POV Luna
GNAAAARF! Warum zur Hölle müssen die denn so laut sein?! Wütend schlage ich gegen die Wand.
„Leise! Ich will schlafen!", schreie ich. Hoffentlich sind die jetzt endlich ruhig!
Ja, es wird tatsächlich leise. Beruhigt lasse ich den Kopf auf das Kissen fallen und schließe die Augen.
Als ich gerade fast eingeschlafen bin, höre ich plötzlich wieder Geräusche von nebenan.
Boah ey, was ist denn daran so schwer einfach LEISE zu sein?! Seit Michael, mein Onkel, diese blöde Kuh aus Schweden mitgebracht hat, geht das jede Nacht so! Noch einmal schlage ich mit aller Kraft gegen die Wand.
„RUHE JETZT!" Es wird still. Auf einmal wird meine Tür aufgerissen und mein Onkel steht da. Er trägt nur eine Unterhose und sieht mich böse an.
„Luna, bist du bitte mal still?!"
Was zur...?!
„Man ey, ich muss verdammt noch mal schlafen! In drei Stunden muss ich wieder zur Schule! Und außerdem krieg ich noch n Trauma von euch!" Wütend funkele ich ihn an. Michael funkelt zurück, und auf einmal steht die Tusse neben ihm.
„Oh – LUNA. Solltest du nicht längst schlafen?", fragt sie mich abschätzig mit ihrer hochnäsigen Stimme.
Ich baue mich vor den beiden auf und zische: „Ich würd ja gerne. Aber im Raum neben mir schläft mein Onkel lautstark mit einer aufgedonnerten hässlichen Tussi, die nur geldgeil ist!" Mit diesen natürlich abgrundtief bösen, verletzenden Worten (ja nee is klar xD) nehme ich meine Jacke und zwänge mich zwischen Onkel und Tusse durch in den Flur.
„Boah kacke, warum muss Schuhe schnüren so lange dauern?!", murmele ich, während meine zittrigen Finger mit den Schnürsenkeln kämpfen. Ich gebe auf und werfe mit einem „Ach scheiß drauf!" die Haustür hinter mir zu. Ich höre Michael meinen Namen rufen, doch ich achte nicht darauf. Ich lasse das Haus Nummer 17 hinter mir und renne in Richtung U-Bahn-Station.
„Geh schon ran, Frodo!", flehe ich.
„Luna?", kommt es verschlafen aus dem Handy, „'S was passiert? Was'n los?" –„Kann einer mich an der U-Bahn abholen? Bitte? Ich erzähl dir gleich was los ist, aber kann ich bitte bei euch pennen?" Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie Frodo die Stirn runzelt und angestrengt versucht, um drei Uhr nachts so viele Wörter zu verarbeiten und am besten noch zu verstehen.
„Ich komme, aber sach mir erst ob wat Schlimmes passiert is und ob Blut spritzt!" Ich muss kichern.
„Weder schlimm noch Blut. Bitte einfach nur abholen!" – „Ok, ich bin in zehn Minuten da. Bis gleich!", verabschiedet Frodo sich.
„Danke fürs Holen"- „Kein Ding, is ja nur drei Uhr nachts", gähnt er und gibt Gas, sobald ich angeschnallt bin.
„Also, was los?" Ich seufze und gähne erst einmal herzhaft mit, bevor ich berichte: „Michael hat ne Freundin. Hat er sich aus Schweden mitgebracht. Gott, ich hasse diese Frau! Sie mich übrigens auch." Frodo sieht mich von der Seite an. Ich dürfte ganz lustig aussehen – bunt geblümte Schlafanzughose, Coca Cola-Shirt, Jeansjacke und rote Lieblingschucks natürlich. Außerdem trage ich seit einer Weile Ringe – das ist dann auch der einzige Schmuck... Auf jeden Fall ist der Ring, den ich niemals ablege, ein schlichter Echtsilberring von meiner Oma. Die übrigens schon tot ist, seit ich sieben bin. Aber egal, ich schweife ab!
Frodo redet mit mir. Luna, Ohren wieder einschalten!
„...und warum genau kannste dann nich da bleiben? Machen die...?" Ich nicke mit bitterem Lachen.
„Seit Micha wieder da ist, kann ich nich mehr pennen, weil die es JEDE NACHT miteinander treiben wie Tiere. Echt ein Wunder, dass ich nich schon traumatisiert bin! Also, nich mehr als eh schon..."
Ich grinse Frodo an. Dieser schüttelt den Kopf und schimpft leise vor sich hin.
„Ein Kind... und dann sowas! ...erst 13! Man kann doch... so ein...! Wenn ich...!"
Die Wortfetzen, die ich verstehe, lassen auf eine Tatsache schließen: Frodo würde meinen Onkel grade sehr gerne umbringen.
Wir steigen aus dem Auto aus und ich laufe schon vor.
„Frodo? Schlüssel?", rufe ich.
Frodo erstarrt und tastet alle Taschen ab. „So ein Mist! Musst klingeln!", antwortet er leicht sauer. Ui, den muss ich gleich mal beruhigen. Ich schlaf einfach bei ihm und lass ihn singen, denke ich. Manchmal summt Frodo kurz bevor er einschläft. Dann sage ich, er solle einfach singen – und meistens singt er dann tatsächlich für mich. Schön leise und ruhig, damit die anderen das nicht hören.
„Wer is da?" Das ist Jakos verschlafene Stimme.
„Der Weihnachtsmann. Lässt du mich bidde rein, Jako?", frage ich bibbernd, denn es ist nachts im Moment alles andere als warm. Der Summer ertönt und ich drücke die Tür auf.
In der WG ist es still. Wahrscheinlich ist Jako direkt wieder ins Bett gegangen. Gestern und vorgestern hat er durchgemacht, das hat Felix mir erzählt. Felix macht sich im Moment Sorgen um die andere Hälfte Fewjars. Er findet, Jako sei abwesender als sonst und irgendwie traurig. Ich hab dieses Gefühl bei Jako auch, aber jetzt gerade ist mir das egal – ich will nur schlafen.
Wie selbstverständlich gehe ich in Frodos Zimmer und werfe mich in sein Bett.
„Och Luna, muss das? Kannste nich wenigstens Schuhe ausziehen?", meckert er. Seufzend richte ich mich wieder auf und reiße mir die Schuhe von den Füßen. Schuhe und Jacke werfe ich einfach in den Raum. Ausnahmsweise schmeiße ich nichts kaputt, ein Weltwunder!
Dann kuschle ich mich in die Decke. Frodo liegt schon dort und fängt nach einer Weile tatsächlich an, zu summen.
„Frodo?", murmle ich. „Hm?" – „Singst du?" – „Och Luna... was denn?"
Ich überlege. Mit Texten hat Frodo immer Schwierigkeiten, merken ist nicht unbedingt sein Ding. Also wähle ich ein wunderschönes Lied, das Frodo hoffentlich noch einigermaßen hinbekommt – „Polemonium"
Er setzt sich auf und seufzt.
„Puuh... Wie ging dat denn noch ma?"
Ich rattere die ersten Zeilen herunter: „May I be a thought risen from my imagination? As the mean against myself as a definition? Even so knowing that I am I and ever will be me, breathing the air my ancestors breathed."
Frodo nickt, schließt die Augen und beginnt zu singen. Als er beim Refrain angekommen ist, stockt er. Ich singe kurzerhand mit: „Envision a shape, all you can see is just it's scape, a blossom is your ceiling..."
Als das Lied zu Ende ist, sieht Frodo mich überrascht an.
„Du kannst ja singen!"
Ich schüttele den Kopf. „Red kein Scheiß, meine Stimme ist Dreck."
Frodo widerspricht immer und immer wieder – doch ich lasse mich nicht überzeugen.
„Na egal. Schlaf jetzt.", seufzt er dann. „Gute Nacht".
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Wo ich bin ist Lila !
FanficJoa das ist die Fortsetzung von " Wär ich ein Mädchen, würd ich jetzt kichern" Wer dies noch nicht gelesen hat empfehl ich es erst den 1. teil zu Lesen und dann das hier. Viel Spaß mit der Fortsetzung.