o.1 L.

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Man müsse mich für verrückt halten, einfach ein kleines Kind im Wald auszusetzten.

Ja, womöglich bin ich dies auch.

Ich konnte noch nie mit Kinder umbringen.

Ich habe bereits Kinder gebären lassen.

Diese jedoch einfach bei fremden Menschen gelassen.

Man hätte mir sicherlich schon bald meine Kinder wegegeben, warum nicht gleich so?

Meinetwegen kann dieses Kind sterben, weshalb ich es auch im Wald aussetzen werde.

Krank, ich weiß.

Warum nicht zur Adoption mit diesem Kind?

Er hatte es verdient zu sterben.

Er hatte mein leben ruiniert, ebenfalls wie die anderen. Damals wollte ich sie aber am Leben lassen, fragt nicht wieso.

Ich weiß nicht einmal warum genau ich diesen Brief schreibe, vielleicht weil jemand ihn finden könnte?

Nun gut.

Ich habe mir nicht die Mühe gegeben ihm einen Namen zu geben.

Rausgekommen wäre sowieso etwas wie, ich weiß nicht, eine Beleidigung?

Nennt ihn wie ihr wollt.

„Das nun tote Kind" oder so.

Geboren ist er am 16. Juli 1996 in Sydney

Falls das jemand wissen möchte.

Er hat 2 Brüder, ob diese Tot sind, interessiert mich nicht.

Andrew wird froh sein, das ich unsere Kinder weggab (er glaubt ich habe sie weggegeben, was ja so ungefähr stimmt. Immerhin habe ich die 2 älteren vor irgendwelchem Hause abgestellt)

Er wird zurück kommen. Ich freue mich schon so.

Er liebt mich.

Liz

Wieder und wieder las sich Luke diesen Brief durch. Er verstand mit seinen mittlerweilen 15 Jahren immer noch nicht wie grausam ein Mensch sein könne. Welche Mutter setzt schon sein Kind einfach im Wald aus?

Seine Eltern, das etwas ältere Ehepaar welches ihn groß zog, erzählten ihm wie sie ihn fanden.

Er erinnerte sich wie er damals auf den Schoß seiner Mutter saß, die Beine um ihr geschlungen und der Kopf an ihrer Brust gelehnt. Er hörte ihr gespannt zu.

»Es war kalt draußen, ich schätze so um die 7 Grad, naja es war um diese Jahreszeit ungewöhnlich so eine kalte Winter Temperatur im Sommer zu haben. Aber ja, es war kalt. Ich hatte im Haushalt alles erledigt und wollte noch ein wenig Spazieren gehen, ehe ich mich hinlegen würde. Josh arbeitete noch im Keller, er wollte unbedingt an diesem Tag sein Werkstück fertig bekommen, ich fand das in Ordnung er musste nicht mit kommen. Ich hatte sowieso nicht vor um diese späte Zeit noch lange draußen zu sein. Ich nahm also meinen Mantel und meine Uhr, damit ich die Zeit ja nicht vergesse und ging dann hinaus. Josh und ich gingen zum Spazieren immer den gleichen Weg, wir wollten uns nicht verlaufen. Zwar wohnen wir hier im Wald, aber es könnte ja immer mal sein das man sich verlief. So lief ich auch heute diesen Weg. Diese frische Brise sie... ach ich komme vom Thema ab. Nun, ich ging also den Weg weiter und als ich mich schon wieder umdrehen wollte, um den Heimweg anzutreten, hörte ich etwas leise Rascheln. Und da ich einfach zu neugierig bin was im Wald alles so geschieht, wagte ich es in Richtung des Raschelns zu gehen. Umso näher ich kam umso besser konnte ich es hören. Dabei war ich auch ganz leise, es konnte ja sein das es ein Tier ist und ich wollte es nur ungerne verscheuchen. Als ich nah genug dran war, sah ich mehrere verschmutze Decken liegen. Ich verstand nicht richtig, so zog ich die Decken langsam und vorsichtig zur Seite und erblickte ein kleines Baby. Oh Lucas! Du warst so klein, ein Baby! Ich sah dich erst ein wenig an bis ich realisierte das du ein ausgesetztes Baby bist, Luke. Mir kamen die Tränen. Wie kann man nur so etwas einem kleinen neugeborenen Geschöpf nur an tun? Vorsichtig nahm ich dich mit den Decken in meinen Armen, drückte dich an mich und eilte in das Warme. Dort rief ich in Tränen nach Josh, er solle wärmere Decke bringen und sich beeilen. Er tat wie gehorchen, wusste aber nicht dass ich dich in Armen hatte, er war noch im Keller. Aber er eilte schnell. Mit mehreren Decken kam er in die Stube und reichte mir die Decken. Als er dich sah, oh Luke, er verstand nichts. Ich nahm die verdreckten dünnen Decken von dir und wickelte dich in die dickeren. Josh meinte erst wir sollten dich zur Polizei bringen, doch ich verneinte. Wir konnten keine Kinder zeugen, weshalb ich Gottes Geschenk groß ziehen wollte. Josh war einverstanden. Die nächsten Tage fuhr er in die Stadt um Kleidung und Nahrung zu kaufen. Ein Bett für dich baute er aus eigener Hand. Bis das Bett fertig war, schlief ich neben dir und passte auf dich auf. Der Brief, der bei dir beilag, las ich erst Tage später. Er schockte mich. Du warst erst eine Woche auf dieser wunderbaren Welt, als ich dich fand. Was aber auch hieß das du noch wenige Tage bei deiner leiblichen Mutter dich befunden hast.«

Nach diesem Gespräch, weinte seine Mutter bitterlich. Sie konnte nicht anders. Ihr tat es im Herzen weh. Luke schlug seine Arme um sie als er merkte wie sie weinte.

 Immer wen Luke sich diesen Brief durch las, saß er die wenigen Minuten wie versteinert da. Seine Eltern ließen ihren Sohn immer für den Moment in Ruhe. Er mochte es nicht gestört zu werden, was beide auch verständlich nahmen. Jeder von ihnen hat Momente in denen man alleine sein möchte, was auch jeder Verständnisvoll akzeptierten.

Waldjunge || MukeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt