er war?

Die Ratte grinste breit. Seine Zähne glänzten in dem fahlen Licht. "Bitte Mr.", sagte er an den Mantelman gerichtet. "Fragen sie Ihn wass sie wollen. Ich warte solange draussen."

Er machte auf dem Absatzt kehrt und verschwand wieder im Gang.

Der Mantelman hatte Janosch noch nicht angesehen. Sein Blick schweifte durch den Raum. Dann fing er an zu sprechen, immer noch ohne Janosch anzublicken.

"Weisst du warum du hier bist?" Janosch wusste nicht was er antworten sollte, oder was dieser Mann hören wollte. Deshalb entschied er sich dafür nichts zu sagen. Der Mantelmann schien auch gar keine Antwort zu erwarten. Er sprach weiter. "Natürlich weisst du das. Du weisst viel. Die Frage ist nur wie viel. Ist es genug um...? oder vielleicht weisst du...?" Er beendete seine Sätze nicht.

Er ging im Raum auf und ab. Seine Stimme klang ruhig und kontrolliert, aber an seiner Körperhaltung erkannte Janosch, dass er ganz schön angespannt war. Er war nervös, dass merkte Janosch. Aber was war der Grund dafür?

"Erzähle mir, was weisst du?" Janosch begriff nicht wovon dieser Mann sprach. Er wusste nicht was er antworten sollte, deswegen schwieg er.

Dieses mal schien das dem Mantelmann aber nicht zu genügen. "Ich hab gesagt du sollts mir erzählen was du weisst!!! Du dreckiger kleiner Wicht!..... ERZÄLE ES MIR!!" Janosch zuckte zusammen. Oh ja, dieser Mann war nervös. und sogar sehr. Aber worum ging es?

"Ich, ich..." Janosch räusperte sich. Der Mantelmann hatte ihn noch nicht erkannt, und Janosch wollte dass dies auch so bleibt. Wenn er ihn jetzt an seiner Stimme erkennen sollte wäre das sehr dumm.

"Ich weiss nicht wovon sie sprechen", sagte er deshalb mit verstellter Stimme. Eine unheimliche Stille legte sich über den Raum. Der Mantelman blieb stehen. Er nahm sich eine Kippe aus der Manteltasche und zündete sie sich an. Nach einem kräftigen Zug und den ersten Rauchschwaden die er genüsslich auspustete drehte er sich um und schaute Janosch direkt in die Augen.

Scheisse dachte Janosch jetzt hat er mich.

DrachenläuferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt